Flug Frankfurt San Francisco Lufthansa

Nachdem ich bei meiner ersten USA-Reise im Jahr 2000 noch mit MartinAir geflogen bin, dieses Unternehmen nun aber die Transatlantikroute in den Westen nicht mehr im Programm hat - Stammleser erinnern sich vielleicht an die technischen Probleme bei unserm damaligen Rückflug - fiel meine Wahl in diesem Urlaub auf die Lufthansa (679,70 Euro pro Person). Das hatte mehrere Gründe. Zum einen bevorzuge ich nach wie vor Direktflüge, auch wenn sie etwas teurer sind. Aber die gewonnene Zeit ist nicht unerheblich, zumal sich dadurch der erste Tag auf etwa 24 Stunden halten lässt (3 Stunden Fahrt zum Flughafen, 3 Stunden warten und einchecken, 11 Stunden Flug, Auschecken, Auto abholen, zum Hotel fahren). Das wiederum erleichtert die Gewöhnung an die unterschiedliche Zeit. Man landet rund 2 Stunden später als die Abflugzeit und kann dadurch relativ früh am Abend ins Bett und gut ausschlafen ohne viel Zeit zu verlieren. Der zweite Grund, der für Lufthansa sprach, war die Tatsache, dass einer meiner Mitreisenden Verwandte in der Nähe des Flughafens in Frankfurt hat, wodurch wir das Gepäck schon eine Woche vorher einchecken konnten. Damit entfällt der Stress am Abreisetag, und wir müssen uns eben nicht mit Koffern schwer bepackt durch einen uns noch fremden Flughafen hindurchkämpfen. Auch die Tage vor dem Abflug waren vergleichsweise ruhig, und so treten wir entspannt unsere weite Reise an. Grund drei ist glaube ich selbstredend; nach den Anschlägen in 2001 wollte ich nicht unbedingt mit einer amerikanischen Fluggesellschaft fliegen - die einzige Direktflugalternative von Frankfurt aus. Im Übrigen spricht noch die Möglichkeit, dass beim Umsteigen in einem Gabelflug das Gepäck nicht mehr rechtzeitig mit umgepackt wird, gegen einen solchen. Nein nein, Direktflug von Frankfurt mit Lufthansa, das war eine vernünftige Wahl.

Um 4 Uhr morgens geht es los: Abfahrt Richtung Frankfurt. Zu zweit fahren wir dorthin, denn unsere Freunde sind schon vorher zu ihren Verwandten gefahren und haben dort übernachtet. Um 7:30 Uhr treffen wir uns in einem Vorort von Frankfurt bei eben diesen Verwandten, die uns ein ausgiebiges Frühstück bereiten. Mein Auto parke ich in einer Nebenstraße, dann werden wir zum Flughafen gefahren - was ein Service.

Hier heißt es, den Checkin-Schalter 51-278 im Terminalbereich 1A zu finden. Um Gepäck brauchen wir uns ja nicht mehr kümmern, somit ist das alles zeitlich kein Problem, auch wenn unser Flieger um 10 Uhr schon abhebt.

