Coit Tower Telegraph Hill San Francisco

Der lange Weg bis oben

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Die Rückseite des Coit Towers ist recht fotogen (231kb).

Unser Ausflugsziel am zweiten Urlaubstag in San Francisco war der Coit Tower. Der Ausblick von diesem auf dem rund 87 Meter hohen Telegraph Hill gelegenen Denkmal war bereits bei meinen ersten Urlauben so beeindruckend, dass ich dies meinen diesmalig mitreisenden Freunden nicht vorenthalten konnte. Überhaupt gehört der Coit Tower zum Pflichtprogramm wenn ich in der Stadt bin, genauso wie Twin Peaks und die Marin Headlands.

Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Wäre auch ärgerlich wenn's nicht so wäre bei dem steilen Anstieg (260kb).

Wir parkten also in der Nähe des Embarcadero in der Beach Street und machten uns dann zu Fuß auf den kurzen aber steilen Weg hinauf zum Tower. In der Stockton Street, die uns nach Süden den Telegraph Hill hinauf bis zur Lombard Street führte, entdeckten meine Freunde eine Pharmacy. Sie hatten gehört, dass man in Amerika günstig Aspirin einkaufen könne. Also machten wir sogleich einen Stopp. Der Geheimtipp stimmte, man bekam 1.000 Aspirin für sagenhafte 7 Dollar - und ich Depp hatte in meiner Reiseapotheke 20 Aspirin direkt für 3,95 Euro... Ein modischer Ersatz für die vergessene Sonnenbrille wurde auch gefunden, und es konnte weitergehen. Ein paar Meter, denn wir waren schon durstig und da war eine kleine einladende Mall. Für jeden eine Cola, dazu noch ein paar Freimarken für die ersten Postkarten und Briefe - was man nicht alles so braucht. Doch jetzt sollte es endlich den Berg hinauf gehen.

Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Die Aussicht entlohnt. V. l. n. r.: Filbert, Greenwich und Lombard Street (227kb).

Lombard Street, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Bunte Häuser in der Lombard Street (295kb).

Die Sache hat so ihre Faszination. Die Straßen haben wirklich ein ziemliches Gefälle, und man stapft so von Querstraße zu Querstraße, um dann oben angekommen einen neugierigen Blick nach links und rechts zu werfen. Mindestens auf einer Seite geht wieder eine Straße bergab und bietet eine tolle Aussicht auf die Bay, und auch der Blick zurück lohnt in aller Regel. Doch auch die Häuser um einen herum sind sehenswert. Vorwiegend alte Bausubstanz im originalen oder modernisierten viktorianischen Stil - Experten mögen mir verzeihen wenn ich sie als meist schmale Holzhäuser mit Erkern beschreibe - sind stufenförmig an der Straße aneinandergereiht. Jedes Haus ist irgendwie anders; eine andere Farbe, eine andere Form. Zwei Dinge haben sie jedoch alle gemeinsam: ihre Größe und die Haustreppen. Bei vielen Häusern kann man bequem auf der linken Frontseite ins Erdgeschoss gelangen, während auf der rechten Seite drei Stufen reichen um den ersten Stock zu erreichen. Ansonsten bestimmen Treppen der verschiedensten Formen das Straßenbild. Wenn man drauf achtet, findet man überall Außentreppen. Vielleicht macht das ja, gepaart mit dem Baustoff Holz und der zwei- bis dreigeschossigen Bauweise den besonderen Flair der Stadt aus. Und - beinahe hätte ich es vergessen - San Francisco ist eine grüne Stadt. Wenn auch nicht an jeder Straße, so gibt es doch fast überall Bäume und Parks, die das Stadtbild auflockern.

Lombard Street, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Die Lombard Street der Länge nach (278kb).

Grant Avenue, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Grant Avenue Richtung Osten (244kb).

Von der Ecke Grant Avenue / Lombard Street aus hat man einen der schönsten Aussichten einerseits nach Westen auf die sich am gegenüberliegenden Hügel (Russian Hill) anschmiegende kurvige Stelle der Lombard Street und nach Norden die Grant Avenue hinunter auf Pier 39 und Angel Island. Hier sollte der Hobbyfotograf seine Kamera zücken und das dicke Tele aufschrauben, denn von nirgendwo sonst bekommt man die Kurven der Lombard Street so schön auf Augenhöhe fotografiert.

