Hier befindet sich der Souvenirladen mit Snackbar.
Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir Hermits Rest (seltsamerweise wird diese einfache Fahrstrecke ohne Stopps
überall mit 90 Minuten angegeben). Hermits Rest bezeichnet eine Lokalität am westlichen Ende der befahrbaren südlichen
Kante des Hier blieben uns 20 Minuten Zeit bis der nächste Shuttle - der vorletzte an diesem Abend - die
Rückfahrt antrat. Die Zeit reichte auch, denn viel zu sehen gab es nicht. Ein nettes kleines Kalksteingebäude,
vielleicht 50 Meter vom Haltepunkt entfernt, beherbergt einen Souvenirshop samt Snackbar, den ich ungeachtet ließ; ich
wollte den Canyon sehen und nichts kaufen. Das Haus wurde 1914 von Mary Elisabeth Jane Colter in Erinnerung an Louis D.
Boucher erbaut, einem französisch-kanadischen Einsiedler (=Hermit), der sich 1891 als erster weißer Siedler am Canyon
niederließ und eine Kupfermine betrieb bevor er 1912 nach Utah weiterzog. Entsprechend ist das Steingebäude vom Design
her an die Unterkunft eines einsamen Bergbewohners angelehnt. Besonders der riesige offene Kamin verleiht dem Gebäude
seine einzigartige Atmosphäre - wenn nicht immer so viele Menschen dort wären. Die Decke des Innenraums ist verrußt -
was von Colter mit eingeplant wurde um den Eindruck einer mit offenem Feuer beheizten Höhle zu vermitteln, wohl in
Anlehnung an den Felsvorsprung bei Dripping Springs, wo Boucher sich gerne aufhielt. Einige der originalen,
handgefertigten Einrichtungsgegenstände sind ebenfalls noch vorhanden. Um den Kamin herum sind von außen große Steine
herumgeschichtet. Die von der Santa Fe Railroad gebaute Straße bis Hermits Rest öffnete 1912 diese Gegend für den
Massentourismus und vertrieb quasi den alleine lebenden Boucher.
Das Gebäude in voller Schönheit mit dem Kamintürmchen (222kb).
Hermits Rest liegt direkt am Canyonrand (432kb).
Von Hermits Rest geht auch der steile 6 Meilen lange Hermit Trail hinab in den Canyon nach Dripping
Springs. Etwa 6 Stunden benötigt man hin und zurück, eine Genehmigung braucht man nicht zwingend. Was führt einen nach
Dripping Springs? Nun, im relativ jungen Amerika gibt es vergleichsweise wenige geschichtsträchtige Orte und Ereignisse,
an die zu erinnern es sich lohnen würde. Und so sind es oft die kleinen, alltäglichen Dinge, die einen Ort als
"Historical Landmark" auszeichnen, oder Pioniere wie Boucher, den allenfalls die ortsansässigen Bewohner kennen - bis
man als Unkundiger zum ersten Mal hierher kommt. Zurück zu Dripping Springs. Hier hatte der besagte Einsiedler Boucher
Goldfische in einem Wassertrog gezüchtet. Ist dies alleine schon seltsam genug, so fragt man sich, was die Touristen
veranlasst, davon ganz begeistert zu sein und sich diesen Ort anschauen zu wollen. Vielleicht ist es ja nur die
Tatsache, dass mit diesem einen Ort eine Geschichte verbunden ist - wie seltsam sie auch sein mag -, während die übrigen
Aussichtspunkte am Canyonrand einfach nur einen schönen Ausblick gewähren. Vielleicht ist die Geschichte mit den
Goldfischen aber auch ganz unwichtig und die Wanderung als solche interessant genug weil längst nicht so überlaufen wie
der - ein echter Geheimtipp eben.
Der Ausblick von Hermits Rest nach Norden (451kb).
Als die Eisenbahn 1901 den South Rim erschloss baute Boucher seinen Pfad zum Touristenweg aus und
verlangte einen Dollar für die Benutzung. Die Aussicht war schnell im Bild festgehalten, und ohne eine längere Wanderung
hätte sich diese auch kaum verändert. Doch dazu war es bereits zu spät. Also genossen wir in Ruhe das Panorama. Blickt
man nach Norden fällt der Blick auf den Tower of Ra. Dieses Plateau weist drei ausgefranste Arme auf, von denen jeder
(von oben draufgesehen) auf eine andere Stromschnelle des Colorado zeigt; der vorderste auf Hermit Creek, der mittlere
auf die Boucher Rapids und der hintere auf die Crystal Rapids. Kurz darauf kehrten dann zum Shuttle zurück. Der erhoffte
Sonnenuntergang spielte sich indes unbeobachtet hinter einer aufgezogenen Wolkendecke ab. Nur gelegentlich drangen
einige wenige Lichtstrahlen durch, was aber nicht ausreichte, um ein ansprechendes Ambiente zu schaffen. Da dies unser
einziger Abend am Canyon war musste ich dieses Vorhaben begraben, zumindest für diesen Urlaub.
Um 19 Uhr traten wir die Rückreise an.
(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten
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