Solvang Dänische Stadt Santa Ynez Windmühlen Fachwerkhäuser

Windmühle, Mission Drive, Solvang, Kalifornien
Slideshow starten

Eine der fünf Windmühlen Solvangs (263kb).

Selten hat mich ein kleiner Ort nahe der Westküste so angezogen wie Solvang im Santa Ynez Valley. Bei den letzten drei meiner Reisen habe ich hier mit zunehmender Begeisterung Station gemacht, was die Frage aufwirft, was dieses Dorf mit kaum mehr als 5.300 Einwohnern so attraktiv macht.

In der Presse wird Solvang als dänisches Dorf beworben, mit Fachwerkhäusern und Windmühlen. Erstaunlicherweise stimmt diese Versprechung, und es handelt sich nicht bloß um eine Attraktion aus Pappe, wie man sie aus Las Vegas kennt. Kaffee und Kuchen locken die Touristen in den Ort. Der skandinavische Flair ist allgegenwärtig.

Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die Geschichte der Stadt und machen anschließend einen Rundgang. Gegründet wurde der Ort 1911 von einer Gruppe dänischer Lehrer aus Iowa, die auf der Suche nach einem guten Bauplatz für die erste dänische Volksschule an der Westküste waren. Als sie die Landschaft des heutigen Ortes erreichten, befanden sie die Stelle zwischen den Bergketten der Santa Ynez und San Rafael Mountains als überaus geeignet für den Schulbau und erwarben 36,4 Quadratkilometer Land der zum Verkauf stehenden Rancho San Carlos de Jonata. Diese liegt unmittelbar neben der historischen Mission Santa Ines von 1804, der 19. der 21 Missionsstationen am El Camino Real. Die fruchtbare Landschaft war als Grundlage für Ackerbau für Siedler zudem bestens geeignet. So entstand auch der Ortsname, denn Solvang bedeutet auf Dänisch "sonnige Felder". Die ersten Siedler waren nicht nur Farmer, sondern auch Schreiner und Handwerker, die die ersten Gebäude errichteten. Wohnhäuser, ein Hotel, die Volksschule und ein zweigeschossiges Fachwerkhaus an der Alisal Road, das heute das Bit O'Denmark Restaurant beherbergt, waren die ersten Bauwerke. Der Schulbau auf einem kleinen Hügel nördlich der Stadt wurde 1914 abgeschlossen. Zunächst diente das Atterdag College auch als evangelische Kirche. 1928 wurde der Bau der Bethania Lutheran Church an der Atterdag Road fertiggestellt, deren Erscheinungsbild einer typischen dänischen Dorfkirche im Bishop Grundtvig Stil nachempfunden ist. Im Inneren findet man handgearbeitete Schnitzereien am Altar, der Kanzel und dem Altargeländer sowie ein Schiffsmodell, das vom Kirchenschiff herabhängt. In der Folgezeit nahm die Bedeutung des Atterdag College ab, und es wurde im Frühjahr 1970 abgerissen, um Platz für die Santa Ynez Valley Recovery Residence zu schaffen, ein Genesungswerk. Solvang ist heute ein Touristenmekka geworden, und die Einwohner bemühen sich, ihr dänisches Erbe zu bewahren. Es gibt dänische und dänisch-amerikanische Vereinigungen und soziale Organisationen wie die Danish Brotherhood and Sisterhood Lodges, Dania Men's and Ladies Lodges und einen Ortsverband der National Park Society. Einige Bürger der Stadt sind in Anerkennung ihrer Verdienste um die Beziehung der Vereinigten Staaten mit Dänemark zu Mitgliedern des Royal Order of Dannebrog ernannt worden. Solvang und das dänische Aalborg sind Schwesterstädte. Auch dänische Bräuche werden in Solvang praktiziert. So wird bei jedem Hausbau das rejsegilde gefeiert - das Richtfest, wie man es auch bei uns kennt, und was sich über Solvang hinaus im ganzen Santa Ynez Valley verbreitet hat. Um dem gewaltigen Besucherandrang Herr zu bleiben - immerhin kommen über 10 Millionen Besucher jedes Jahr nach Solvang -, werden, mittlerweile ebenfalls traditionell, jeden Morgen von den Ladenbesitzern die Bürgersteige und Straßen gefegt. Viele tragen dabei dänische Kostüme. Anschließend werden die dänischen und amerikanischen Fahnen in ihre Halterungen gesteckt, die fast jeder Laden besitzt. Solvang ist eine Stadt der Flaggen.