Pier 29, Embarcadero, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Embarcadero mit Pier 29  (300kb).

Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Was will uns der Künstler mit diesen fetten Wüstensöhnen bloß sagen? (196kb)

Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Man wird es nicht herausfinden. 2009 waren sie verschwunden (325kb)

Wir folgten weiter der Lombard Street nach Osten. Die weltberühmte Straße endet mit Beginn einer Rechtskurve, wo sich der Telegraph Hill Boulevard anschließt und in einer langgezogenen Linkskurve um den Hügel herum bis schließlich zum Coit Tower hinaufzuführen. Zunächst gibt es aber am Ende der Lombard Street wieder eine tolle Aussicht zu genießen. Ein vielleicht 50 Meter langes Metallgeländer sichert den Standort, zu dessen Füßen es steil bergab geht. Die Aussicht reicht von Norden, wo der Blick auf ein paar moderne Skulpturen auf einem Häuserdach fallen, hinunter zu den Piers 35 bis etwa 15 und den zwischen diesen und dem Standort liegenden Häusern und Straßen. Der Blick zurück auf die Lombard Street lässt in der Ferne des gegenüberliegenden Russian Hill die berühmten Serpentinen erkennen.

 

 


Pioneer Park

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich im Innenradius der Straßenrechtskurve ein winziger Teil des den Coit Tower komplett umgebenden Pioneer Park mit einem kleinen Denkmal.

Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Der Pioneer Park unterhalb des Coit Towers (347kb)

Pioneer Park, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Denkmal im Pioneer Park (434kb).

Der Park existierte schon rund 60 Jahre vor dem Bau des Coit Towers und war einer der ersten in San Francisco. Er wurde an der Stelle errichtet, wo zwischen 1849 und 1853 der Telegraphenmast der Marine gestanden hatte - ein Mast mit zwei Holzarmen, über den ankommende Schiffe gemeldet wurden. Als schließlich ein elektrischer Telegraph bei Point Lobos seine Dienste übernahm, wurde ein Teleskop für Touristen an dessen Stelle aufgebaut, der Hügel wurde Telegraph Hill genannt. Dank der exorbitanten Lage entwickelte sich der Hügel mehr und mehr zum Anziehungspunkt. Schließlich sahen sich 22 Geschäftsleute veranlasst, die Parzelle zu erwerben und zu deren Schutz einen Park zu errichten und so der fortschreitenden Ausbeutung entgegenzuwirken. Diesen Park schenkten sie der Stadt unter der Auflage, ihn Pioneer Park zu nennen. In den Folgejahren bemühten sich zahlreiche Projekte um die Verschönerung des Parks und des Hügels. Doch erst die Errichtung einer Straße von 1917 bis 1923 erschloss das Gebiet wirklich. Verschiedene Bauprojekte von Aussichtsplattformen und Terrassen bis zu Plänen für eine Panthenonreplik, einem deutschen Schloss oder einen Nord-Süd Tunnel für die Montgomery Street wurden schließlich 1931 zugunsten der Errichtung des Coit Towers aufgegeben, mit dessen Bau 1933 begonnen wurde.

Dem Park ist es heute zu verdanken, dass der Telegraph Hill mit seinem auf dessen Spitze stehenden Turm als einer der wenigen Hügel der Stadt nahezu unbebaut ist und so tatsächlich als weithin sichtbares Wahrzeichen San Franciscos in die Geschichte eingeht.

Rund eine Viertelstunde verbrachten wir am Aussichtspunkt am Ende der Lombard Street. Ein Wasserflugzeug startete, Yachten kreuzten durch die Bucht und vor den Piers schlängelte sich der Verkehr über den Embarcadero. Dann folgten wir dem Telegraph Hill Boulevard hinauf zum Coit Tower.

 

 


Telegraph Hill Boulevard
Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

St. Peter and Paul ist von den ca. 100 Kirchen noch am besten als solche erkennbar (348kb).

Filbert Street, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Filbert Street, im hinteren Teil die steilste Straße San Franciscos (307kb).