Während des Wartens auf die Handgepäckkontrolle fällt mir ein Mitreisender auf. Groß, ausgesprochen muskulös, dunkle Sonnenbrille, kurzer Militärhaarschnitt. Ein Fly-Sheriff? Das jedenfalls ist mein erster Gedanke, und seltsamerweise wirde dieser Passagier auch nicht wie wir übrigen kontrolliert sondern darf durch einen gesonderten Durchgang gehen. Etwas seltsam ist das schon... Nunja, denke ich, wir sind ja noch nicht in Amerika, und so plump würden die unseren das wohl nicht aussehen lassen wenn denn jemand vom Sicherheitspersonal mitfliegen soll. Es geht langsam voran. Umgeben von Indern in langen gelben und weißen Saris bahnen wir uns den Weg durch die in Serpentinen geführte Warteschlange zur Kontrollstation - nichts für Leute mit Platzangst. Dort heißt es dann wie üblich: Gepäck in die Plastikschale legen, Taschen leeren und alles metallische plus Schuhe dazu. Dass man den älteren Passagieren nicht die Krücken übersägt um zu gucken ob was drin ist - eine Rohrbombe vielleicht - ist alles, denke ich. Die sind immerhin hohl, die Krücken. Aber da ist man tolerant. Oder noch nicht drauf gekommen. Nagelfeilen hingegen sieht man gar nicht gerne. Die muss man wie jeden anderen beanstandeten Gegenstand entweder abtreten oder kann ihn sich gegen eine saftige Gebühr zurücklegen lassen, oder nach Hause schicken - weiß ich nicht mehr genau, ich war ja nicht betroffen. Die teilweise heftigen Diskussionen an den benachbarten Schaltern bekommt man jedenfalls gut mit. Trotz meiner entblößten Füße hat man an mir nichts auszusetzen. Was haben die Kontrolleure doch für einen tollen Job. Was immer man auch in dieser Situation denkt: keep smiling, im Hintergrund steht eine Reihe Polizisten mit Maschinengewehr, die die Kontrollen überwachen. Nicht mal eine Sitzgelegenheit haben sie hinter den Kontrollen, wo man sich bequem die Schuhe wieder anziehen kann; ich bin begeistert. Servicewüste Deutschland - ach was soll's, dreieinhalb Wochen USA stehen bevor. Es geht weiter zum Gate, das durchleuchtete Handgepäck habe ich wieder in Empfang nehmen dürfen. Wie beim Aldi an der Kasse; von hinten wird der nächste Korb nachgeschoben und man muss schauen, dass man möglichst flott wieder alles irgendwo verstaut. Wie beruhigend, dass die edlen Herren der First Class dieses angenehme Procedere ebenfalls mitmachen müssen. Am Gate gibt es erneut einen Rückstau weil die Passagiere noch mal überprüft werden. Als wir auch dieses hinter uns gebracht haben sind wir endlich in dem Wartebereich, wo später die Gangway angedockt wird und von wo aus man einen Blick auf das Rollfeld hat. Zehn Minuten, oder vielleicht auch fünfzehn, haben wir jetzt Ruhe. Dann beginnt das Boarding.

Wir haben uns schon früh ganz nach vorne durchgewuselt und sind so mit bei den ersten, die das Flugzeug betreten. Das ist nicht ganz unvorteilhaft, denn die Gänge in der Economy Class sind keine Ramblas. Wenn man sein Gepäck schon in den Überkopffächern verstaut hat und bereits sitzt während die breite Masse hereindrückt ist das ein gutes Gefühl. Die engen Sitze mit der geringen Beinfreiheit sind hingegen kein gutes Gefühl. Als allererstes muss dieses kleine Kissen aus dem Rucksack an der Rückseite des Vordersitzes entsorgt werden, sonst hat man ja gar keinen Platz für die Knie. Weg damit unter den Sitz. Kontrollieren, ob alle Knöpfe am Sitz funktionieren - ja prima, die Rückenlehne lässt sich bewegen, gefühlte 10 Zentimeter nach vorne und hinten. Wir sitzen übrigens im Mittelgang und ich ganz links. So kann ich wenigstens ein Bein gelegentlich in den Gang ausstrecken, und wegen mir kann es jetzt auch losgehen. Jede Minute weniger Sitzzeit verhindert die Umwandlung einiger Millionen Atome des Gluteus Maximus in feinstes Fettgewebe. Doch es dauert. Wir in der Flugzeugmitte waren ja die ersten, die fertig waren - ich habe mich sogar schon angeschnallt -, da wird vorne und hinten noch fleißig eingestiegen.