Die Betonung auf das Dänische in der Architektur des Stadtkerns wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschleunigt. Die Häuser im Bauernstil mit Fachwerk (bindingsvaerk), Dachgauben, bunten Glasfenstern, imitierten Stroh- und Kupferdächern sowie Bürgersteige aus Pflastersteinen wurden als authentisch anerkannt. Auf vielen Häuserkaminen findet man Storchenfiguren, die Glück bringen und Blitzeinschläge abwehren sollen. In einigen Stadtbereichen sorgen alte Gaslampen für die passende stilvolle Beleuchtung, von denen einige schon in Kopenhagen ihren Dienst taten. Als markante Anlehnung an das dänische Landschaftsflair sind in Solvang fünf Windmühlen ins Stadtbild integriert. Am dritten Wochenende im September werden die Danish Days gefeiert, ein Festival, das an die dänischen Ursprünge der Stadt genauso erinnern soll wie das Taste of Solvang Fest im März, die Mission's Fiesta im August und das Winterfest im Dezember.

Highway 246, Solvang, Kalifornien

Highway 246 von Solvang nach Buellton (280kb).

Highway 246, Solvang, Kalifornien

Rapsfelder am Straßenrand (292kb).

Highway 246, Solvang, Kalifornien

Kürbisernte (203kb).

Alisal Road, Solvang, Kalifornien

Blick die Alisal Road entlang nach Süden (225kb).

Kronborg Inn, Solvang, Kalifornien

Windmühlenattrappe des Kronborg Inn am Ortseingang (324kb).

Bereits die Fahrt von Buellton nach Solvang ist ungewöhnlich. Die Straße führt schnurgerade durch ein landschaftlich sehr reizvolles Gebiet mit zahlreichen Pferdekoppeln. Araber und Isländer werden hier gezüchtet und aufgezogen. Eine Straußenfarm (Ostrich Land) mit hunderten der größten Vögel direkt hinter Buellton zieht ebenso die Aufmerksamkeit auf sich wie die riesigen Kürbis- und Rapsfelder, die je nach Jahreszeit in grellem Orange oder Gelb erstrahlen. Schließlich führen ein paar leichte Kurven auf dieser wunderschönen Landstraße zum Ortseingang von Solvang.

Unseren kleinen Rundgang starten wir an der Alisal Road, einer Seitenstraße des Mission Drive, die mitten im Zentrum der Stadt die Hauptstraße kreuzt. Auf der Suche nach einem Parkplatz waren wir hier links abgebogen und fanden an der Ecke zur Maple Avenue einen schönen kostenlosen und vor allem schattigen Stellplatz direkt unter einem riesigen Baum. Ob es eine Maple war, kann ich nicht mehr sagen, es würde jedoch passen. Schnell eincremen, Hut aufsetzen und schon konnte es losgehen. Bis zur besagten Kreuzung gibt es nicht viel Sehenswertes, es sind ja auch nur 170 Meter. Doch dann ist man bereits mittendrin im Zentrum.

Mermaid Fountain, Denmarket Square, Solvang, Kalifornien

Denmarket Square (424kb).

Mermaid Fountain, Denmarket Square, Solvang, Kalifornien

Die Mermaid Fountain (331kb).

Auf der rechten Seite liegt der kleine Denmarket Square. Hier findet man eine Bronzestatue im Maßstab 1:2 der kleinen Meerjungfrau aus Kopenhagen. Diese sitzt auf einem Felsen, aus dem ein kleiner Wasserfall herausquillt und so einen großen runden Brunnen bildet (mermaid fountain). Dieser ist mit einem niedrigen Steinmäuerchen umfasst. Dank mehrerer schattenspendender Bäume ist dies ein idyllisches Fleckchen, wenngleich es direkt an der viel befahrenen Hauptstraße liegt. An diesem Platz haben wir vor unserer Weiterfahrt einen Moment pausiert. Der Moment war gekommen, das Wissen der Reisegruppe über die tragische Geschichte der Kleinen Meerjungfrau, einem Märchen von Hans Christian Andersen, abzufragen.

Mermaid Fountain, Denmarket Square, Solvang, Kalifornien

Die Mermaid en detail (333kb).

Mission Drive, Solvang, Kalifornien

Hier bekommt man schöne Nägel (441kb).

