Big Four Huntington Hopkins Crocker Stanford Geschichte San Francisco

Die durch den Goldrausch nach Westen drängenden Glückssucher waren der Anlass für die Erschließung dieses Landesteils mit der Eisenbahn. 1862 beschloss der Kongress ein Gesetz, durch das der Westen zügig mit den Industriegebieten im Osten des Landes verbunden werden sollte. Die beiden Bahngesellschaften Central Pacific und Union Pacific erhielten neben Krediten auch Land im Westen. So begann Union Pacific, von Osten her das Schienennetz voranzutreiben während Central Pacific selbiges von San Francisco aus nach Osten unternahm.
Collis Potter Huntington

Collis Potter Huntington

Mark Hopkins

Mark Hopkins

Die vier Präsidenten von Central Pacific, Collis Potter Huntington (1821-1900), Mark Hopkins (1813-1878), Charles Crocker (1822-1888) und Amasa Leland Stanford (1824-1893), werden heute als die "Big Four" bezeichnet. Alle vier hatten zuvor als Unternehmer in Sacramento begonnen. Huntington und Hopkins handelten mit Bergbauausrüstung mit einigen Filialen in den Goldgräberstädten, Stanford besaß einen Krämerladen und Crocker verkaufte Haarnetze. Ihren rasanten Aufstieg verdankten die Vier dem Ingenieur Theodore Judah, der die Vision einer den ganzen amerikanischen Kontinent durchquerenden Eisenbahnlinie hatte. Von dieser Idee angesteckt investierten die Vier in das Projekt, das "Crazy Judah" plante und im Kongress bewarb. Als 1863 die Bahnarbeiten in San Francisco begannen, schiffte Judah sich mit seiner Frau nach New York ein um mehr Finanzmittel zu sammeln, erkrankte aber in Panama an Gelbfieber und verstarb kurz darauf im Alter von nur 38 Jahren. Nun übernahmen die Vier die Leitung des Projekts, das am 10. Mai 1869 fertiggestellt war. 12.000 nach dem Goldrausch im Land gebliebene chinesische Arbeiter, die als besonders fleißig und zuverlässig galten und vor allen Dingen ihre Arbeitskraft billiger verkauften, hatten hierbei die Hauptarbeit geleistet, die mitunter lebensgefährlich war und von den Weißen zunehmend gemieden wurde.

Charles Crocker

Charles Crocker

Amasa Leland Stanford

Amasa Leland Stanford

Die Regierung hatten die Big Four durch Tricks und Tücke dazu gebracht, einen Großteil der Finanzierung des Bahnbaus zu übernehmen. So erhielten sie neben den Krediten auch 20 Meilen breite Landstreifen beidseits der Eisenbahntrasse, wodurch alle vier zu wohlhabenden Großgrundbesitzern wurden.

Doch die Auswirkung auf die wirtschaftliche Entwicklung San Franciscos verlief zunächst anders als geplant. Viele für das Landesinnere bestimmte Güter wurden nun nicht mehr an der Pazifikküste angelandet, sondern mit der Bahn direkt zugestellt ohne San Francisco zu passieren. Die chinesischen Arbeiter, die sich nun in der Region niederließen, wurden zudem als "Lohndrücker" missbilligt, was starke soziale Spannungen auslöste. Die wirtschaftliche Situation der Stadt änderte sich erst mit der einsetzenden Industrialisierung, durch die die kalifornischen Betriebe gegenüber dem Osten konkurrenzfähig wurden.

Theodore Judah

Theodore Judah

Nach der Fertigstellung der Bahnverbindung am 10. Mai 1869 - Stanford schlug als letzten einen goldenen Schienennagel in die Eisenbahnschwelle am Promontory Point in Utah - kontrollierten die Big Four den Eisenbahnverkehr in Nord- und Mittelkalifornien, und damit einen Großteil der Wirtschaft der Region. Sie besaßen sogar die Fähren, die Straßenbahnen in San Francisco und der Bay und die Drahtseilbahnen. Die berühmten Cable Cars wurden übrigens von Sir Smith Hallidie entwickelt, am frühen Morgen des 2. August 1873 getestet und noch am selben Abend freigegeben.

Obwohl die palastartigen Villen der Big Four auf dem Nob Hill heute nicht mehr erhalten sind, leben ihre Namen in den besten Hotels San Franciscos, in Geschäften und natürlich im Bildungswesen weiter (Stanford University).

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten