West Rim Drive Westrim Grand Canyon Nationalpark Mohave Point Maricopa Hopi Pima Powell Memorial

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Der West Rim Drive besteht aus dem befahrbaren Abschnitt von Grand Canyon Village aus nach Westen bis zum Endpunkt der Straße bei Befahrbar bedeutet in diesem Zusammenhang allerdings, dass man diesen 13,1 Kilometer langen Streckenabschnitt vom 1. März bis 30. November mit einem regelmäßig verkehrenden, kostenlosen Shuttlebus zurücklegen kann. Für den eigenen Wagen bleibt die Strecke in dieser Zeit hingegen geschlossen. Die Strecke verläuft entlang der Canyonkante an den Aussichtspunkten Trailview Overlook, Maricopa Point, Powell Point, Hopi Point, Mohave Point, The Abyss und Pima Point vorbei. Der Ausblick bietet Ansichten des Bright Angel Canyons mit dem und dem Colorado. Durch die in der Hauptsaison exklusive Erreichbarkeit mit dem Shuttlebus ist der Besucherandrang hier nicht ganz so groß wie an den mit dem Auto bequem erreichbaren Aussichtspunkten des East Rim Drives. Natürlich kann man den Weg bis Hermits Rest auch zu Fuß zurücklegen. Jedoch gibt es nur am Endpunkt der Strecke Wasser, Toiletten und Verpflegung. Da der Shuttleservice kostenlos ist und alle 10-15 Minuten verkehrt kann man an jeder Haltestelle aussteigen und dort länger verweilen oder auch einen Abschnitt über den parallel der Hermits Road verlaufenden Rim Trail erwandern um dann mit einem der nächsten Shuttles weiterzufahren.

Grand Canyon, Arizona

Das Canyon View Center mit Mini-Shuttle (285kb).

Grand Canyon, Arizona

Hier kann man sich ausführlich über den Canyon informieren (270kb).

Grand Canyon, Arizona

Ausblick vom Village Route Transfer (434kb).

Grand Canyon, Arizona

Blick auf den Plateau Point Trail und den Plateau Point vorne am Klippenrand des Tonto Plateau (455kb).

Kurz nach 17 Uhr entschlossen wir uns, den West Rim zu erkunden. Ein Teil unserer Gruppe fuhr mit dem Shuttlebus nach Hermits Rest, ein anderer fuhr bis Hopi Point und wanderte die Strecke zurück bis Grand Canyon Village. Auf der Strecke dorthin lag der Hopi Point, der bei Sonnenuntergang ein besonders eindrucksvolles Panorama bieten soll. So ein Sonnenuntergang hatte ich noch nicht erlebt, wusste aber wie schön und teilweise dramatisch er über dem aussehen kann. Vorher machten wir uns auf zum neuen Visitors Center, dem Canyon View Center mitten in Grand Canyon Village da dies auf unserem Weg lag und neben vielen Informationen und einem Bookstore auch eine gepflegte öffentliche Toilette bereitstellte. Der Shuttle verkehrt zwischen 7:30 Uhr und Sonnenuntergang alle 10-15 Minuten, so dass wir recht flexibel waren was unsere Zeitplanung betraf, und so konnten wir uns die nette kleine Parkanlage rund um das Canyon View Center anschauen. Viele kleine Flachbauten mit von unten offenliegenden und teilweise über das Dach nach vorne hinausragenden Holzbalken verbreiteten einen leicht japanisch angehauchten Flair. Der Besucherandrang war sehr gering zu dieser späten Stunde, und so konnten wir uns in aller Ruhe umschauen. Mir fielen sofort die kleinen batteriebetriebenen Mini-Shuttlebusse auf, mit denen Touristen vom Canyon View Center bis zur eigentlichen Shuttlebushaltestelle transportiert werden konnten - der Shuttle zum Shuttle sozusagen. Dementsprechend breit waren die Wege rund um das Visitors Center angelegt; mit großen Betonplatten ausgelegt. Eine Hubvorrichtung am hinteren Ende des Minishuttles ermöglichte es auch, Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen mitzunehmen. Die Minishuttles - ein notwendiger Service für die fußfaulen Amerikaner, wo die Shuttlebushaltestelle doch mindestens 300 Meter vom View Center entfernt liegt - boten ihre Dienste selbstverständlich kostenlos an, und das nicht nur durch bloßes Vorhandensein. Jeder, der sich einem freien Shuttle näherte, wurde freundlich angesprochen und gefragt, ob man nicht mitfahren wolle. Dennoch, wir gingen zu Fuß zu der am westlichen Ende von Grand Canyon Village direkt an der Klippe gelegenen Haltestelle (Village Route Transfer oder West Rim Interchange) und genossen den Ausblick von dort während wir auf den Shuttlebus warteten. Diese Aussicht ist bemerkenswert und eine der schönsten am ganzen South Rim. Der einzelne freistehende Baum auf dem stufig geschichteten, felsigen Abhang vor der atemberaubenden Kulisse des tief eingefurchten Grand Canyons hat bei den richtigen Lichtverhältnissen eine magische Schönheit.
Grand Canyon, Arizona

