Reiseplanung Schwerbehinderung Handicap Rollstuhl USA

Die USA sind in vielerlei Hinsicht das ideale Reiseland für Menschen, die ganz oder zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Da ich selbst zu dieser Personengruppe gehöre möchte ich an dieser Stelle einmal meine umfangreichen Erfahrungen weitergeben. Sicherlich sind diese auch für alle anderen Reisenden, die eine wie auch immer geartete Gehbehinderung haben oder die durch fortgeschrittenes Alter nicht mehr ganz so mobil sind, interessant und hilfreich. Inwieweit die einzelnen Ratschläge sinnvoll sind hängt letztlich von den individuellen Einschränkungen ab, denen man unterworfen ist. Auch beziehen sich meine Erfahrungen nur auf den Südwesten der USA. An der Ostküste wird die Situation aufgrund der älteren Bausubstanz vermutlich nicht ganz so einfach sein.

Hotelsuche

Wer eine Behinderung hat, für den ist die Hotelsuche ein zentrales Problem bei der Urlaubsplanung. Einfach ohne Vorbuchungen loszufliegen und sich dann vor Ort eine Unterkunft suchen ist aufgrund der oft besonderen Ansprüche an das Hotelzimmer keine praktikable Möglichkeit. Es empfiehlt sich also, die Reise von zu Hause aus komplett durchzuplanen und zu buchen.

Die Suche nach einer passenden Unterkunft ist grundsätzlich kein großes Problem, birgt aber ein paar Tücken. Zunächst kann man davon ausgehen, dass jedes größere Hotel oder Motel über behindertengerechte Zimmer verfügt; sogenannte accessible rooms. Hier liegt aber bereits das erste Problem: was ist accessible? Es gibt zwar einen Standard (ADA), aber an den wird sich oft nicht gehalten, und die Raumausstattungen variieren deutlich. Zudem kann man solche Zimmer in den seltensten Fällen online auswählen und sie höchstens als Reservierungswunsch hinzufügen. Aber auf die Erfüllung eines Wunsches kann sich ein Behinderter nicht verlassen, er braucht verlässliche Informationen und Zusagen. Je nach den individuellen Bedürfnissen bleibt einem also nichts anderes übrig, als direkt mit der Unterkunft in Kontakt zu treten; entweder selbst per Mail oder Telefon, oder über ein Reisebüro. Erfahrungsgemäß ist die telefonische Variante die bessere, denn auf Mails wird entweder mit Standardantworten reagiert, die die individuellen Fragen nicht genügend klären, oder man gerät an Mitarbeiter, die wie in einem Callcenter die Mails zentral bearbeiten und zur Ausstattung des Hotels wenig sagen können.

Auf was man sich hingegen verlassen kann ist, dass accessible rooms immer ebenerdig (barrierefrei), sehr viel geräumiger als andere Zimmer sind (meist ist es von der Größe her eine Junior Suite) und es an der erhöhten Toilette Haltegriffe gibt (allerdings nicht zwingend beidseitig und beweglich). Auch werden diese Zimmer normalerweise zu sehr günstigen Preisen angeboten, die höchstens die eines normalen Zimmers betragen. Oft sind sie auch noch günstiger. Grundsätzlich problemfrei ist die Höhe der Betten da diese immer mindestens kniehoch sind und beim Aufstehen keinerlei Probleme darstellen.

Badezimmer, Bryce View Lodge, Bryce Canyon, Utah

Normale Einbaubadewanne ohne Haltegriffe und mit festem Duschkopf (140kb).

Badezimmer, Bryce View Lodge, Bryce Canyon, Utah

Nicht rollstuhlgerechtes Waschbecken - leider Standard in normalen Zimmern (153kb).

Badezimmer, Motel 6, Twentynine Palms, Kalifornien

Accessible Room, aber mit unbrauchbarem Badewannensitz - zu tief, zu weit weg von den Armaturen (146kb).

Badezimmer, Sheraton at Fishermans Wharf, San Francisco, Utah

Rollin shower - die perfekte Dusche (127kb).

Badezimmer, Excalibur, Las Vegas, Nevada

Hier mit einem Duschhocker (140kb).

