California Academy of Sciences

Miguel Cervantes Denkmal, Golden Gate Park, San Francisco, Kalifornien

Miguel Cervantes Denkmal.

Biegt man vom Kennedy Drive im Ostteil des Golden Gate Parks in den Concourse Drive nach Süden ein gelangt man am Miguel de Cervantes Denkmal vorbei zur California Academy of Sciences. Die Academy wurde 1853 von einer kleinen Gruppe Naturliebhaber gegründet und ist damit die älteste wissenschaftliche Institution im Westen der USA. Diese trafen sich regelmäßig, diskutierten über die neuesten Entdeckungen der Tierwelt in Kalifornien und brachten eine wissenschaftliche Zeitschrift heraus. Damals war die Academy noch in der 833 Market Street untergebracht. Bei dem großen Erdbeben 1906 wurden die meisten Ausstellungsstücke jedoch vernichtet, und nur dank der damaligen Leiterin der botanischen Abteilung, Alice Eastwood, ist es zu verdanken, dass einige Exponate gerettet werden konnten. Alice Eastwood leitete die Academy noch bis 1953 und starb im Alter von 94 Jahren. 1916 war die Academy in den Golden Gate Park umgezogen. Heute ist sie eine der zehn größten Naturkundemuseen der Welt und beherbergt das Steinhart Aquarium, das Morrison Planetarium und das Natural History Museum. Über 14 Millionen Spezies und Artefakte wurden hier zusammengetragen. Biologen, Anthropologen und Geologen identifizieren und erforschen die Verbindungen zwischen den Spezies.
California Academy of Sciences, Golden Gate Park, San Francisco, Kalifornien

Dieses stattliche Untier wacht im Foyer der Academy.

Bereits im großen und hohen Foyer des Museums wartet ein wahrer Blickfang auf den neugierigen Besucher, der immerhin einiges zu sehen bekommen will für die 14 Dollar Eintritt. Auch wenn die Halle leer erscheint, ein Objekt dominiert den Raum überdeutlich: Das beeindruckende Skelett eines ausgewachsenen Tyrannosaurus Rex in Angriffsposition lässt Archäologen- und Kinderherzen gleichermaßen höher schlagen. Natürlich gibt es deswegen gleich nebenan eine Spielecke (für die Kinder versteht sich) - natürlich mit Dinosauriern, und hochfrequentiert. Aus wissenschaftlicher Sicht interessant sind die kleinen Arme des Sauriers und der gebückte Gang, denn heute ist man sich allgemein einig darüber, dass der Tyrannosaurus Rex keinesfalls der gefürchtete Räuber war, sondern vielmehr ein Aasfresser, auch wenn diese Erkenntnis noch keine große Verbreitung gefunden hat.


California Academy of Sciences, Golden Gate Park, San Francisco, Kalifornien

Das Duo Infernale aus Halle eins...

Quick-Facts
Geöffnet:


Eintritt:
Dauer:
Reserv.:
Buslinie:
Muni:
Täglich
Sommer: 9:00-18:00
Winter: 10:00-17:00
$14 (2000), 1. Mittwoch im Monat frei
2-5 Stunden
415-750-7145
5, 21, 28, 44, 71
N

Während man die Kleinen gut beschäftigt hat kann man in Ruhe die großen Dioramenhallen besuchen. Hier wird in dutzende Schaukästen mit ausgestopften Tieren die Fauna und Flora Kaliforniens und Afrikas dargestellt und erklärt. Alle Klimazonen und ihre populärsten tierischen Vertreter sind anwesend, und in einer Halle steht in der Mitte eine lebensgroße Nachbildung von zwei Seekühen, die gelegentlich und ohne Vorwarnung markerschütternd röhren. Aber auch ein ausgestopfter Bär und ein Nashorn kann man in Lebensgröße bewundern. Ein interaktives und leicht zu bedienendes Computerterminal bietet zusätzliche Informationen. Der Rundgang durch die Hallen ist abwechslungsreich und interessant; hat man doch als Tourist eher selten die Gelegenheit, wilde - und erst recht ausgestorbene - Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Erwähnenswert ist auch der kleine aber farbenfrohe Insektenraum.

Bergkristall, California Academy of Sciences, Golden Gate Park, San Francisco

Dieser kleine Klunker ist sicher wertvoll. Man beachte die Türe links hinten...

Krokodil, California Academy of Sciences, Golden Gate Park, San Francisco, Kalifornien

Schläft das Krokodil, oder ist es nur eine Attrappe? Ich will's nicht testen...

In einer Nachbarhalle findet man eine riesige Mineraliensammlung. Vom unscheinbaren 122-Karäter bis hin zu den in den atemberaubendsten Farben schillernden Edelsteinen findet man hier fast jedes Mineral der Erde, fein säuberlich beschriftet in gut ausgeleuchteten Vitrinen. Faszinierend fand ich, so alltägliche und bekannte Mineralien wie Kupfer mal in seiner natürlichen Form zu sehen, also als gewachsenes unbearbeitetes Erz. In einem der hinteren Bereiche stolperte ich fast über einen Bergkristall, der hinter einer brusthohen Ummauerung und mit Alarmanlagen gesichert sein Dasein fristete - er war halt etwas größer als ich. Der einzige mir aufgefallene Beitrag aus Deutschland in der Sammlung war übrigens eine Palette mit nachgemachten Edelsteinen aus Glas; immerhin aus dem Jahre 1890.