Der Felskamm links vom Plateau Point Trail nennt sich The Battleship (533kb).

Nach rund 5 Minuten um 18:15 Uhr erschien das Gefährt, offenbar ein Spezialfahrzeug mit einem Anhänger. Sowohl im Shuttle als auch im Hänger waren Zweiersitzbänke aus Plastikschalen eingebaut. Um sich festhalten zu können hatte die vordere Bank jeweils einen Metallbügel oberhalb der Rückenlehne. Die vorderste Reihe hatte gegenüberliegende Sitze. Hier nahmen vorwiegend Familien mit Kinderwagen Platz, die in dem beengten Wagen - wir waren in den Anhänger eingestiegen - ansonsten kaum Platz mit ihren Gefährten fanden. Tiere sind nicht erlaubt. In den Anhänger waren wir eingestiegen, weil der nicht ganz so voll war wie der Bus selbst und wir uns dadurch eine bessere Aussicht versprachen. Allerdings gab es wohl einen triftigeren Grund, warum die Menschen den Anhänger mieden: dieser hatte nämlich nur eine Achse. Und wie sich herausstellen sollte wies die bevorstehende Strecke eine sehr verwitterte Teerdecke auf. Das in Verbindung mit den harten Schalensitzen war schon eine sehr unangenehme Sache, zumal der Busfahrer nach Zeitplan fuhr und nicht nach Straßenzustand. Nun gut, wir hatten alle einen gesunden Rücken, aber jemand mit Bandscheiben- oder Rückenproblemen sollte auf diese Abenteuerbusfahrt geflissentlich verzichten denn auch mir steckte die kurze Fahrt in dem "comfortable" Shuttle wortwörtlich in den Knochen, oder besser im Steißbein, und ich war immer froh, wenn an einem Aussichtspunkt für einige Minuten gehalten wurde. Ist man auf einen Rollstuhl angewiesen kann man entweder eine Fahrerlaubnis für den PKW am Parkeingang, Canyon View Center, Yavapai Observation Station oder Kolb Studio erhalten oder 48 Stunden im Voraus unter (520) 638-0591 einen Spezial-Shuttle anfordern.


 

 


Maricopa Point
Maricopa Point, Grand Canyon, Arizona

The Battleship von der Seite; dahinter rechts auf dem zweiten Klippenvorsprung: Yavapai Point (558kb).

Maricopa Point, Grand Canyon, Arizona

Die Steilwände des Indian Guarden hinter The Battleship (525kb).

Maricopa Point, Grand Canyon, Arizona

Deutlich schlängelt sich der Bright Angel Trail hinter The Battleship bevor er vor dem Plateau Point in den Seitencanyon abzweigt (661kb).

Maricopa Point, Grand Canyon, Arizona

Der obere Teil des Bright Angel Trails mit den Indian Guardens (763kb).