Danach gehen wir Richtung Westen den Mission Drive entlang. Es ist wie gesagt die Hauptstraße, und nahezu jeder Tourist, der den kleinen Ort besucht, durchfährt ihn zwangsläufig auf dieser Straße bei der Suche nach einem Parkplatz oder einer Unterkunft. Das stört bei einem Spaziergang auf dem Bürgersteig jedoch nicht weiter. Erstens ist die Straße nur einspurig und wird aufgrund der meist staunenden Insassen im Schritttempo befahren, und zweitens ist sie eigentlich eine Allee, mit vielen Laubbäumen, hinter denen die kaum höheren Fachwerkhäuser ohnehin die Blicke von der Straße und dem Verkehr weg auf sich ziehen. Ein Rundgang hier hat etwas Entspannendes, trotz all des Trubels, dem man sich je nach Tages- und Jahreszeit ausgesetzt sieht. Mich erinnert Solvang weniger an Dänemark - das ich auch nicht persönlich kenne - sondern eher an eine weihnachtliche Märchenlandschaft. Es fehlt nur der Schnee. Die gemütlichen kleinen Häuschen, fein herausgeputzt mit viel Blumenschmuck an den blitzeblank sauberen Straßen - es ist irgendwie schon ein wenig irreal. Und genau das macht wohl auch die Attraktivität des Örtchens aus. Es ist eben ganz anders als die übrigen Orte in Amerika. Das merkt man auch hinsichtlich der Restaurants. Fast-Food sucht man hier mit Ausnahme eines Subway, das ich aber nicht dazuzähle, vergeblich.

Solvang Park, Solvang, Kalifornien

Solvang Park (384kb).

Solvang Park, Solvang, Kalifornien

Hier finden zahlreiche Feste statt (440kb).

Solvang Park, Solvang, Kalifornien

Hans Christian Andersen Denkmal (438kb).

Linkerhand breitet sich schon bald eine lang gezogene, dreieckige Parkanlage am Mission Drive aus: der Solvang Park. Mittelpunkt ist eine große Büste von Hans Christian Andersen und ein hoher Fahnenmast mit amerikanischer Flagge. Es gibt einen Pavillon, Sitzbänke, große schattenspendende Laubbäume und eine saftig grüne Wiese mit eingefassten, leuchtend bunten Blumenbeeten. Die Wiese lädt geradezu zum Picknicken ein, was auch immer wieder gerne gemacht wird. Wege gibt es in dem Mini-Park jedoch nicht. Man läuft entweder auf den Bürgersteigen außenrum oder eben über die Wiese, der man die intensive Nutzung aber keineswegs ansieht. Die Danish Days und das Winterfest werden hier zelebriert. Es ist quasi das Zentrum von Solvang. Wo andere Städte einen Platz haben, hat Solvang eben eine grüne Wiese. Auf dieser finden auch von Juni bis September die Free Friday Night Movies statt. An jedem Freitag um 19:30 Uhr werden unter freiem Himmel zunächst familienfreundliche Cartoons und anschließend ein Hauptfilm gezeigt. Popcorn und heißer Kakao kann man natürlich kaufen. Am spitzen Ende des Parks befinden sich übrigens öffentliche Toiletten.

Mission Drive, Solvang, Kalifornien

Haus mit Storchennest (419kb).

Wir erreichen die Kreuzung der Atterdag Road. Hier flattert - wie überall in Solvang - eine dänische Flagge, die Dannebrog (übersetzt: dänisches Tuch), neben der amerikanischen an einer kleinen Grünfläche, die zwar für einen Park viel zu klein ist, aber mit vielen bunten Blumen ausgeschmückt ist. Solche kleinen Pärkchen (oder Vorgärten wenn man so will) findet man in Solvang an vielen Stellen. Sie machen den Ort so überaus ansprechend und einladend.

Downtown Clock, Solvang, Kalifornien

Downtown Clock (237kb).

Der Hingucker an dieser Stelle ist eine große gusseiserne Standuhr. Sie sieht aus wie eine auf einem zu kurz geratenen, grünen Laternenmast aufgespießte Taucherglocke, die zu vier Seiten hinter Bullaugen ein Ziffernblatt zeigt. Es ist die Downtown Clock. Viele amerikanische Städte haben solche Town Clocks, die sich auch im Design wenig unterscheiden und einen Hauch von Nostalgie verströmen - durchaus passend im mit zahlreichen Antiquitätenläden ausgestatteten Solvang.

Das Gebäude an dieser Straßenecke hinter der Uhr - eine Real Estate Company, also ein Immobilienmakler - ist interessant, weil es ein sehr schönes, nachempfundenes Strohdach mit einer Storchenattrappe obenauf besitzt. Es ist übrigens nicht die einzige Storchenattrappe im Dorf. Dieser hübsche Dachschmuck sieht schön aus, ist aber wohl eher ein romantisches Element. Bedauerlicherweise ist der Weißstorch nämlich in Dänemark in 2008 für ausgestorben erklärt worden. Schon 1996 gab es nur noch 6 Brutpaare. Und in den USA findet man Störche nur im äußersten Süden, sprich Florida und am Küstensaum des Golf von Mexiko - hier aber den Waldstorch, der einen dunklen Kopf und schwarze Schwingen hat. Insofern wird man in Solvang nach echten Störchen vergeblich Ausschau halten...