Erdbeben, California Academy of Sciences, Golden Gate Park, San Francisco, Kalifornien

Die traurigen Reste San Franciscos nach dem verheerenden Beben von 1906 (357kb).

Auf dem Weg zum Steinhart Aquarium durchquert man dann eine Ausstellung über Erdbeben. Hier kann man die verheerenden Auswirkungen des schweren Bebens von 1906 auf verschiedenen Fotografien betrachten und an mehreren Geräten die Auswirkungen von Erdstößen auf selbst gebaute Lego- und Bauklötzchen-Strukturen erleben. Auch die verschiedenen Stoßwellen eines Bebens werden anschaulich an Spielgeräten erklärt. Übrigens ist die größte Zerstörung 1906 erst nach dem Beben entstanden, als große Feuersbrünste durch die Stadt zogen. Natürlich gibt es in der Academy auch einen gut sortierten Shop, in dem man neben Fachliteratur auch Bildbände und Souvenirs erwerben kann. Sogar Indianerschmuck für den Freizeit-Häuptling war im Angebot.

Das Steinhart Aquarium brilliert neben seinen über 14.500 Tieren in Tidebecken, Pools und Ozeanbecken mit einem Krokodilbecken. Die Krokodile waren allerdings genau wie wir vom tropisch-feuchten Klima der Halle so ermattet, dass sie auch ausgestopft gewesen sein könnten. Jedenfalls trieb uns das unangenehme Klima flott weiter hinauf in das Fish Roundabout, einem großen runden Raum, um den herum in einem ringförmigen Aquarium Fischschwärme umherzogen.

Foucault Pendel, California Academy of Sciences, Golden Gate Park, San Francisco, Kalifornien

Das mysteriöse Foucault-Pendel.

Morrison Planetarium, California Academy of Sciences, Golden Gate Park, San Francisco, Kalifornien

Kuppel und Projektor des Morrison-Planetariums.

Einer der Höhepunkte der Academy ist zweifelsohne das Morrison Planetarium. Benannt nach Alexander Francis Morrison, einem Rechtsanwalt und Philantrop aus San Francisco, dessen Witwe bei seinem Tod 1921 der Academy eine beträchtliche Summe zukommen ließ, um ihrem verstorbenen Mann ein Denkmal zu errichten. In dem großen Raum vor dem Planetarium ist an der Decke ein riesiges Pendel montiert, das langsam hin- und herschwingt und dabei auf dem Boden im Kreis aufgestellte Stifte im Laufe des Tages umwirft. Da keinerlei erklärende Tafeln angebracht sind ist Denkarbeit gefragt. Die Lösung ist ebenso logisch wie faszinierend - vorausgesetzt man weiß, dass ein Pendel immer in der gleichen Bahn schwingt, sich also nicht selbst langsam drehen kann. Nun, es ist die Erde, die sich im Tagesverlauf allmählich unter der Pendelachse dreht. Dies wissend ist es umso lustiger, die Theorien der anderen Besucher zu belauschen. Vorher sollte man sich aber unbedingt eine Karte für das Morrison Planetarium besorgen, denn die Vorführung ist beeindruckend und fast immer ausverkauft. In einem riesigen runden Raum sind im Kreis bequeme Liegesitze angeordnet. Hat man Platz genommen, blickt man automatisch - ohne in irgendeinem Winkel des Auges etwas anderes zu sehen - auf die Innenseite einer riesigen Kuppel mit 19,8 Metern Durchmesser, der Projektionsfläche des in der Mitte des Raumes stehenden futuristisch anmutenden Projektors. Dieser wurde von der Academy selbst hergestellt und ist ein Unikat. 2,3 Tonnen schwer und 4 Meter lang kann der Projektor 3.800 Sterne darstellen. Die Show dauert knapp 30 Minuten. Während man visuell keinen Kontakt mehr zu seiner Umwelt hat, wird rundherum das Universum wissenschaftlich akkurat dargestellt und erklärt; wer sich für Astronomie interessiert wäre töricht, sich dies entgehen zu lassen.

Mondgestein, California Academy of Sciences, Golden Gate Park, San Francisco, Kalifornien

Echtes Mondgestein.

Doch es gibt weitere Highlights im Planetarium. Hinter einer dicken Panzerglasscheibe zum Beispiel wartet ein unscheinbares und schwach angestrahltes Stückchen Mondgestein, leuchtende Schaubilder erläutern verschiedene Aspekte der Raumfahrt.

Hat man die vielen Ausstellungen in der California Academy of Sciences besichtigt, kann man sich im Innenhof noch rund um einen großen Springbrunnen von den Strapazen erholen und frische Luft schnappen. Nicht besucht haben wir übrigens die Far Side Gallery - eine Comic-Gallery mit Werken von Gary Larson, die sich auf humorvolle und ironische Weise mit der Wissenschaft befasst - und die Human Cultures Ausstellung.



Die California Academy of Sciences wurde zwischenzeitlich komplett neu gebaut. Der hier dargestellte Besuch fand im alten Gebäude statt. Seit Ende 2008 hat die Academy of Sciences ein völlig neues Erscheinungsbild.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten


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