Der erste Haltepunkt ist der Maricopa Point (2.133 Meter). Zwischen diesem Punkt und dem Yavapai Museum ist der Rim Trail Weg geteert. Auf der übrigen Strecke ist der Rim Trail ungeteert und führt teilweise sehr nahe und ohne Absicherung an der Klippenkante vorbei. Man hat einen hervorragenden Ausblick auf den Bright Angel Canyon jenseits des Colorado, der zwei große Sektionen des Colorado Plateaus teilt: das Kaibab Plateau im Westen und das Walhalla Plateau im Osten. In der Canyonschlucht hat sich der Bright Angel Creek seinen Weg zum Colorado geebnet und dabei den Bright Angel Canyon mehr und mehr nach Norden hin ausgeweitet. Seinen Namen bekam der Bright Angel von Major John Powell als Kontrast zu einem anderen Fluss, den er in Anlehnung an einen indianischen Chief "Bad Angels" nannte. Zwischen Maricopa Point und dem Indian Gardens Plateau befindet sich, quasi direkt unterhalb des Aussichtspunkts, eine Formation aus rotem Fels, die The Battleship genannt wird. Außerdem erlaubt der Aussichtspunkt einen Blick in die tiefe Schlucht des Colorado mit den pinken Granit-Einlagerungen aus Granit-Gneis und den ältesten Gesteinsschichten, die auf der Erde freiliegen: dem 1,7 bis 2 Milliarden Jahre alten dunklen Vishnu Schiefer. 1976 fand von hier aus der erste fußangetriebene Drachenflug in den Canyon statt. Indian Gardens bezeichnet die vom Aussichtspunkt gut sichtbare Stelle kräftiger Vegetation in dem Seitencanyon, an der die Havasupai Indianer viele Generationen lang farmten.


 

 


Powell Memorial
Powell Memorial, Grand Canyon, Arizona

Das Powell Memorial in der Abenddämmerung (512kb).

10 Minuten Fußmarsch östlich vom Hopi Point entfernt befindet sich das Powell Memorial direkt am Rim Trail. Der Kongress der Vereinigten Staaten hat als Andenken an die erste Forschungsexpedition durch den Grand Canyon im Jahre 1869 durch Major John Wesley Powell dieses Denkmal errichten lassen. Powell war am 5. August 1869 mit seiner Gruppe bestehend aus John C. Sumner, Walter H. Powell, G. Y. Bradley, William R. Hawkins und Andrew Hall erstmals den Colorado mit Ruderbooten hinabgefahren und hatte am 17. August an der Stelle direkt unterhalb des Denkmals die Schlucht überquert. Am 1. September 1872 fand Powells zweite Expedition durch den Grand Canyon statt.


 

 


Hopi Point
Hopi Point, Grand Canyon, Arizona

Dana Butte nennt sich die zangenförmige Kammformation (629kb).

Fast genau nördlich des auf einem Vorsprung weit in den Canyon hineinragenden Hopi Points (2.155 Meter) liegt jenseits des Colorado das 200 Meter höhere Hochplateau des Shiva Temple. Diese Sektion des Kaibab Plateau ist durch Erosion vom restlichen Plateau vollständig abgetrennt und seit vielen tausend Jahren isoliert. Dies veranlasste Wissenschaftler zu der Vermutung, dass sich auf Shiva Temple Lebensformen gebildet haben könnten, die es sonst nirgendwo gibt. Gestützt wurde diese Theorie durch die zwei Populationen der pinselohrigen Eichhörnchen, die sich auf dem North und South Rim völlig unabhängig voneinander entwickelt hatten nachdem sie durch den Canyon getrennt wurden. Trotz dieser Spekulationen gab es bis 1937 keine Expedition zum Shiva Temple. In diesem Jahr erklomm eine Expedition des American Museum of Natural History unter der Leitung von Harold E. Anthony das Plateau empor um das Leben auf dieser großen Insel zu erforschen. Die Ergebnisse waren jedoch ernüchternd. Es konnte kein Unterschied zwischen den Lebensformen hier und dem North Rim festgestellt werden. Demzufolge konnte die Abtrennung des Shiva Temple entweder noch nicht so lange her sein, oder die teilweise flachen Seitencanyons zwischen dem Shiva Temple und dem Kaibab Plateau stellten keine nennenswerte Barriere für die Lebewesen dar. Eine nicht-wissenschaftliche Fußnote des Expeditionsreports ist rätselhaft und amüsant zugleich: man fand auf dem lange isolierten Plateau eine kleine leere Filmpappbox mit der Aufschrift "Eastman Kodak" sowie leere Suppenkonservendosen. Diese hatte Emery Kolb dort zurückgelassen, der den Shiva Temple ohne große Mühen erklommen war und damit die Theorie der zu geringen Barriere untermauerte.