Die vermutlich einzige gekrümmte Straße nördlich der Market Street und östlich der Van Ness Avenue (mit Ausnahme des Extrems Lombard Street) windet sich von Norden her entgegen des Uhrzeigersinns südlich um den Telegraph Hill herum und bietet einen Rundumblick auf die gesamte Stadt. Ist zunächst auf der rechten Seite noch Bebauung vorhanden, öffnet sich schon bald die Sicht hinunter auf die Straßenschluchten, Häuser und gegenüberliegenden Hügel. Bäume und Sträucher entlang des Aufstiegs verstärken den Eindruck, von weit außerhalb auf die dichtbebaute Metropole herabzuschauen. Tatsächlich befindet man sich natürlich mittendrin. Wenn ich von Aufstieg rede so ist dies tatsächlich eine mäßig steile Straße, die sich in einer weiten Linkskurve den Berghang emporschwingt. Auch wenn der Ausblick die Blicke fesselt sollte man doch immer daran denken, dass jederzeit ein Fahrzeug den Berg hinauffahren kann.

Transamerica Pyramid, Bank of America, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Transamerica Pyramid und Bank of America (211kb).

Oakland Bay Bridge, San Francisco, Kalifornien

Gibt es wohl eine noch bessere Sicht auf die Oakland Bay Bridge vom Land aus? (244kb)

Der Ausblick ist ähnlich wie vom Coit Tower selbst, jedoch logischerweise aus niedrigerer Höhe und dadurch aus der umgebenden und einrahmenden Natur heraus. Immerhin ist der talseitige Straßenrand mit Bäumen und Büschen bewachsen. Ganz auf der rechten Seite kann man zu Anfangs die Golden Gate Bridge hinter dem grünen Blätterdach des Presidio sehen während beim weiteren Aufstieg die erkennbare Bebauung der Stadt von niedrigen Gebäuden übergeht zu 30- und mehrgeschossigen Hochhäusern wie dem Pyramid Tower oder der Bank of America. Die meiste Zeit verbringt man wohl damit, im Häusermeer bekannte Orientierungspunkte zu finden - den Stadtplan immer vor dem geistigen Auge -, und Motive für ein Foto, oder zwei oder zehn oder hundert...

Golden Gate Bridge, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Auf der anderen Hügelseite sieht man die Golden Gate Bridge und Aquatic Park (180kb).

Alcatraz, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

So nah und doch so fern: Alcatraz, die Festung in der Bay (244kb).

Der erste Abschnitt der kurzen Straße führt geradeaus nach Südosten. Hier schaut man nach Westen in viele der Straßenschluchten wie Filbert und Greenwich Street hinein. Da dies aus niedriger Höhe geschieht bieten sich reizvolle Fotomotive. Es folgt eine langgezogene Linkskurve, an man sicher die meiste Zeit verbringt, da sich die Aussicht permanent verändert. Im letzten Abschnitt versperrt die dichter werdende Vegetation fast den Blick nach Osten auf die Bay. Am Ende des Telegraph Hill Boulevard gelangt man schließlich zu einem runden Parkplatz, der sich auf der Nordseite des Coit Towers befindet.

Natürlich kann man hier auch mit dem Auto oder dem Bus hochfahren, aber der Eindruck dürfte dann lange nicht so nachhaltig sein wie bei diesem gemütlichen Fußmarsch. Ein Grund, warum es mich immer wieder an diesen Ort hinzieht.

 

 


Coit Tower

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Tafel zum 50. Jubiläum des Coit Towers (484kb)

Christoph Columbus Monument, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Das Columbus Monument vor dem Coit Tower (278kb)

Pyramid Tower, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Der Pyramid Tower in voller Pracht, gesehen von der Turmspitze (156kb).

Golden Gate Bridge, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Durch die Bäume gelinst... (167kb)

Eine der höchsten Erhebungen in der Stadt ist der Telegraph Hill. Auf dessen Kuppe wurde 1934 im Pioneer Park der zu einem Wahrzeichen San Franciscos gewordene Coit Tower errichtet. Das Design stammt von Arthur Brown. Das Bauwerk erinnert an die Freiwillige Feuerwehr, die nach dem großen Beben von 1906 in der Stadt heldenhaft die Feuersbrünste bekämpft hatte (ein Bild der Stadt nach dem Beben und dem Feuer findet Ihr im Artikel über die Academy of Sciences). Gestiftet wurde der Turm von der exzentrischen Millionärin Lillie Hitchcock Coit, die Tochter eines reichen Börsenmaklers. Diese kam 1851 im Alter von 8 Jahren in nach San Francisco und wurde noch im selben Jahr bei einem Brand von der Feuerwehr gerettet. In der Folge begeisterte sie sich für die Feuerwehr und wurde von dieser zum Ehrenmitglied der "Knickerbocker Engine Co. 5" ernannt. Lillie Coit war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich: sie rauchte Zigarre und trug Hosen. Nach dem Tod ihres Mannes Howard Coit zog sie 1885 nach Europa. Sie hinterließ der Stadt bei ihrem Tod in San Francisco 1929 insgesamt 100.000 Dollar, von denen der 68 Meter hohe Bau finanziert wurde. Die Ähnlichkeit des Bauwerkes mit einer Feuerwehrspritze ist übrigens rein zufällig. Der Durchmesser des Turmes ist an seinem Sockel 50 Zentimeter größer als an seiner Spitze, um dem Betrachter von der Aussichtsplattform aus einen gleichmäßigen Umfang vorzutäuschen.