Als kritisch hat sich hingegen die Ausstattung hinsichtlich der Dusche erwiesen. Die üblicherweise fest montierten Duschköpfe oder die Duschkabinen aus einem Guß sind für Behinderte meist unbrauchbar. Wer eine Sitzgelegenheit zum Duschen benötigt und nach einer solchen fragt bekommt für gewöhnlich einen Gartenstuhl oder einen 40 cm hohen Plastikhocker, der nicht standfest in die Dusche oder Badewanne zu befestigen ist. Auch über eine Badewanne herabklappbare Sitze sind erfahrungsgemäß weder von der Fixierung stabil noch von der Höhe ausreichend genug, wobei bei ihnen das Problem des hohen Einstiegs bleibt. Rutschfeste Matten gibt es nur ganz selten. Haltegriffe sind oft spärlich oder an den falschen Stellen. Einzige verlässliche Lösung ist das Verlangen einer rollin shower. Diese ist ebenerdig, sprich eine gekachelte Badezimmerecke ohne jedes Hindernis mit einem fest an der Wand montierten, herunterklappbaren Sitz in idealer Höhe. Die Armaturen befinden sich in Griffweite, der Duschkopf kann auf die passende Höhe justiert werden oder ist abnehmbar, und rundherum gibt es ausreichend Griffe. Diese Zimmer sind jedoch seltener als normale accessible rooms und müssen extra nachgefragt werden. Dennoch würde ich für Rollstuhlfahrer, die im Bad alleine zurechtkommen wollen oder müssen, immer eine rollin shower buchen. Ist die Sitzhöhe ein Problem kann man sich zu Hause im Sanitätsfachgeschäft eine Sitzunterlage aus Kunststoff anfertigen lassen. Die ist zwar sperrig, aber hilfreich. Aufblasbare Lösungen sind zwar platzsparend, aber rutschig und daher unbrauchbar. Meine Lösung sieht so aus: zwei aufeinandergeleimte Schaumstoffplatten, insgesamt 20x40x3 Zentimeter groß. Da der Klebstoff nicht perfekt hält habe ich noch zwei Klettbänder drumgeschnürt, so dass sich nichts mehr bewegen kann. Ist nun ein Duschhocker oder sonst eine Sitzgelegenheit zu niedrig kommt das Konstrukt darunter und gut ist.

Sehr hinderlich für einen Rollstuhlfahrer, der sein Gefährt nicht verlassen kann, sind amerikanische Waschbecken. Diese sind oft in einem Unterschrank integriert, so dass man einerseits sitzenderweise nicht vernünftig an sie herankommt weil man die Beine nicht drunterschieben kann, und zweitens sind die Becken auch noch vom Rand des Schrankes einige Zentimeter weit entfernt. Nur ganz selten findet man frei hängende Becken, wie sie bei uns üblich sind. Auch in accessible rooms kann es vorkommen, dass man auf solche Waschbecken stößt - wenngleich die Chance zum Glück gering ist.

Die Verfügbarkeit der accessible rooms ist in der Regel deutlich höher als die normaler Zimmer. Da sie seltenst online buchbar sind tauchen sie in den dort angebotenen Kontingenten meist auch nicht auf. Selbst wenn also eine Unterkunft laut Onlineabfrage ausgebucht ist können noch behindertengerechte Zimmer frei sein. Sollte dies nicht der Fall sein oder ein Hotel nicht über den gewünschten Zimmertyp verfügt wird man bei telefonischen Anfragen öfters die Erfahrung machen, dass die Mitarbeiter von sich aus versuchen werden, benachbarte Hotels zu empfehlen, die diese Wünsche erfüllen könnten. Dies beruht auf der Gesetzeslage, die besagt, dass Behinderten immer geholfen werden muss.

Bei der Reservierung reicht das Verlangen eines solchen Zimmers aus. Einen Behindertenausweis muss man beim Bezug nicht vorlegen. Es versteht sich von selbst, dass auch nur Menschen mit Behinderung von diesen für sie reservierten Zimmern Gebrauch machen.

Wer sich die Anfragen bei den Hotels und das Finden eines behindertengerechten Zimmers ersparen möchte findet in meinen Hotelempfehlungen überwiegend Unterkünfte, die behindertentauglich sind. Es sind schließlich diejenigen, die ich selbst als Rollifahrer genutzt habe (erkennbar an meinem Kommentar). In den verlinkten Reportagen meiner Seite oder den Hotelbewertungen im Great-West Forum sind meist auch Bilder der Zimmer zu finden, die am besten zeigen, ob ein Zimmer hinsichtlich der persönlichen Belange nutzbar ist oder nicht.