Schließlich ist aber der Moment gekommen, an dem die Maschine sich in Gang setzt und sich auf den Weg zum Rollfeld macht. Aus dem Fenster gucken kann ich nicht sehr gut, aber ich sehe immerhin, wo wir uns in etwa befinden. Dann kommt der schöne Moment wo die Maschine anhält, die Motoren lauter werden und alles zu vibrieren beginnt. Bequem hinsetzen, Kopf anlehnen und ab geht die Post. Mit einer unglaublichen Beschleunigung beginnt der Startvorgang. In 2,8 Sekunden ist die Boeing auf 100 km/h. Nun muss man schon seine Muskeln benutzen um zur Seite aus dem Fenster zu schauen, schwer drückt es einen in die Sitze. Dann hört plötzlich das Gerabbel der Maschine auf, die Räder und mit ihnen die rund 400 Tonnen Gewicht sind abgehoben. Ein kurzer Gedanke, ob wohl die Ohren zugehen würden, aber nichts passiert, dann hat der Urlaub begonnen. Na, wo bleibt denn der Teewagen bloß?

Es folgen über 11 Stunden im Flugzeug; nichts für jemand, der sonst keine fünf Minuten ruhig bleiben kann. Zum Glück sind keine kleinen Kinder in unserer unmittelbaren Nähe. So haben wir die Chance, auch mal die Augen zumachen zu können. Der Hinflug ist ja ein Tagflug, man fliegt mit der Uhrzeit und es gibt keine Dunkelphase. Da fällt das Schlafen ohnehin schwer, und manchesmal ist der regelmäßige Bordservice eher lästig als hilfreich. Trotzdem Regel Nummer eins: immer genug trinken, und zwar nichtalkoholisch. Selbst im Halbschlaf ordere ich ein Glas stilles Wasser nach dem anderen; nicht weil ich das so gerne trinke, sondern weil man sich ja irgendwie gegen die 6% Luftfeuchtigkeit wehren muss. Zu tun gibt es an Bord ansonsten nicht viel; die tollen Werbeprospekte am Vordersitz hat man schnell studiert. Da ist der zollfreie Verkauf eine echte Abwechslung. Was würden sich wohl die anderen Passagiere für einen Humbug andrehen lassen? Parfüm? Eine neue Uhr? Wenn die wenigstens was Sinnvolles verkaufen würden... Speicherkarten für Kameras, Akkus, Sonnencreme - halt das, was man immer brauchen oder zu Hause vergessen haben kann. Naja, ich muss ja nicht von den Einnahmen leben. Die Kopfhörer lehne ich dankend ab, mir ist nicht nach Fernsehschauen, zumal nichts wirklich spannendes läuft. So zieht sich der Flug dahin, und ich verfolge unsere aktuelle Position auf der immer noch gleichen, wie schon in 2000 veraltet aussehenden Landkarteneinblendung am Bildschirm.

Dann ist es endlich geschafft. Im von meinen Ohren als ziemlich steil empfundenen Sinkflug nähern wir uns der Landebahn. Die Landung ist sanft, alles in Ordnung. Beim Aussteigen will ich nicht der erste sein, warte, bis die ganz Eiligen vorgesprintet sind, um dann in Ruhe nachzufolgen. Beim Auschecken müssen wir so oder so warten, dann doch lieber ohne Gedränge. So verlassen wir - leicht gerädert vom langen Sitzen - den Flieger und sind nun gespannt, was uns auf amerikanischer Seite für Schikanen erwarten. San Francisco International kenne ich noch nicht, also folgen wir der Masse. Diese führt in eine große Halle. Hier sitzen die Beamten, die sich die Ausweispapiere anschauen und die klugen Fragen stellen. Wir reihen uns in die Warteschlange. Was ist das? Ein kleiner orangener Wimpel, oben an einer Stange befestigt, huscht in der Menschenmenge an uns vorbei. Da, noch einer. Dann seh ich's: Rollstuhlfahrer. Die Leihrollstühle des Flughafens sind auf diese Weise markiert, damit man die Behinderten besser sieht - vorbildlich, denn die werden auch entsprechend bevorzugt bei den Formalitäten und müssen nicht so lange warten.

Reiseverlauf 2003 (soweit fertig):
Vorige Station:
Ausflüge unterwegs zur nächsten Station (öffnet in neuem Fenster):
Nächste Station:

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