Windmühle, Solvang, Kalifornien

Windmühle am Mission Drive seitlich... (198kb)

Windmühle, Solvang, Kalifornien

... und von vorne (167kb).

Olsens Danish Village, Solvang, Kalifornien

Olsen's Danish Village (197kb).

Olsens Danish Village, Solvang, Kalifornien

Bakery und Coffee Shop (314kb).

Mission Drive, Solvang, Kalifornien

Am Mission Drive (401kb).

Royal Copenhagen Inn, Solvang, Kalifornien

Royal Copenhagen Inn (314kb).

Danish Inn, Solvang, Kalifornien

Das Danish Inn (256kb).

Solvang, Kalifornien

Wine Tasting (313kb).

Schon nach wenigen hundert Metern auf dem Mission Drive erreichen wir hinter der 4th Place einen Häuserblock, der wie eine Fliegenfalle die Touristen anzulocken scheint: Olsen's Danish Village. Blickfang ist hier zunächst eine große weiße Windmühle, die in der hinteren Ecke eines asphaltierten Platzes liegt. Es ist die einzige Windmühle am Mission Drive und von daher nicht zu verfehlen. Gleich westlich von diesem kleinen Platz bietet eine ganze Armada an Cafés und Restaurants - etwas zurückgelegen von der Straße hinter einem Parkstreifen - die berühmten dänischen Köstlichkeiten wie aebleskivers (leichte Pfannkuchen mit Puderzucker und Himbeermarmelade), frikadeller (Frikadellen), rodkaal (Rotkohl) und das smorgasbord (ein umfangreiches kaltes Buffet mit Fleisch, Fisch, Eiern, Kartoffeln, Tomaten, Käse, Brot und vielen weiteren Zutaten) an. Die typischen Süßigkeiten umfassen Gebäck, Marzipan, Mandelringe, Plätzchen, Torten und natürlich ordentliches Brot mit Bohnenkaffee. Man kann entweder draußen unter großen Sonnenschirmen und Markisen, eingezäunt von Buxbäumchen und Blumenkübeln, die Produkte der Danish Bakeries und Coffee Shops genießen. Oder man begibt sich ins gemütliche Innere. Natürlich werden auch die Weine des Umlandes an dieser zentralen Anlaufstelle des Tourismus zur Verköstigung in eigenen Wine Tasting Geschäften angeboten. Mehr als 70 Weingüter sind über das ganze Tal verteilt und keltern aus Rebsorten wie Pinot Noir, Chardonnay oder Syrah Weine hervorragender Qualität. In 2005 war das Santa Barbara County bei den Wine Star Awards in der Kategorie "Best wine regions of the world" nominiert. Der weltbekannte Weinkritiker Robert Parker Jr. schwärmte 2004 über die Weine der Central Coast, indem er sagte, keine amerikanische Region habe so viel Fortschritt und Entwicklung gemacht wie die Central Coast. Also Weinliebhaber, aufgepasst: Neben Sonoma und Napa Valley ist Solvang im Santa Ynez Valley ein ganz heißer Tipp. Diese Weingeschäfte dürfen natürlich nur Personen über 21 betreten. Wein ist ja auch viel gefährlicher als Schusswaffen. Wir hatten zwei Kinder dabei, also waren diese Läden tabu. Schade, denn ich mag Wein und habe immer ein paar Flaschen kalifornischen Weißweins von Robert Mondavi im Keller - und Bordeaux versteht sich.

Mortensens Bakery, Solvang, Kalifornien

Mortensens Bakery (462kb).

McConnells Icecream, Solvang, Kalifornien

Eine Portion von McConnell's leckerer icecream (118kb).

McConnells Icecream, Solvang, Kalifornien

Wir sitzen vor dem Eiscafé und schauen auf den Mission Drive (118kb).

Solvang Inn & Cottages, Solvang, Kalifornien

Solvang Inn & Cottages (362kb).

Subway, Mission Drive, Solvang, Kalifornien

Oldtimer vor dem Subway (438kb).