Der richtige Mietwagen

Rollstuhl in einem Kia Minivan, USA

Klapprollstuhl hinter dem Beifahrersitz (185kb).

Rollstuhl in einem Chrysler Town & Country, USA

Bequemer als im Minivan... (184kb)

Rollstuhl in einem Chrysler Town & Country, USA

... gehts nicht (171kb).

Da sich die Mietwagenanbieter immer nur auf eine Wagenkategorie festlegen lassen und niemals auf ein konkretes Wagenmodell hat man bei der Mietwagensuche je nach den persönlichen Bedürfnissen das Problem, im Vorfeld die richtige Wahl treffen zu müssen. Wenn man einen Rollstuhl mitführen muss haben sich in der Praxis zwei Wagenkategorien als praktikabel herausgestellt: der Minivan als optimale Lösung und der Midsize SUV als kostengünstigere Alternative, wenn man nur zu zweit oder dritt reist. Bei Minivans passt der Rollstuhl immer und beim Midsize SUV überwiegend zusammengeklappt aufrecht hinter einen der Vordersitze (was für die Mitreisenden einfacher zu handhaben ist, besonders bei Minivans mit Schiebetüren) bzw. in den Kofferraum, ohne für die Mitfahrer oder das übrige Gepäck zuviel Platz wegzunehmen. Beim Anmieten sollte man jedoch trotzdem erst probieren, ob man mit dem Modell zurecht kommt. Auch die Einstiegshöhe kann problematisch sein. Aus diesem Grund scheiden noch größere Vans (z.B. 8-Sitzer) generell aus, da man zum Einsteigen eine Stufe nutzen muss. Bei Midsize SUVs kann ein geringer Öffnungswinkel der hinteren Türen das Verstauen des Rollstuhls hinter die Vordersitze verhindern. Hilfreich sind Flughäfen, die über eine Choice-Line verfügen - wo man sich also den Wagen selbst in der gebuchten Kategorie aussuchen kann. Nehmt dann den Wagen beim Anmieten in Ruhe in Augenschein und probiert auch andere Fahrzeuge, bis Ihr den richtigen gefunden habt. Ich denke aber, dass man auch ohne Choice-Line keine Probleme haben wird, den Vermieter davon zu überzeugen, dass man mit dem zugewiesenen Fahrzeug Probleme hat. Da wird niemand ein großes Spiel machen sondern sehr hilfsbereit sein. Auch ein kostenfreies Upgrade wird sicher möglich sein. Bei Hertz in San Francisco wurde ich beispielsweise direkt von einem Mitarbeiter aus der Warteschlange geholt und erhielt kostenlos den Club Gold Five Star Kundenservice - sprich, persönliche Fahrzeugberatung inklusive 30-minütiger Fahrzeugerklärung. Bei Alamo habe ich bisher auch nur gute Erfahrungen gemacht und schon mehrfach ein kostenloses Upgrade erhalten. Also, wenn irgend was beim Mietwagen nicht wirklich ohne körperliche Anstrengung funktioniert, sprecht das Problem an, man wird Euch helfen. Sonderzubehör wie Lenkradknauf können bei einigen Anbietern im Vorfeld geordert werden.


Im Flughafen

Sofern man zur Fortbewegung Hilfsmittel wie einen Rollstuhl benötigt ist es erforderlich, diese bei der Fluggesellschaft anzumelden. Dies macht man am besten telefonisch. Medizinisch notwendige Hilfsmittel werden in der Regel kostenfrei transportiert und zählen somit auch nicht als Gepäckstück auf deren begrenzte kostenfreie Anzahl. Beim Einchecken meldet man sich dann üblicherweise (den genauen Ablauf erfährt von der Fluggesellschaft) am Schalter der Fluggesellschaft, denn auch der Rollstuhl muss ja als Gepäck mit an Bord. Er erhält dabei einen eigenen Baggage-Anhänger (schaut genau hin, wo die Mitarbeiter den festmachen wollen damit sie damit nicht die Bremsen blockieren). In der Sicherheitskontrolle wird man als Rollstuhlfahrer gefragt, ob man aufstehen kann. Verneint man darf man am Metalldetektor vorbeifahren und wird von einem Beamten per Leibesvisitation überprüft. Auch ein Abstrich des Stoffbezugs des Rollstuhls wird zur chemischen Analyse genommen. Schuhe und Gürtel muss man natürlich auch ausziehen sowie die Taschen leeren. Der Rollstuhl selbst wird nicht gesondert untersucht. Warum auch, er besteht ja nur aus Hohlrohren...