Direkt unterhalb des Hopi Point liegt der Dana Butte, benannt nach einem bekannten Geologen des 19. Jahrhunderts. 1919 gab es Pläne, Hopi Point, Dana Butte und Tower of Set auf der nördlichen Colorado-Seite mit einer Seilbahn zu verbinden. Zum Glück hat man diesen technisch sehr gewagten Plan nicht umgesetzt.

Aufgrund seiner vorgelagerten Position bietet der Aussichtspunkt nach Westen und nach Osten sehr gute Aussichten in den Canyon, was bei Sonnenauf- und vor allem -untergängen besonders vorteilhaft ist und ihn zu diesen Tageszeiten zu einem gerne aufgesuchten Ziel macht. In der Abenddämmerung produziert die untergehende Sonne faszinierende Lichtspiele auf vier der schönsten Tafelberge des Canyons: dem Shiva Temple im Norden, Osiris Temple im Südwesten, Isis Temple im Südosten und östlich davon Buddha Temple.

Nach Westen bietet Hopi Point einen guten Ausblick auf einen langen Abschnitt des Colorado mit den Granite Rapids am Fuße des Monument Creek. Obschon der Colorado nur als schmaler Strich erscheint ist er auf diesem Abschnitt doch 106 Meter breit. Das Rinnsal direkt westlich unterhalb des Hopi Points ist Salt Creek und östlich zwischen Hopi Point und Powell Memorial ist Horn Creek.

 

 


Mohave Point
Der nächste Aussichtspunkt ist Mohave Point (2.125 Meter). Hier kann man an einem ruhigen Tag die Wasserstrudel des Colorado hören, wie sie an die Felsen der Hermit Rapids schlagen. Insgesamt kann man drei Stromschnellen von diesem Punkt aus sehen: die Hermit Rapids ganz stromabwärts im Westen, den oberen Teil der gefährlichen Granite Rapids und der untere Teil der Salt Creek Rapids. Alle größeren Stromschnellen befinden sich am Fuße von Seitenflüssen, die Geröll und Felsen von den Seitenwänden des Canyons hinunter in den Colorado spülen und dort aufhäufen. Nach einem größeren Sturm verändern sich die Stromschnellen immer wieder denn Tonnen neuen Gesteins gelangt dann in die Mündungsgebiete des Colorado und der Seitenflüsse; ihren Ort behalten sie jedoch stets bei. Bis zur Vollendung des transportierte der Colorado jeden Tag rund eine Million Tonnen Schlamm, Sand und Steine durch den Grand Canyon. Heute sind dies nur noch 80.000 Tonnen täglich, der ganze Rest setzt sich am Boden des Lake Powell ab. Dadurch hat der Glen Canyon Dam eine maximale Lebenserwartung von rund 200 Jahren. Weitere 1,8 Kilometer entlang des Rim Trail nach Westen gelangt man zu The Abyss. Hier fällt die Great Mohave Wall 914 Meter senkrecht hinab auf das Tonto Plateau und die Austrittstelle des Monument Creek. Der Unterschied zwischen den steilen Klippen wie der Great Mohave Wall und den vergleichsweise flacheren Plateaus liegt einzig in deren Zusammensetzung begründet. Während die Klippen sich aus erosionsresistenterem Kalk- und Sandstein zusammensetzen sind die übrigen Formationen aus wetterunbeständigerem Material gebildet.
 

 


Pima Point

Auch vom Pima Point aus kann man hervorragend Sonnenauf- und -untergänge beobachten. Schaut man nach Westen kann man auf dem rund 914 Meter unterhalb gelegenen Tonto Plateau die Überreste des alten Hermit Camps erkennen. Einige Fundamente und Mauern des 1912 errichteten Touristenlagers entlang des Hermit Creeks sind seit der Schließung im Jahre 1930 noch übriggeblieben. Damals hatte sich die Parkverwaltung gerade den Bright Angel Trail von Ralph Cameron angeeignet, und Phantom Ranch wurde zu einem beliebteren Ausflugsziel. Das Lager bestand aus Zelten, jedes mit einem eigenen Ofen, Teppichen und Fenstern. Eine Versorgungsbahn verband das Camp mit Pima Point, die die Vorräte in 30 Minuten transportieren konnte. Ebenfalls gut sichtbar sind die Hermit Rapids und Teile des Hermit Trails.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten


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