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein kleiner Platz, der sich vor dem Längsschenkel eines T-förmigen, einstöckigen Gebäudes befindet und zur Straße hin offen ist. Es ist der Hof von Mortensen's Bakery - einer dänischen Bäckerei. Wesentlich interessanter fanden wir allerdings angesichts der Hitze den kleinen Eisladen "McConnell's Ice Cream". Wir betraten den Laden und sahen uns in einer überaus urigen Eisdiele. Der Chef des Hauses, ein kleiner, kompakter Mann mittleren Alters mit kleiner Brille, Ultrakurzhaarschnitt und rundem Gesicht, erhob sich von seinem Stuhl, auf dem er dem alten Radio neben ihm lauschte. Mich erinnerte er spontan an "Radar" O'Reilly von Mash 5113, gespielt von Gary Burghoff, und ich fühlte mich schon in besten Händen. Die verschiedenen Eissorten waren in mehreren Kühltheken gelagert, in dunkelgrauen Plastikeimern. Das sah sehr handwerklich aus, keine Massenproduktion. Die Sorten an Milcheis waren ebenso exotisch und zumeist sehr bunt, mit darin steckenden Schildchen, die Auskunft über den Inhalt geben sollten. Einige Begriffe waren mir jedoch zur Gänze unbekannt, und so entwickelte sich ein Beratungsgespräch, dem zwei junge japanische Mädchen, die nach uns den Laden betreten hatten, interessiert beiwohnten. Als begeisterter Fan von Eis mit was drin wählte ich zunächst sourdough (Eis mit roher Teigeinlage), ein Bällchen Schokoladeneis (weil es so herrlich dunkel aussah) und natürlich peaches - Pfirsischeis. Jene Früchte werden aufgrund ihres hohen Sonnenbedarfs in Kalifornien angebaut; einheimisches Eis sozusagen. Das Dumme für "Radar" war nun, dass diese Eimer ziemlich tief in der Theke lagerten und er ziemlich klein war. Also musste er sich auf die Zehenspitzen stellen und sich ordentlich strecken, um das Eis herauskratzen zu können. Dabei presste er seine Lippen aufeinander und streckte die Zunge seitlich aus dem Mund - ein Bild für die Götter. Um nicht unnötig oft abtauchen zu müssen waren die Bällchen gigantisch. Vier hatte ich bestellt - da kannte ich die Größe noch nicht. Aber schlauerweise esse ich Eis immer im Becher (da saut man sich nicht so ein, gerade im heißen Sommer). Auf dem Foto erkennt Ihr die Kalorienbombe, die ich für lasche 3 Dollar bekam. Meine Kumpels hatten Hörnchen - und klebten nachher überall. Vor der Eisdiele war ein schattiger Tisch wie für uns aufgestellt, also nahmen wir Platz und genossen unsere Erfrischung. Was soll ich sagen, es war das beste Eis seit Langem, wenn nicht überhaupt. Wer nach Solvang kommt, muss einfach bei McConnell's ein Eis essen gehen. Über den grünen Platz vor uns konnten wir nun die Hauptstraße beobachten. Immer wieder fuhren riesige Stretch-Limos vorbei, eine länger als die andere. Ja, hier könnte ich mir ein paar Tage Urlaub zum Entspannen vorstellen. Mit den Cafés, Galerien, Boutiquen und Museen und natürlich den Parks und der einzigartigen Architektur hat Solvang sicher genug für einen längeren Aufenthalt zu bieten.

Solvang Conference & Visitors Bureau, Art for Living Gallery, Solvang, Kalifornien

Solvang Conference & Visitors Bureau und Art for Living Gallery (210kb).

Petersens Town Square, Solvang, Kalifornien

Seitenturm des Petersen Inn (305kb).

Wine Valley Inn, Solvang, Kalifornien

Das Wine Valley Inn (164kb).

Doch diesmal mussten wir uns nach dem Eis losreißen. Wir schlenderten weiter den Mission Drive entlang nach Westen. An der Kreuzung 5th Street erreicht man eine nette Galerie, die Art for Living Gallery. Diese fällt markant ins Auge, weil sie einen kleinen runden Turmanbau aus roten Ziegelsteinen genau an der Kreuzungsecke hat. In diesem befindet sich das Solvang Conference & Visitors Bureau, in dem ich mir schon 2003 einen Stadtplan besorgt hatte. Hier endet eigentlich die City. Es folgen nur noch ein paar Motels, ehe der Mission Drive als Highway 246 nach Buellton durch die schöne Landschaft des Santa Ynez Valley führt.

Tivoli Square, Solvang, Kalifornien

Am Tivoli Square vor dem Wine Valley Inn (307kb).

Petersen's Town Square, Solvang, Kalifornien

Tor zum Petersen's Town Square am Mission Drive (359kb).