Am Gate meldet man sich am besten direkt an der Abfertigung, damit man beim Boarding als erster an Board kann; ansonsten wird man ausgerufen. Nun geht es mit dem eigenen Rollstuhl bis zur Flugzeugtüre. Das Schieben übernimmt - vermutlich aus Versicherungsgründen - ein Mitarbeiter des Flughafens. Jetzt kommt ein wichtiger Moment. Beim Verlassen des Rollstuhls sollte man alle beweglichen Teile des Rollstuhls (z. B. Sitzkissen) mitnehmen - die Verlustwahrscheinlichkeit ist sonst zu groß. Metallisches Zubehör (z. B. aufgesteckte Bremshebelverlängerungen) würde ich im Hauptgepäck befördern oder sie so fixieren, dass sie nicht abfallen können. Auch sollte man Klapprollstühle immer selbst zusammenklappen. Obleich man natürlich nicht der erste Rollstuhlfahrer auf dieser Erde ist wissen doch die wenigsten Hilfsarbeiter, wie man damit richtig umgeht. Und schließlich ist man darauf angewiesen, das gute Stück unversehrt wieder in Empfang zu nehmen. Der Rollstuhl wird als letztes Gepäckstück verladen damit er auch als erstes entnommen werden kann und schon an der Gangway wartet wenn man gelandet ist. Dabei wird er in der Regel sehr grob behandelt und teilweise geworfen, was man gelegentlich vom Fenster aus beobachten kann. Zeit ist eben Geld.

Rollstuhl in einem Dodge Grand Caravan Minivan

Beim Flug beschädigter Rollstuhl (182kb).

Letztlich bleibt ein Restrisiko bei jedem Flug, dass der Rollstuhl Schaden nimmt. Die Versicherungen sind wenigstens in solchen Fällen kulant und regulieren die Schäden schnell und komplett - sprich Neupreis. Ich spreche aus Erfahrung. In 2006 war das Gestänge meines Rollstuhls bei der Ankunft irreparabel verbogen, eine Bremse zerstört. Eine Lösung von Seiten des Flughafens gab es für das Problem damals nicht (außer ein 50 Dollar Bargeld-Angebot), ich musste den Urlaub mit einseitiger Bremse und schiefem Sitz verbringen. Meine Versuche, für die Zukunft eine Absicherung für solche Probleme in San Francisco - wo üblicherweise meine Reise beginnt - zu finden, scheiterten. Es gibt zwar orthopädische Werkstätten, aber die können bei derart elementaren Schäden mit deutschen Rollis nichts anfangen weil einfach die passend genormten Ersatzteile fehlen. Auch der Flughafen selbst war bei einem vermeintlichen Defekt in 2010 ratlos, und dem Mitarbeiter fiel ein Stein vom Herzen als ich herausfand, dass der offenbar verformte weil schiefe Klapprollstuhl vom Flughafenpersonal doch nur unsachgemäß auseinandergeklappt worden war. Man hat keine Lösung für solche Probleme. Dieses Risiko bleibt also bestehen. Und zur Not müsste man wohl den ADAC bemühen, ein Ersatzgerät einzufliegen - wobei ich nicht genau weiß, ob die sowas machen würden. Jedenfalls ist dies neben der Jetlagkompensation ein guter Grund, nach der Ankunft nicht direkt mit der Rundreise zu beginnen sondern ein paar Tage vor Ort zu bleiben.


Medikamente

Grundsätzlich sollte man alle Medikamente in Originalverpackung und mit Beipackzettel im Hauptgepäck mitführen. Dies ist besonders bei abhängig machenden Mitteln und Betäubungsmitteln erforderlich. Hierzu zählen zum Beispiel Hustenmedizin, harntreibende Mittel, Herzmittel, Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Antidepressiva oder Aufputschmittel. Ein Rezept in englischer Sprache, aus dem hervorgeht, dass das Medikament für die Reise notwendig ist, ist in solchen Fällen ebenfalls anzuraten. Natürlich darf man dann auch nur die Menge mitführen, die man für die Reise benötigt. Befolgt man diese Ratschläge sollte es keine Probleme bei der Einreise geben. Ohne die genannten Bescheinigungen können die Medikamente ansonsten beschlagnahmt werden. Ich persönlich würde Rezepte und Bescheinigungen kopieren und jeweils mit den Medikamenten im Hauptgepäck und im Handgepäck mitführen, so dass sowohl der Zoll bei der Gepäckkontrolle als auch man selbst Zugang zu einem Exemplar hat. Eigene Erfahrungen habe ich damit jedoch keine da ich keine Medikamente benötige.


