Ubehebe Crater Vulkan Death Valley

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Death Valley, Kalifornien
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Kurz vor dem Ubehebe Crater (216kb).

Death Valley, Kalifornien

Blick nach Nordwesten im nördlichen Death Valley (217kb).

Death Valley, Kalifornien

Hier startet die Dirtroad zum Racetrack (258kb).

Eine ungewöhnliche Sehenswürdigkeit des stellt der Ubehebe Crater dar. Dieses geologische Objekt findet bei Besuchern des Tales kaum Beachtung, nicht nur weil es kaum jemand kennt, sondern weil es sich zudem im etwas abseits gelegenen nördlichen Death Valley befindet. Vielleicht bedingt das eine das andere. Wie auch immer, bei einem Besuch von bietet sich ein kurzer Abstecher, der rund 15 zusätzliche Fahrminuten pro Strecke erfordert, an. Während das betongewordene Märchenschloss am Ende des nördlichen Highways dessen Verlauf nach Osten folgt, zweigt der Weg zum Ubehebe Crater kurz zuvor nach Nordwesten ab.

Man gelangt auf der 8,8 Kilometer langen geteerten Straße (Ubehebe Crater Road), die sich durch mehrere Hügelketten schlängelt, schließlich zu einem Parkplatz direkt am westlichen Rand des Ubehebe Kraters. Hier endet die ausgebaute Straße. Nur eine Dirtroad führt weiter nach Südwesten und ermöglicht Zugang zu den Backcountry Gebieten, die unter anderem den Racetrack beinhalten. Hier wandern Steine offenbar wie von Geisterhand über ein ausgetrocknetes Flussbett und hinterlassen lange Schleifspuren im Sand. Der Weg dorthin eignet sich allerdings nicht für normale Touristen, denn die Strecke ist ein echter Reifenkiller.

Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Der Parkplatz am Kraterrand (137kb).

Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Eine Erklärtafel informiert den Besucher (275kb).

Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Blick in den Ubehebe Crater (374kb).

Ein 1,5 Meilen langer Wanderweg führt um den Kraterrand herum. Dieser ist moderat anstrengend, da er zunächst etwas bergauf führt und der Untergrund nur sehr locker ist. Deshalb sollte man auch in jedem Fall auf dem Weg bleiben. Auch zum Kratergrund führt ein Weg hinab, der jedoch beim Wiederaufstieg sehr anstrengend ist. Man darf trotz klimatisierten Autos niemals vergessen, dass man sich an einem der heißesten Orte der Welt befindet. Die besten Fotos macht man ohnehin vom Kraterrand. Ein weiterer Weg windet sich durch benachbarte Aschekegel und Krater zu dem deutlich kleineren Little Hebe Crater im Süden.

Mein Besuch beim Ubehebe Crater gestaltete sich recht unspektakulär. Wir hatten zuvor in Stovepipe Wells übernachtet und uns Scottys Castle angeschaut und waren dann, da die Zeit es zuließ, noch zum Krater abgebogen. Hier stellten wir unser Auto auf dem kleinen Parkstreifen und betrachteten zunächst die Erklärtafel direkt am Kraterrand, die den Besucher in wenigen Sätzen über die wichtigsten Fakten in Kenntnis setzt. Dann erkundeten wir den sich vor uns auftuenden Abgrund. Die Suche nach der optimalen Stelle für ein Foto des Trichters inklusive Talbodens dauerte einige Minuten unter brütender Sonne. Mit zunehmender Dauer im Freien stieg das Verlangen nach Abkühlung im Auto. Die Motivauswahl ist ansonsten ja auch recht bescheiden. Doch bevor wir die kurze Besichtigung beenden konnten, sprach uns ein junger Amerikaner an, der sich ebenfalls hierher verirrt hatte. Mit seinen Freunden war er, aus New York kommend, auf einer eigentlich völlig ziel- und planlosen Rundfahrt im Südwesten und erkundigte sich nun bei uns, was es denn im Umkreis zu sehen gäbe und sich als nächste Station ihrer Reise lohnen würde. Wir empfahlen den mit und was offenbar bei ihnen nach genaueren Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten auf fruchtbaren Boden fiel. Mit leichtem Unverständnis, dass jemand ohne jede Planung oder Kenntnisse eine Reise unternimmt und dann im hintersten Winkel des Death Valley landet, fuhren wir schließlich weiter.
Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Zwischen gelben und braunen Steinen verläuft die Verwerfungslinie (328kb).

Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Blick nach Süden auf Little Hebe Crater (278kb).

Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Der Kraterboden (393kb).