Wir beschlossen, umzukehren. An der großen Kreuzung vor dem Visitor Bureau wechselten wir die Straßenseite. Der Weg führt nun zunächst an mehreren Motels vorbei, ehe wieder die eigentliche dänische Bebauung die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es ist der Petersen's Town Square. Dies ist ein richtiger Häuserblock mit Fachwerk, einem großen Torbogen direkt mittig am Mission Drive und einem netten Innenhof. Ein weißer Turm, der an ein Stadttor erinnert, flankiert den Gebäudekomplex an der westlichen Seite. Hier ist übrigens Solvangs einziges 4-Diamond Hotel untergebracht, das Petersen Inn. Um dieses besser betrachten zu können betraten wir den großen Parkplatz, der sich vor dem Turm ausbreitet und der zudem eine Verbindung zu dem parallel südlich zum Mission Drive verlaufenden Copenhagen Drive bildet. Da wir den Mission Drive nun schon kannten, nutzten wir diesen Weg, um in neue Gefilde vorzustoßen.

An der Stelle, wo wir den Copenhagen Drive erreichen, befindet sich ein stattliches Gebäude. Natürlich wieder mit Fachwerk, und natürlich auch mit einem Türmchen, das diesmal zentral in dem H-förmigen Haus gelegen ist und den schmalen Hof zu seinen Füßen überschaut: das Wine Valley Inn & Cottages rechts gleich neben dem Tivoli Square. Der Copenhagen Drive macht nun eine für amerikanische Städte ungewohnte S-Kurve ehe er auf die Atterdag Road stößt.

King Atterdag Court, Solvang, Kalifornien

King Atterdag Court (254kb).

Honen, Solvang, Kalifornien

Die "Honen"-Kutsche (361kb).

Windmühle, Hamlet Square, Solvang, Kalifornien

Windmühle am Hamlet Square (371kb).

Atterdag Square, Solvang, Kalifornien

Atterdag Square (269kb).

The Mystic Merchant, Solvang, Kalifornien

Der Mystic Merchant zwischen 1st und 2nd (397kb).

Copenhagen Drive, Solvang, Kalifornien

Geschäfte am Copenhagen Drive (118kb).

Windmühle, Hamlet Square, Solvang, Kalifornien

Blick vom Visitors Center (449kb).

Chocolate Factory, Solvang, Kalifornien

Die süße Versuchung (344kb).

Hier biegen wir für einen kurzen Abstecher nach Süden ab. Zunächst fällt auf der rechten Straßenseite der King Atterdag Court ins Auge. Eine große Tafel an der mit blauem Fachwerk verzierten Gebäudewand erklärt, was es mit König Atterdag auf sich hat, nach dem in Solvang so vieles benannt ist. Er war es nämlich, der als König Valdemar IV. Atterag das Königreich Dänemark einte. Atterdag ist dabei nur ein Beiname wie "der Große" und bedeutet "neuer Tag", in Anlehnung an die durch ihn angebrochene neue Zeit im vereinten Reich.

Das Gebäude, auf das man nun direkt zuläuft, liegt hinter dem kleinen Atterdag Square - einem netten Vorgarten, wie man es hierzulande nennen würde. Die geschwungenen Wege lassen ihn jedoch wirklich wie einen kleinen Park aussehen. Ein mexikanisches Restaurant offeriert hinter der beschaulichen Gartenanlage seine Speisen. Wir blieben dem Restaurant jedoch fern und gingen ein Stückchen auf der Straße zurück, um in den Copenhagen Drive nach Osten abzubiegen. Diese Straße könnte man als zweite Hauptstraße von Solvang bezeichnen. An ihr befinden sich zahlreiche weitere Geschäfte (Solvang hat derer über 200) und Attraktionen. Es ist eine breite Straße, mit Parkstreifen zu beiden Seiten, und doch herrscht angenehm wenig Verkehr. Solvang erlebt man als Tourist zu Fuß. Natürlich säumen auch hier wie in allen Straßen der "Danish Capital of America" zahlreiche Bäume den Bürgersteig. Die Häuser zu beiden Seiten sind mit Fachwerk verziert. Sie sind wie im ganzen Ort nicht höher als maximal zwei Stockwerke und tragen Satteldächer mit Gauben und meist roten Dachziegeln.

Schon nach einem Häuserblock erreicht man den Hamlet Square. Auf der südwestlichen Ecke von Second Street und Copenhagen Drive gelegen markiert eine weiße Windmühle diesen Platz und zieht die Blicke auf sich. Sie ist irgendwie anders, mit Rundumbalkon und Zwiebeldach. Ob sie einem dänischen Vorbild nachempfunden ist, wage ich zu bezweifeln. Auf mich macht sie jedenfalls eher den Eindruck einer Attraktion aus Las Vegas. Passend dazu ihr zunächst unpassend erscheinender Name: Blue Windmill. Eine Miniaturausgabe, die sich jedoch wunderbar in das Stadtbild integriert. Zum Namen Blue Windmill kann ich nur eine eigene Theorie präsentieren. Hier und da im Web wird die Windmühle auch Delft Blue Windmill genannt. Wie wir alle wissen ist das holländische Delft für seine Kacheln bekannt - und die sind blau bemalt. Demnach wäre eine holländische Kachelfarbe Namensvorlage für einen Windmühlennachbau in einem dänischen Dorf in Kalifornien. Zu allem Überfluss beherbergt das Gebäude, dem die Windmühle angegliedert ist, das Heidelberg Inn. Internationaler geht's kaum. Oder hat da wer in der Schule nur nicht ganz aufgepasst?