Parken

Rollstuhl in einem Dodge Grand Caravan Minivan

Traveler Placard (110kb).

Menschen mit Behinderung, die in ihrem Heimatland einen Behindertenparkausweis besitzen, können diesen auch in den USA und Kanada verwenden. Sie brauchen hierzu den besagten Behindertenparkausweis nebst allen in der Heimat ebenfalls benötigten Dokumenten (üblicherweise der Bewilligungsbescheid) sowie ein Attest eines Arztes, das die Art der Behinderung dokumentiert. Der Parkausweis kann dann hinter der Windschutzscheibe platziert werden und berechtigt zum Parken auf den dafür vorgesehenen Flächen (Behindertenparkplätze und mit blauen Bordsteinen markierte Parkflächen) sowie das Parken an Parkuhren ohne zu bezahlen - allerdings nur in den angegebenen Zeiten. In den Städten gibt es nämlich oft Zeiten, wo man nicht dort parken darf weil dann die Straßenreinigung stattfindet, was dann trotzdem zu einem Knöllchen führt.

Alternativ kann man beim Department of Motor Vehicles (DMV) unter www.dmv.ca.gov/forms/reg/reg195.htm eine kostenlose Traveler Placard beantragen. Diese ist 90 Tage gültig und berechtig ebenfalls zum Parken auf den dafür vorgesehenen Stellplätzen. In dem Antrag muss man von einem Arzt die Behinderung attestieren lassen und diesen dann zum DMV abschicken. Erfahrungsgemäß dauert die Bearbeitung aber bis zu mehreren Monaten. Der Antrag hierzu eignet sich aber hervorragend als ärztliches Attest für die erste Variante, denn er ist auf Englisch und fragt genau die entscheidenden Dinge ab. Daher würde ich diesen in jedem Fall ausdrucken, Seite 1 ausfüllen und die zweite Seite vom Hausarzt ausfüllen lassen - am besten mit Stempel und in zweifacher Ausfertigung. Macht den Arzt aber bitte drauf aufmerksam, Englisch zu schreiben und das Datum richtig herum zu notieren.

Mit Parkausweis ist es natürlich besonders wichtig, dass Ihr in Städten bei der Hotelbuchung darauf besteht, dass Ihr keinen Hotelparkplatz benötigt. Der kostet in San Francisco je nach Lage nämlich schon mal schnell über 40 Dollar zusätzlich pro Tag und wird meist automatisch zum Zimmerpreis hinzuaddiert! Das Geld kann man sparen, und einen Behindertenparkplatz oder eine Parkuhr wird man in der Nähe sicherlich finden. Parkhäuser gehen natürlich nicht, denn da kommt man genau wie hier ohne Kassenbon nicht rein und ohne Bezahlung nicht raus. Vielleicht kann man auf google maps schon mal im Vorfeld nach Parkmöglichkeiten in der Nähe Ausschau halten.


Accessability

Rollstuhl in einem Dodge Grand Caravan Minivan

Rollstuhlsymbol an Treppen weisen auf manuelle Rampen hin (344kb).

Im Südwesten der USA gibt es keine nicht abgesenkten Bürgersteige, zumal abgesenkt dort wirklich völlig ebenerdig bedeutet. Ebenso sind fast alle kommerziellen oder öffentlichen Gebäude barrierefrei zugänglich. Überall sind Rampen oder Lifte installiert. Selbst alte Bauwerke verfügen meist über einen solchen Zugang. Oft ist auch neben einem Eingang mit Stufe ein Rollstuhlfahrersymbol angebracht. Dann verfügt der Laden über eine Rampe, die aber per Hand installiert werden muss. Hier reicht es, wenn einer kurz hineingeht und Bescheid sagt. Öffentliche Gebäude haben verlässlicherweise Aufzüge und Behindertentoiletten. Stößt man dennoch auf eine Barriere kann man sich auf die Hilfsbereitschaft der Amerikaner verlassen. Hier ist übrigens auffällig, dass jeder Amerikaner, der einen wahrnimmt und sich irgendwie als auch nur annähernd im Weg stehend einschätzt, mit einem freundlichen "Oh, I am sorry" dafür entschuldigt. Hierzulande muss man hingegen ständig bei den wirklich im Weg stehenden Menschen mit "Entschuldigung" und Antippen auf sich aufmerksam machen, die dann wortlos ein Schrittchen zur Seite gehen und ihre Tasche dabei festhalten...