Alcatraz, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Blick vom Vordereingang des Coit Towers über den Parkplatz auf Alcatraz (210kb).

Alcatraz, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Hinter dem Coit Tower, Blick auf den Financial District (311kb).

Vor dem Tower befindet sich ein großer runder Platz, der als Parkplatz dient. Aufgrund der hohen Beliebtheit ist zumeist jedoch kein freier Stellplatz mehr verfügbar. Der Fußmarsch hierher ist ohnehin viel interessanter. Den Platz vor dem Tower dominiert das zentral aufgestellte, westwärts schauende Christopher Columbus Monument, das 1957 von der italienischen Gemeinde North Beach gestiftet und von Vittorio Colbertaldo geschaffen wurde. Steigt man die paar Stufen zum Haupteingang des Towers empor hat man außerdem eine schöne und von grünem Bewuchs eingerahmte Aussicht auf die Bucht und Alcatraz. Zwar kann man auch vom Parkplatz aus die Bucht sehen, doch muss man dazu auf das Mäuerchen klettern, um über die Hecken und Büsche schauen zu können (sofern sie zwischenzeitlich nicht geschnitten wurden). Natürlich darf eine unscheinbare amerikanische Flagge, die den Nordhang deutlich überragt, nicht fehlen.

Neben der Straße, die sich sichelförmig den Hügel hinaufwindet, führen zwei große Treppen zum Coit Tower empor. Filbert Steps ist eine reizvolle hölzerne Treppe, die durch Gartenanlagen zum östlichen Ende des Hügels hinunter führt. Zu Füßen dieser Freitreppe an der Kreuzung von Filbert und Battery Street befindet sich der Hauptsitz der Firma Levi-Strauss mit einem kleinen Platz, Restaurants und Cafes. Hier findet man eine Dauerausstellung über die Geschichte der Bluejeans, die in San Francisco während des Zeitalters der Goldsucher erfunden wurde (siehe Levi Strauss). Mit etwas Glück kann man bei einem Abstieg auch die berühmten Papageien mit ihrem grünen Federkleid und den roten Köpfen in den Gartenanlagen sehen, die im Buch "The wild parrots of Telegraph Hill" von Mark Bittner erwähnt werden. Wenn man sich ihnen nähert reagieren sie mit lautem Kreischen. Dann sollte man stehenbleiben und schauen, ob man die ansonsten scheuen Tiere im grünen Laub erkennen kann. Auf der anderen Seite des Hügels führt Greenwich Stairs hinunter zum Telegraph Hill Boulevard.
Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Im Inneren des Coit Towers... (227kb)

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

... zeigen die berühmten Wandmalereien... (259kb).

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

... das Leben in den 1930ern (274kb).

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Viele Details sind verewigt (248kb).

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Warten vor dem Aufzug (161kb).