Wir gehen weiter den Copenhagen Drive entlang. Schräg gegenüber der Windmühle befindet sich auf der linken Straßenseite ein großer, wie in ganz Solvang gebührenfreier Parkplatz, schön mit Baumreihen unterteilt. Davor befindet sich direkt am Straßenrand das Visitors Center und eine Haltestation der Pferdekutsche "Honen" (kleine Henne). Mit dieser Replika einer Straßenkutsche aus Kopenhagen aus dem Jahre 1915 kann man zwischen Frühling und Herbst 20-minütige Rundfahrten durch den Ort unternehmen. Zwei schöne blonde, belgische Pferde waren vor die rote Kutsche gespannt. Natürlich waren die beiden Mädchen in unserer Reisegruppe sofort Feuer und Flamme und von den Tieren nicht mehr wegzubekommen. Das war der perfekte Moment, am gegenüberliegenden Geldautomaten Geld zu ziehen; die Kinder waren ja beschäftigt. Gleich nebenan lockt die Rocky Mountain Chocolate Factory mit selbst gemachter Schokolade. Einige Hollywoodstars reisen angeblich extra deswegen hierher.

Die nächste Kreuzung ist die First Street. In diese biegen wir nach Norden ab. Linker Hand befindet sich ein Café mit einem sehr schönen Innenhof, der mit Tischen und Sonnenschirmen vollgestellt ist. Wir konnten der Versuchung nur knapp entrinnen. Das lag wohl auch daran, dass nahezu alle Tische besetzt waren.

The Antique Center, Solvang, Kalifornien

The Antique Center in 2006 (288kb).

The Antique Center, Solvang, Kalifornien

U.a. über 350 Uhren zeigt das Antique Center (276kb).

The Antique Center, Solvang, Kalifornien

Die linke Uhr steht (344kb).

The Antique Center, Solvang, Kalifornien

Die Glocken sind nur Attrappe (234kb).

Nun rückt Rechterhand ein Gebäude ins Blickfeld, das einen Uhrenturm aufweist. Es ist das Old Mill Shops Building. An diesem Turm befinden sich zwei Uhrwerke, von denen jedoch eines bei unserem Besuch stillstand. Zunächst dachte ich: Nett, eines zeigt die Ortszeit und eines die dänische Zeit. Aber eine Differenz von 8,5 Stunden machte diese schöne Theorie zunichte; da hatte wohl einfach jemand vergessen, die Uhr aufzuziehen. Oder sie war kaputt. Wie auch immer, das war schon ziemlich peinlich für ein Gebäude, in dem das Antique Center untergebracht ist; jenes international bekannte Antiquitätengeschäft, das sich auf antike Uhren und deren Restauration spezialisiert hat und in 2004 kurzzeitig den Weltrekord für den Verkauf der teuersten Standuhr innehatte ($803.200 für eine Peter Stretch Philadelphia Tall Case Clock aus der Bürgerkriegszeit). Der Turm selbst ist von außen mit unüblichen Mustern verklinkert, während das Hauptgebäude mit seinen zwei parallelen Dächern und den großen runden Giebelfenstern insgesamt fast die Optik einer Kirche abgibt - wären da nicht das Fachwerk und die Erker. Sechs außen am Turm hängende Glocken dienen dekorativ der optischen Ergänzung eines zur vollen Stunde computergesteuert erklingenden Glockenspiels. Dabei gibt es 250 Lieder zur Auswahl für die verschiedensten aktuellen Anlässe, Stimmungen oder Wetterlagen. Im Vorbeispazieren konnte ich nicht mehr als einen flüchtigen Blick ins Innere des Antique Center werfen.

Gegenüber des Antique Centers befindet sich wieder der Solvang Park. Damit ist die Rundschleife beendet und wir biegen rechts auf den Mission Drive ab.

Hans Christian Andersen Museum, Solvang, Kalifornien

Hans Christian Andersen Museum (322kb).

Hans Christian Andersen Museum, Solvang, Kalifornien

Hans Christian Andersen Museum (374kb).