Üblicherweise verfügen öffentlich zugängliche Gebäude wie Restaurants wie erwähnt über Behindertentoiletten. Diese weisen wie in Deutschland eine höhere Sitzposition auf und verfügen mindestens an einer Seite über einen nach vorne ragenden Haltegriff. Die Konstruktion der Halterung ist aber offenbar nicht einheitlich. Meist ist es ein verlängerter Handlauf an der seitlichen Wand. Die hierzulande sehr weit verbreiteten, hochklappbaren Halterungen beidseits der Toilette sind eher selten. Sollte mal in einem Hotelzimmer eine Toilette vorhanden sein, die aufgrund der Behinderung nicht nutzbar ist, würde ich das nächstgelegene (Fastfood-)Restaurant aufsuchen. Andererseits: hat man bei der Hotelbuchung auf die Behinderung hingewiesen wird man im Hotel eine Lösung für das Problem finden.

Rollstuhl in einem Kia Minivan, USA

Mit dem eigenen Auto im Mariposa Grove (362kb).

In einigen Sehenswürdigkeiten gibt es exklusive Möglichkeiten für Rollstuhlfahrer. Im Coit Tower in San Francisco darf man beispielsweise auf die Aussichtsplattform unterhalb der Turmspitze. Die Türe dorthin bleibt für andere Besucher verschlossen. Der Vorteil liegt in einer fensterlosen und ungestörten Aussicht. Im Mariposa Grove des Yosemite darf man mit dem eigenen Auto hinter dem Shuttlebus herfahren. Und im Hearst Castle bekommt man eine eigene Führung, die - als man das Castle nur mit geführten Touren erleben konnte - an diesen Touristenströmen vorbei lief, was mir einzigartige Fotos ohne Menschenmengen bescherte. Heute darf jeder auf eigene Tour das Schloss erkunden. Ein Handicap hat zuweilen auch seine angenehmen Seiten. Das gilt natürlich auch andernorts. In Paris beispielsweise führt im Louvre und im Schloss von Versailles der Weg zu den Aufzügen durch ansonsten verschlossene Gebäudeteile.


Warteschlangen

Wer im Rollstuhl sitzt wird in den USA nicht lange in Warteschlangen warten müssen. Ob an Flughäfen, bei der Mietwagenannahme oder sonstwo wird man nebst Begleitperson (oder wenn die Reisegruppe klein ist auch komplett) meist aus der Warteschlange gelotst und direkt bedient sobald man die Aufmerksamkeit eines Mitarbeiters gewonnen hat. Dies ist allgemein üblich und stößt nicht auf Unmut bei den übrigen Wartenden. Im Flughafen, wo man nach der Ankunft entweder im Flugzeug auf den eigenen Rollstuhl wartet, oder mit einem unsäglichen Flughafenrollstuhl ins Terminal gefahren wird, begleitet einen bis zum Checkin-Schalter ein Flughafenmitarbeiter, der den Rollstuhl schiebt und es gar nicht gerne sieht, wenn man selbst irgend etwas macht (vermutlich der Versicherung wegen). Früher wurden die Rollstühle wie bei Kinderfahrrädern mit einem orangen Fähnchen markiert, so dass man sie besser in den Menschenmengen erkennen kann. Das scheint aber nicht mehr üblich zu sein. Stattdessen werden Rollstuhlfahrer meist über die kürzeren Warteschlangen der First Class abgewickelt. Das ist aber offenbar alles flughafenabhängig. Lediglich in Restaurants wird man nicht bevorzugt behandelt. Hier muss man wie alle anderen auch waiten to be seated.


Ermäßigungen

Wer eine Behinderung hat, erhält oftmals Nachlässe auf Eintrittspreise. Da dies eine freiwillige Leistung ist, kann man sich jedoch nicht darauf verlassen. Viele Rabatte, wie beispielsweise beim National Park Pass, sind auf die einheimische Bevölkerung beschränkt. Dennoch gibt es genau wie hierzulande immer wieder Möglichkeiten, verbilligt Eintritt zu erhalten oder eine Begleitperson kostenfrei mitzunehmen. Alleine schon die bevorzugte Behandlung in Warteschlangen ist jedoch ein sehr angenehmer Umstand.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten