Goldrausch Sutters Mill 1849 Geschichte San Francisco

John Augustus Sutter

John Augustus Sutter

Sutters Mill, Kalifornien, USA

Sutters Mill

James Wilson Marshall (1810-1885) fand am 24. Januar 1848 bei Sutter's Mill am American River im Landesinneren 40 Meilen östlich von Sacramento Gold. John Augustus Sutter (1803-1880, geboren als Johann Augustus Suter in Baden) wollte diesen Fund zunächst verheimlichen, denn ihm war mehr daran gelegen, seine utopischen Ideen eines Agrarimperiums auf seinen Ländereien zu verwirklichen als Glück bei der Goldsuche zu suchen. Doch schon bald brodelte die Gerüchteküche. Schließlich war es der Zeitungsverleger und Kaufmann Samuel Brannan (1819-1889), der den Goldrausch auslöste. Er besaß ein Haushalts- und Eisenwarengeschäft in der Sacramento Street. 1847 bezahlten Angestellte von John Sutter in seinem vormaligen Geschäft in Sutter's Fort (heute Sacramento) eine Bestellung mit Goldnuggets. Neugierig geworden reiste Brannan nach Sutter's Mill und sammelte - als Repräsentant der Mormonen - den zehnten Teil der dort arbeitenden Mormonen ein. Wieder in San Francisco kaufte er alle Schaufeln der Stadt auf, stellte sich mit einer mit Goldstückchen gefüllten Flasche auf den Portsmouth Square und schrie: "Gold! Gold! Gold aus dem American River!" Nach knapp zwei Jahren war Brannan der erste Millionär der Stadt. Sutter hingegen war ruiniert, denn seine Landarbeiter hatten sich der Goldsuche angeschlossen und Glückssucher strömten auf seine Ländereien. Erst sein Sohn sollte für den Verlust entschädigt werden.

Schon am 2. Februar 1848 landete das erste Schiff mit chinesischen Emigranten in San Francisco. Der große Ansturm fand aber später statt. Am 19. August bestätigte der New York Herald als erste Zeitung der Ostküste den Goldfund.

Einhunderttausend Glückssucher und Abenteurer ("Forty-Niners") strömten in den kommenden Jahren in Amerikas Westen, um dort reich zu werden. In einem einzigen Jahr (1848) wuchs die Einwohnerzahl San Franciscos von 600 auf 25.000 (sh. Anmerkung) an, und 1852 war aus dem ehemaligen Nest eine Großstadt mit 42.000 Einwohnern geworden. Es gab zwar kaum feste Häuser, dafür aber zahlreiche Bordelle, über 500 Saloons (1854) und Spielhöllen. Franzosen, Chilenen, Basken und Italiener brachten ihre Rezepte in die vielen von den fahrenden Goldgräbern bevorzugten Restaurants. Bis zum heutigen Tage ist San Francisco eine renommierte Restaurantstadt geblieben. Die Einwohnerschaft bestand zu 90% aus Männern. Gangster und Gauner aus dem ganzen Land waren hier zu finden, und Gold gab es überall. Goldsucher wurden beraubt oder gekidnappt und als Seeleute auf Schiffe verfrachtet, die verzweifelt Matrosen suchten. Denn jede Woche kam eine Unmenge Segelschiffe in San Francisco an und die Besatzungen, Offiziere und Kapitäne eilten meist ihren Passagieren zu den Goldlagerstätten hinterher und ließen ihre Schiffe in der Bucht zurück, in der es bald sehr eng wurde. Bei der Suche nach Baumaterialien für Häuser zur Unterbringung der Bevölkerung, die sich explosionsartig vermehrte, begann man, die verlassenen Schiffe zu zerlegen. Die zu Beginn in San Francisco verwendeten Pflastersteine waren ursprünglich der Ballast von diesen Schiffen; dieselben Steine, die heutzutage unter den Gehsteig- und Straßendecken eines großen Teils des Stadtzentrums von San Francisco liegen. Einige der verlassenen Schiffe wurden zur Geländeauffüllung des heutigen Finanzbezirks vergraben.

Kriminelle und kuriose Typen lebten in der Stadt, und die Mischung aus betrunkenen Goldsucher-Rowdies, den üblichen Walöl-Lampen und den leicht brennbaren Holzhäusern sorgte nicht selten dafür, dass das Stadtzentrum fast bis zum Boden niederbrannte. Morde waren ebenfalls an der Tagesordnung. Demzufolge war die Kreuzung von Jackson und Kearny Street allgemein als "Murderer's corner" bekannt. Was diese Straßenkreuzung im Kleinen wurde die Bezeichnung "Barbary Coast" für den Stadtteil zwischen Broadway, Embarcadero, Grant und Washington Street. Der Name wurde in Anlehnung an die von Piraten heimgesuchte gleichnamige Küste Nord-Afrikas geprägt. Die Stadt erwarb zu Recht den Ruf als Lasterhöhle jeglicher Art. Bordelle, Spielhallen und chinesische Opiumhöhlen waren überall am östlichen Ufer der Stadt zu finden. 1852 gab es nicht weniger als 23 Banden, die sich darauf spezialisiert hatten, Seemänner mit Drogen abzufüllen und mit großem Profit an Reeder zu verkaufen, die zuwenig Mannschaften für ihre Schiffe hatten. Aber es gab auch andere Arten des Entertainments. Einer davon nannte sich Oofty Goofty und ließ sich für 50 Cent mit einem Baseballschläger auf den Hintern hauen, bis ihn eines Tages der Boxer John L. Sullivan " dienstunfähig" schlug. Die Barbary Coast wurde 1917 geschlossen, nachdem ein Bundesgesetz Bordelle verbot.