Aber bleiben wir thematisch noch einen Moment beim Ubehebe Crater, denn es sind noch ein paar Fragen offen. Wie ist zum Beispiel dieser Krater mitten in der Wüste entstanden? Zunächst muss man anmerken, dass Ubehebe Crater nicht ein einzelner Vulkankrater ist, sondern nur das prominenteste weil größte Exemplar eines ganzen Vulkanfelds, das aus mehr als einem dutzend Kratern, Schlackenkegel und Aschehügeln besteht. Diese schließen sich im Süden und Westen des Ubehebe Craters an. Sie sind das Ergebnis einer hydrovulkanischen Eruption vor rund 6.000 Jahren. Das Alter lässt sich aufgrund von Artefakten der Ureinwohner ableiten, obschon die meisten Quellen von 2.000 Jahren sprechen. In jedem Fall ist Ubehebe Crater jedoch der jüngste dieser Krater. Bei dem Ausbruch traf aufsteigende Magma auf größere Mengen Grundwasser und ließ sie schlagartig verdampfen. Durch diese plötzliche Ausdehnung explodierte die Erde oberhalb in rund einem dutzend Schüben. Dabei entstand auch eine pyroklastische Wolke, die sich mit 160 bis 320 km/h ausdehnte und deren Ablagerungen ringsum auf den dem Krater zugewandten Seite zu finden sind. Man nennt diese Art von Vulkankegel auch Maar. Eine hohe Lavasäule schoss empor. Flüssiges Gestein wurde in die Luft geschleudert und regnete als erstarrte Schlacke oder teilweise geschmolzene Lavablöcke auf den Boden zurück. Die Schlackenhügel ringsum die Vulkankrater sind das Resultat dieser Eruption und stammen hauptsächlich aus dem Ubehebe Crater. An der Kraterkante hat die dunkelgraue Ascheschicht eine Stärke von bis zu 25 Metern, die mit zunehmender Entfernung abnimmt.

Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Ein Weg führt in den Krater hinab (340kb).

Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Blick nach Nordosten (240kb).

Ubehebe Crater, Death Valley, Kalifornien

Blick ins nördliche Death Valley (202kb).

Entstehen konnte dieses Vulkanfeld nur, weil es sich auf einer tektonisch labilen Zone befindet. Eine Verwerfungslinie unterhalb der westlichen Flanke der Tin Mountains sorgt für eine Aufwärtsbewegung der gesamten Cottonwood mountain range, wodurch eine leicht aus der Tiefe zu durchdringende Spalte vorhanden ist.

Ubehebe Crater misst 722 Meter im Durchmesser und ist 150 bis 237 Meter tief. Die Kraterhänge präsentieren sich in unterschiedlichen Orangetönen, die vielfältige gekrümmte Gesteinsschichten des Miozän (vor 5,332 bis 23,03 Millionen Jahren) aufweisen. Die östliche Kraterseite besteht aus Fanglomerat, einem versteinerten, klastischen Sediment, das durch die Explosion entstand. Kalksandstein, Quarzit und Konglomerate wurden durch Kalzit locker verkittet, wobei die vorhandenen Felsklumpen entweder vulkanisch oder metamorph sind. Vom Parkplatz aus betrachtet erkennt man einen deutlichen Farbunterschied in der Hangfarbe. Während links (im Norden) gelbe Farbtöne dominieren, ist der Osten deutlich oranger gefärbt. Ursächlich hierfür ist die besagte Verwerfungslinie, die diese beiden Sedimentschichten trennt. Die tiefen Rinnen am Kraterhang sind Erosionsspuren durch Wasser. Der Kraterboden aus braunem und violetten Schluff ist das Resultat vieler kurzlebiger Seen.

Im Frühjahr präsentiert sich Ubehebe deutlich farbenfroher, wenn gelbe und violette Blumen an den dunklen oberen Aschehängen wachsen.

Bleibt noch zu klären, woher der Name Ubehebe stammt. Zum ersten Mal taucht der Begriff "Ubehebe" aus der Sprache der Paiute als Bezeichnung des 5.678 feet hohen Ubehebe Peak 24 Meilen südwestlich des Kraters auf. Die Übersetzung "großer Korb" (big basket), die weitläufig verbreitet ist und auch Sinn macht, wäre dadurch allerdings nicht zutreffend, denn der Krater erhielt diesen Namen erst später, und ein Berg ist sicher nicht sinnbildlich für einen Korb. Die Timbisha Shoshone nannten den Krater "Tem-pin-tta- Wo'sah", was übersetzt "Korb des Coyoten" bedeutet. Insofern ist die Namensherkunft nicht ganz geklärt, an der Idee mit dem Korb scheint jedoch etwas dran zu sein.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten

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