Empfehlenswert ist in jedem Fall, einen Blick ins Innere des Coit Towers zu werfen. Dazu kann man entweder von der Parkplatzseite die Stufen emporklimmen, was das naheliegendste wäre, oder den ebenerdigen Fußweg zur Rückseite des Towers verwenden, der wesentlich attraktiver ist weil er zu einem kleinen Grasplatz auf der Rückseite des Towers führt. Hier herrscht weniger Besucherandrang, obschon man von hier die einzige Ansicht des kompletten Bauwerks ohne Autos oder Menschen davor erhalten kann, so wie es auf meinem einführenden Foto zu sehen ist. Außerdem kann man von hier aus einen der schönsten Aussichten auf die Oakland Bay Bridge, die sich mit ihrer Breitseite präsentiert, genießen. Dies ist deshalb von hier reizvoll, da der Blick von den Bäumen und Büschen des Hanges eingerahmt ist während die Aussicht vom Turm aus solche schmückenden Elemente nicht bieten kann. Auch der gesamte Financial District mit seinen Wolkenkratzern breitet sich vor einem aus. Auf der kleinen Grünfläche oder der niedrigen Betoneinsäumung dieses Platzes kann man sich gemütlich niederlassen und die Eindrücke auf sich wirken lassen. Im Inneren sollte man sich die 16 Wandfresken anschauen, die wirklich sehr lebensnah und gesellschaftskritisch die lokalen Lebensumstände der 1930er Jahre widerspiegeln. Sie entstanden während der Weltwirtschaftskrise und zeigen Szenen aus dem Alltag der Stadt. Sie wurden zu ihrer Zeit äußerst kontrovers diskutiert. Auch wenn das Ganze in Form von Wandmalerei irgendwie etwas Kitschiges behält sind die Bilder als solche unbedingt betrachtenswert.

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Der Platz hinter dem Turm von oben gesehen (473kb)

Washington Square, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Washington Square und die St. Peter and Paul Cathedral (429kb).

Wer ein Andenken mitnehmen möchte kann sich im winzigen und engen Souvenirladen im Inneren des Coit Towers gütlich tun. Hier muss man auch die Tickets für einen Besuch der Aussichtsplattform auf der Turmspitze erwerben. Für doch schon recht happige 5 Dollar pro Person (2006) darf man sich im engen und durchaus überholungsbedürftigen Aufzug zur Plattform hinauffahren lassen. Zunächst heißt es aber, in der Warteschlange hinten anstellen und auf die alte Stockwerkanzeige in Uhrform über der Aufzugtüre starren. So eine Anzeige kennt man nur noch aus alten Schwarz/Weiß-Filmen. Wäre es eine echte Uhr würde man sagen: "die geht falsch", denn die Zeiger waren zumindest bei meinem Besuch nicht wirklich genau auf die Etagennummern justiert, wo der Fahrstuhl auch tatsächlich war. Wie dem auch sei, nach 5 Minuten kam der Aufzug und es wurde eng, denn zunächst mussten alle Passagiere aussteigen und sich einen Weg durch die Warteschlange bahnen. Dank der Warteschlangenabsperrungskordel war das gar nicht so einfach. Dann konnten wir in das enge Kabuff des Fahrstuhls steigen. Ein Aufzugwärter fährt natürlich mit - zum Glück ein sehr schlanker Mann. Dieser wird auch benötigt, denn der Fahrstuhl wird auf dem letzten Stück per Hand auf das exakte Niveau manövriert - ein Abenteuer der besonderen Art, denn es ruckt und schwankt dabei ganz schön. Da war er dahin, der Glaube an das Fortschrittsland USA, und für alle Klaustrophobiker gehen hier sicher alle Albträume in Erfüllung.

Oakland Bay Bridge, Ferry Building, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Oakland Bay Bridge und Ferry Building (190kb).

Financial District, Pyramid Tower, Bank of America, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Financial District mit Pyramid Tower und Bank of America (231kb).

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Blick nach Südwesten (240kb).

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Russian Hill mit der Lombard Street, rechts die Golden Gate Bridge (242kb).

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Ein Aussichtspunkt für mich alleine (190kb).

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Parkplatz und Haupteingang vor dem Turm (398kb).

Bei meinem 2006er Besuch war es mir gelungen, den netten Chauffeur davon zu überzeugen, mich auf der unteren Aussichtsebene aussteigen zu lassen. Diese ist normalerweise für Touristen gesperrt, weswegen sie für Fotografen und Reiseberichterstatter wie mir um so interessanter ist. Es ist die Ebene, die man von außen an den vielen hohen Bogenöffnungen kurz unterhalb der Turmspitze erkennt. Hier konnte ich dann in aller Ruhe und völlig ungestört die wunderbare Aussicht genießen. Begünstigend kommt außerdem hinzu, dass der Ausblick nicht durch eine zerkratzte Scheibe erfolgen; man ist an der frischen Luft. Erstaunlicherweise ist der Boden holzbeplankt während der Rest des Gebäudes ja aus Beton ist.