Die politische Situation in den frühen Jahren der Stadt war wie in vielen anderen vom Goldrausch betroffenen Städten chaotisch. Dies wurde weiter angeheizt durch Streitereien im US Senat über die Sklaverei nach dem Kompromiss von 1850. Angewidert von zunehmender Korruption und Verbrechen gründete eine Gruppe von Einwohnern eine Bürgermiliz (Comittee of Vigilance) im Jahre 1851 und erneut 1856. Diese quasi-militärische Stadtregierung verwies viele Bürger der Stadt, exekutierte einige und zwang einige gewählte Volksvertreter zum Rücktritt. Nachdem das Komitee die Stadt für sauber erklärt hatte, verzichtete es beide Male auf die Macht und machte Platz für eine bis dahin nicht existierende Verwaltung. San Francisco wurde die größte Stadt der USA westlich des Mississippi.

Das Hauptgeschäft aber machten die Händler und Lieferanten in San Francisco denn die Preisentwicklung war inflationär. Eier wurden für einen ganzen Dollar und Äpfel für anderthalb Dollar das Stück verkauft. Gerüchten zufolge tauschten manche Goldsucher ihren Goldstaub gegen dieselbe Menge Whiskey ein.

Der Gold Rush wirkte sich aber auch auf die gesamte Wirtschaft Nord- und Mittelkaliforniens aus. Kaliforniens Landwirtschaft und Holzindustrie, die einen Großteil des übrigen Landes versorgten, entstanden als Entgegnung auf die Goldsucherbewegung und schufen ein blühendes San Francisco. Zu Beginn der Fünfzigerjahre des 19. Jahrhunderts hatten sich San Franciscos Banken zu den mächtigsten im Westen entwickelt und sind es bis heute geblieben (z.B. Wells Fargo). Aber auch andere Betriebe haben bis heute Weltruhm erlangt, wie Ghirardelli chocolate oder Levi Strauss.

Lola Montez und Mark Twain wohnten hier, und wegen der vielen Theater (15 im Jahre 1850) gastierten Stars wie Sarah Bernard, Harry Houdini oder Enrico Caruso in der Stadt; letzterer am Vorabend des großen Bebens von 1906, woraufhin er schwor, nie wieder nach San Francisco zu kommen.

1850 wurde Kalifornien zum 31. Staat der Vereinigten Staaten erklärt. San Francisco County war eines der Gründer-Counties von Kalifornien. Teile davon wurden 1856 an das San Mateo County abgetreten.

California Street, San Francisco, 1863

California Street im Jahre 1863 (394kb).

Spätestens 1854 waren die reichsten Stätten in den Goldfeldern erschöpft. San Francisco versank in einer Wirtschaftskrise, aus der es sich erst mit der Entdeckung der Comstock Silbermine im Westen Nevadas 1860 erholen sollte. Von 1863 bis 1877 förderte die Comstock Mine Silber im Wert von über 300 Millionen Dollar; eine Summe, die fast ausschließlich in San Francisco, dem Handels- und Bankenzentrum der Region, anstatt in Nevada landete. Erst dieser Boom, größer und länger anhaltend als der kalifornische Gold Rush, machte aus San Francisco eine echte Stadt und aus einigen ihrer Bewohner Millionäre. Comstock "Bonanza Kings" wie James Flood, dessen Haus inzwischen der elegante Pacific Union Club ist, haben Villen auf dem Nob Hill bauen lassen. Stoffhändler Levi Strauss schuf ein Bekleidungsimperium, indem er Hosen für Goldsucher aus Stoffresten von Zelten nähte.

1855 wurde die University of San Francisco gegründet, eine der ersten Universitäten des amerikanischen Westens. Zwischen Turk und Masonic Street zentral in der Stadt gelegen kann der Campus meilenweit gesehen werden. Bis heute besitzt ihre Law School einen ausgezeichneten akademischen Ruf. Im Presidio von San Francisco befindet sich das Internetarchiv mit 30 Milliarden Webseiten (2004).

Die Chinesen, die zunächst als Goldgräber und später als Eisenbahn-Bauarbeiter nach Kalifornien kamen, machten 1875 zwanzig Prozent der Bevölkerung von San Francisco aus. Sie standen nicht nur Diskriminierung und repressiven Gesetzen gegenüber, sondern - Ende der 70er und 80er Jahre des 19. Jahrhunderts - auch Bandenüberfällen, wie dem von William T. Colemans "Pickhandle Brigade." Der anti-chinesisch eingestellte Demagoge Denis Kearney erlangte in diesem Zeitraum ungeheure Macht. Das 1882 erlassene Bundesgesetz über den Ausschluss chinesischer Bürger (Chinese Exclusion Act) blieb bis sage und schreibe 1943 in Kraft.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten

Anmerkung: Die im Artikel verwendeten Einwohnerzahlen haben in fast allen von mir zu Rate gezogenen Quellen einen anderen Wert. Vermutlich handelt es sich ohnehin nur um Schätzungen, denn der Census (Volkszählung) fand nur alle zehn Jahre statt. Tendenziell dürften die genannten Zahlen aber stimmen.


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