Zum Abschluss unseres kleinen Stadtrundganges besuchten wir noch das Hans Christian Andersen Museum. Das befindet sich direkt rechter Hand am Ende des Häuserblocks zwischen First Street und Alisal Road im The Book Loft Building. Dies ist ein J-förmiges Gebäude, in dem sich das Museum im Dachgeschoss befindet. In Parterre des Hauses ist wie der Name vermuten lässt eine Buchhandlung einquartiert. Hohe und eng aneinandergereihte Bücherregale verleiten zum Stöbern und Schmökern. Ich forschte sofort nach lokaler Literatur, die mir bei meiner Webseite weiterhelfen könnte. Das dauerte so lange, dass für das eigentliche Museum keine Zeit mehr blieb. So kann ich also nur wiedergeben, was die Reiseführer schreiben: Das Museum bietet eine große Auswahl der Bücher und Zeichnungen von Hans Christian Andersen. Man gewinnt Einblicke in das Leben, die Kunst und die Vorlieben des bekanntesten dänischen Autors. Am 2. April wird mit einer Party dem Geburtstag des Vaters des modernen Märchens gedacht. Das Museum ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Nach dieser letzten Besichtigung traten wir den Rückweg zu unserem Auto an und fuhren weiter nach Pismo Beach, unserem Tagesziel in 2007.

Ingeborg Danish Chocolates, Solvang, Kalifornien

Ingeborg Danish Chokolates (375kb).

Rasmussens, Solvang, Kalifornien

Souvenirladen mit Arkaden (259kb).

In meinem 2010er Urlaub erweiterte ich diesen "kleinen" Rundgang um eine weitere (empfehlenswerte) Schleife nach Osten. Anstatt vom Copenhagen Drive nach Norden auf die First Street abzubiegen gingen wir diesmal - bei strahlendstem Sonnenschein - bis zur Alisal Road. Diese markiert quasi die östliche Grenze Solvangs und bildet gemeinsam mit Mission Drive und Copenhagen Drive die drei Hauptstraßen des Ortes, die ein Aufenthalt bei einem Rundgang beinhalten sollte. Um zu zeigen, was dieser weitere, zwei Häuserblöcke umfassende Straßenabschnitt attraktives zu bieten hat, hier ein paar Fotos.

Windmill Glassworks, Solvang, Kalifornien

Windmill Glassworks (195kb).

Windmill Glassworks, Solvang, Kalifornien

Platz an der Alisal Road (221kb).

Rasmussens, Solvang, Kalifornien

Rasmussens Gifts (222kb).

Interessant ist zunächst das Gebäudeensemble, gegen das man vom Copenhagen Drive aus zuläuft. Dieses beinhaltet nach Süden eine weitere Windmühle, gefolgt von einem länglichen Vorplatz - man könnte es auch besonders breiten Bürgersteig nennen -, um den sich zahlreiche Geschäfte in kunterbunter Fachwerkoptik aufreihen. Ein schmales Gässchen führt zum in zweiter Reihe gelegenen Pizza Tower, der von außen wie ein zu dick, dafür aber viel zu kurz geratener Leuchtturm aussieht. Hier an diesem Platz gibt es zahlreiche lohnende Fotomotive. Und wenn die Sonne zu arg brennt, kann man sich unter die Arkaden von Rasmussens auf der gegenüberliegenden Straßenseite flüchten.

Bit o Denmark, Solvang, Kalifornien

Bit 'o Denmark (285kb).

Rasmussens, Solvang, Kalifornien

Frederik's Court (246kb).

Ein Stück weiter nördlich auf der Alisal Road fällt das Bit 'o Denmark Restaurant ins Auge - zunächst wegen der roten Holzbalken. An dem großen Balken, der die erste Etage abgrenzt, hängen zahlreiche Wappen großer dänischer Städte. Geradezu farblos wirkt da das benachbarte Frederik's Court, das auch mit Fachwerk etwas geizt. Schließlich erreicht man wieder den Mission Drive an der Kreuzung mit dem Meerjungfrau-Brunnen.

Übrigens: Auch Prominente wissen Solvang und sein Umland zu schätzen. Rund 6 Meilen außerhalb des Örtchens befindet sich die Rancho del Cielo von Ronald Reagen, die während seiner Amtszeit als "Western White House" diente. Auch die Tochter von Alfred Hitchcock, Patricia Hitchcock, wohnt in Solvang. Der oskargekrönte Film "Sideways" (2004) wurde in Solvang und Buellton gedreht. Und schließlich und endlich: Sollte ich einmal Multimillionär werden, wäre ich einem Umzug nach Solvang nicht abgeneigt - zumindest für 3 Monate im Jahr.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten

   Tour 2006 zurück

 Tour 2006 vorwärts

   Tour 2007 zurück

 Tour 2007 vorwärts