Goosenecks of San Juan River State Park San Ruan River

Goosenecks of San Ruan River State Park, Utah

Der rechte Mäander. Da sieht man, woher Goosenecks seinen Namen hat (329kb).

Ein wahrhafter Geheimtipp ist der Great Goosenecks of San Juan River State Park. Dieser oftmals übersehene, mit nur 0,04 Quadratkilometern winzige Park befindet sich etwa 13 Kilometer nordwestlich von Mexican Hat und zeigt auf beeindruckende Weise, was ein Fluss im Laufe der Zeit für eine Erosionsarbeit verrichten kann. Viel findet man über den State Park nicht, weder im Internet noch in der Literatur.

Goosenecks of San Ruan River State Park, Utah

In der Tiefe fließt langsam der San Juan River. Dieses Foto entstand 2003; auf den übrigen aus 2007 erkennt man deutliche Veränderungen (535kb).

Eine 7 Kilometer lange Straße (Highway 316) führt über leicht hügeliges Gelände vom zu dem in 1.513 Metern Höhe gelegenen Park. Wer bereits Bilder von den Goosenecks gesehen hat wird sich fragen, wo denn der Canyon in dieser flachen, unspektakulären Landschaft sein mag. Schließlich erreicht man ziemlich unverhofft einen Aussichtspunkt - den einzigen des Parks, der gleichzeitig Endpunkt des Highways ist. Ein paar Picknicktische, ein Schotterparkplatz und eben jener Aussichtspunkt, das ist alles. Selbstverständlich ist der Eintritt frei, schließlich kann man hier ja auch nicht allzu viel unternehmen außer dieses Naturwunder zu beobachten. Der mit groben, großen Felsblöcken gemauerte Aussichtspunkt eröffnet den Blick auf den exakt 307 Meter tiefergelegenen San Juan River von der Nordseite aus. Dieser begann vor rund 310 Millionen Jahren, sich in den Boden der sich langsam anhebenden Pennsylvanian Hermosa Formation einzufräsen und hat so einen einzigartigen Canyon ausgeprägt. Man erkennt deutlich, dass der Flussverlauf heute fast genauso ist wie zu Beginn der Einschneidung. Die verschiedenen Gesteinsschichten sind deutlich als horizontale Ebenen und Terrassen erkennbar. Ebenso faszinierend sind die an dieser Stelle besonders engen Mäander, woher auch der Name Goosenecks (Gänsehälse) stammt. Auf einer Fließstrecke von 8 Kilometern nähert sich der Fluss seinem Ziel, dem Lake Powell und später dem Colorado, nur zwei Kilometer. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine solche Szenerie in derartiger Perfektion und Gleichmäßigkeit.
Goosenecks of San Ruan River State Park, Utah

Die mittlere Schleife; Blick vom Aussichtspunkt (382kb).

Goosenecks of San Ruan River State Park, Utah

Hinter der linken Schleife kann man links den Alhambra Rock erkennen (377kb).

Der Ausblick vom Aussichtspunkt verleitet geradezu dazu, ein paar Schritte hinab in Richtung San Juan River zu wagen. Da es keine ausgewiesenen Wanderwege gibt, die Canyonränder relativ flach und der Fluss nicht allzu weit entfernt erscheinen erliegt man schnell dem Trugschluss, den San Juan River zu Fuß erreichen zu können. Doch schon nach vielleicht fünfzig Metern merkt man, wie beschwerlich und weit der kurze Abstecher werden würde. Hinzu kommt das lose Gestein und die pralle Sonne... Aber man lernt noch etwas wenn man den Aussichtspunkt Richtung Fluss verlässt. Der vermeintlich massive, mit schweren Felsen als Brüstung abgesicherte Aussichtspunkt ist in Wirklichkeit ein Felsvorsprung, unter dem hindurch man auf dem Weg nach unten ohne von oben gesehen zu werden hindurchgehen kann. Da lehnt man sich dann nicht mehr ganz so weit hinüber, um besonders schöne Fotos zu machen. Aber das Hinüberlehnen lässt man ohnehin besser, denn die Felsen sind derart aufgeheizt, dass man sich ohne lange Hose nicht für längere Zeit hinsetzen könnte, und das Abstützen mit den Händen wird nach wenigen Sekunden bereits ziemlich unangenehm.

Goosenecks of San Ruan River State Park, Utah

Vending am Parkplatz; hinten der Picknickbereich (399kb).

Bei meinem zweiten Besuch in 2007 hatte eine ältere, sagen wir wohlgenährte, Indianerfrau am Aussichtspunkt ein kleines Zelt aufgeschlagen, in dem sie ihren Indianerschmuck feilbot. Als ich mich mit meiner Kamera näherte lugte sie aus ihrer Behausung heraus und begann, mich anzufauchen. "No photo, no photo, its forbidden". Klar, dachte ich mir, hier war ja auch vending streng verboten, wie man überall auf den großen Hinweisschildern lesen konnte. Wer will sich also beim illegalen Verkaufen erwischen lassen. Egal, ein Foto aus der Hüfte geht immer.

Übrigens darf man an dem Aussichtspunkt kostenlos campen, was sicherlich sehr reizvoll ist. 4 Standplätze mit einer maximalen Standdauer von 14 Tagen stehen zur Verfügung. Toiletten sind vorhanden, jedoch kein Wasser. Zelten ist aufgrund der teils starken Winde am Canyon nicht empfohlen. Hat man einen Geländewagen mit Vierradantrieb kann man zudem eine unbefestigte Piste (Johns Canyon Road) befahren, die vom Highway 316 abzweigt und sich durch mehrere Seitencanyons und vorbei an Anasazi Ruinen bis hinunter zum Ufer des Flusses windet.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten


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