Machen wir einmal einen Rundgang im Uhrzeigersinn und lassen den Blick schweifen. Wir beginnen im Südosten. Hier springt uns zunächst die Oakland Bay Bridge ins Auge, und zwar der Teil westlich der Treasure Island. Bald wird man von hier aus auch den Neubau der Brücke erkennen können. Vor der Brücke reihen sich die Piers nebeneinander auf. Das wie ein Obelisk spitz emporragende Ferry Building wirkt angesichts der sich rechts anschließenden Wolkenkratzer geradezu unscheinbar und mickrig. Dabei ist es eines der ältesten auffälligen Gebäude im Blickfeld, hat es doch das große Erdbeben von 1906 nahezu schadlos überstanden. Wie sein großer Bruder ragt dominierend der Pyramid Tower in die Höhe. Es ist das höchste Gebäude der Skyline, und vom Coit Tower aus kann man es unverbaut komplett bewundern. Der große dunkle Skyscraper rechts daneben ist die Bank of America. Nach rechts schließen sich weitere Hochhäuser an, aufgereiht an der Market Street, der Hauptstraße San Franciscos. Je weiter man auf der Aussichtsplattform nach rechts geht erkennt man aber, dass der Großteil der städtischen Bebauung aus niedriggeschossigen Gebäuden besteht. Nur am Russian Hill im Westen gibt es noch vereinzelte höhere Gebäude. Hier blickt man entlang der Straßenschluchten von Filbert, Greenwich und Lombard Street. Wer gute Augen hat kann sogar die engen Kurven der Straße erkennen. In jedem Fall sollten jedoch die grünen Pflanzen entlang dieses Straßenabschnitts ins Auge springen.

Fishermans Wharf, Pier 39, Alcatraz, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Fishermans Wharf mit Pier 39 und Alcatraz (238kb).

Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Hier erkennt man die steilen Straßen (360kb).

Pier 39, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Pier 39 mit Alcatraz (250kb).

Pier 39, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Pier 39 11fach herangezoomt (323kb).

Der grüne Park im Vordergrund ist der Washington Square. An seinem nördlichen Ende befindet sich die Saint Peter and Paul Cathedral, ein imposantes Bauwerk, das im Gegensatz zu den zahlreichen anderen Kirchen tatsächlich auch als solche deutlich erkennbar ist. Im Nordwesten fällt der Blick schließlich auf die Golden Gate Bridge, sofern sie nicht von Nebelbänken verhüllt ist, die sich gerne vom Pazifik aus in die Bucht hineinschieben. Doch auch wenn dem so ist stehen die Chancen gut, dass der Ostteil der Stadt wolkenfrei ist, wie bei meinem 2006er Besuch. Weiter rechts erkennt man den weit gebogenen Pier am Aquatic Park und die Masten der dort vor Anker liegenden Segelschiffe. An dem breiten Pier, den man genau der Länge nach sehen kann, liegt auf der rechten Seite das U-Boot USS Pampanito. Es folgt rechts Fishermans Wharf. Eingerahmt von Forbes Island und dem Yachthafen erkennt man Pier 39 mit den Seelöwen. Im Hintergrund liegt im kalten Wasser der Bucht die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz. Gehen wir weiter nach rechts und folgen dem Lauf des Embarcaderos gelangen wir wieder zu unserem Ausgangspunkt.

Pier 39, Alcatraz, Coit Tower, Telegraph Hill, San Francisco, Kalifornien

Durch die Brüstung betrachtet sind Pier 39 und Alcatraz gut eingerahmt (152kb).

Rund 20 Minuten verbrachte ich auf dieser exquisiten Aussichtsplattform unter den Arkaden und machte eine ganze Fotoserie. Dann musste ich durch das kleine, leicht dreckige Fenster der Zugangstüre peilen und warten, bis ich jemanden mit Kappe erkennen konnte. Klopfenderweise machte ich auf mich aufmerksam, bis der Kappenträger - der Aufzugwärter versteht sich, aber dank der verschmierten Scheibe war der nur an der Kopfbedeckung zu erkennen - die Türe wieder für mich aufschloss.

Unter diesen einzigartigen Umständen hatten sich die 5 Dollar völlig gelohnt. Wie das Gedränge auf der Turmspitze aussieht, die zudem sehr viel zugiger sein dürfte, weiß ich bis heute nicht. Da der Ausblick aber der gleiche ist - und wegen dem macht man ja den Besuch - lohnt es sich dennoch.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten

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