Grand Canyon Geschichte Parkgeschichte

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Bei der Entstehungsgeschichte des stößt man auf ein Problem. Ging man bisher davon aus, dass sich das Kaibab-Plateau unter dem existierenden Colorado emporhob, so dass dieser sich langsam in den harten Fels einschneiden konnte, belegen neuere Forschungen, dass der Colorado an seiner heutigen Stelle noch nicht existierte als das Kaibab-Plateau bereits seine heutige Höhe erreicht hatte. Was also veranlasste einen Fluss, ein so massives Felshindernis zu überfließen anstatt es, wie sonst üblich, zu umgehen? Die Lösung sieht man heute mehrheitlich in einer Zwei-Fluss-Theorie. Demnach gab es einen alten Colorado-Fluss, der durch offene Landschaft nach Nordwesten in das heutige Nevada floss. Der zweite Fluss floss in den Golf von Kalifornien. Nach und nach grub er sich an seiner Quelle in das Hochland ein, die Quelle wanderte weiter nach Nordosten. Irgendwann durchbrach sie so eine Wasserscheide und geriet in das Einzugsgebiet des alten Colorado. Nach und nach sammelte sich immer mehr Schmelzwasser aus den Rocky Mountains statt wie bisher im alten Colorado im Bett des anderen Flusses, der sich ebenfalls verlagerte und zum heutigen Colorado wurde. Dieser hatte ein starkes Gefälle und war dadurch nun in der Lage, die Ausfräsung des Grand Canyons zu beginnen. All dies geschah vor 550 Millionen Jahren. Seither arbeitet sich der Colorado zunehmend in die Tiefe, während andere Erosionskräfte den Canyon ausweiten und die Seitenarme ausspülen und modellieren. Im Ergebnis entstand ein Netz von Seitencanyons, die sich wellenförmig vom Hauptcanyon ausbreiten.

Auch heute noch transportiert der Colorado dank seines 670 Meter Gefälles innerhalb des Nationalparks täglich etwa 80.000 Tonnen Sand und Geröll und gräbt sich dadurch jährlich rund 0,15 Millimeter tiefer in die Erde.

Geologisch bietet der Grand Canyon einen Streifzug durch die Erdgeschichte. Die unterste Ebene entstand im Präkambrium vor 1,7 Milliarden Jahren. Sie besteht aus mit Granitadern durchsetztem Schiefer. Es folgen Schichten des Kambriums, die rund 500 Millionen Jahre alt sind. Aus den Erdzeitaltern Devon, Karbon und Perm wechseln nun verschiedene Sandstein- und Kalkschichten mit Schieferton ab, deren jüngste Schicht 225 Millionen Jahre alt ist. Die mittlere rote Kalksteinschicht enthält sehr viele Überreste von Meerestieren. Zu Urzeiten muss das Gebiet mehrmals unter einem Meer gelegen haben.

Menschen leben im Grand Canyon seit Urzeiten. In Höhlen fand man sorgfältig wie für eine Zeremonie aufgestellte Tierfiguren aus Weidenholz, die vor rund 5.000 Jahren von Wüstennomaden hergestellt wurden. Vor rund 2.000 Jahren traten die Anasazi-Indianer in dem Gebiet auf, die in ständigen Siedlungen aus Steinhäusern lebten und Landwirtschaft betrieben. Sie bauten auch die Felsenwohnungen von Mesa Verde.

Für die westliche Zivilisation entdeckt wurde der Grand Canyon 1540 durch eine spanische Soldatengruppe, die den neuen Kontinent erforschen sollte. Sie waren Mitglieder der Coronado-Expedition, auf der Suche nach den sagenhaften Sieben Goldstädten von Cibola. Als sie vom Canyonrand hinab in die tiefe Schlucht schauten, fragten sie die ortsansässigen Hopi-Indianer, wie lange es dauere bis man am Fluss angelangt sei. Als die Ureinwohner antworteten, dass man drei Tage benötige, glaubten ihnen die weißen Männer nicht, sie würden ihr Ziel auf jeden Fall schneller erreichen. Die Geschichte zeigte jedoch, dass sich die Spanier in ihren schweren Rüstungen nach drei Tagen erst auf der Hälfte des Abstiegs befanden. Sie kehrten um ohne den Colorado River je erreicht zu haben.

John Wesley Powell

John Wesley Powell 1869

Die erste wissenschaftliche Erforschung begann 1858 durch Leutnant Ives und einen Geologen und Kartographen. Am 24.05.1869 begann Major John Wesley Powell, der im Bürgerkrieg einen Arm verloren hatte, seine Expedition durch den Grand Canyon, in deren Verlauf er die Schlucht zum ersten Mal kartographieren sollte. Nach drei Monaten erreichten sie den Canyon erreichten, verloren aber eines ihrer vier Boote und damit nicht nur wichtige Messinstrumente, sondern auch den gesamten verbliebenen Proviant. Mehrere Tage lang ließen sie sich auf den Stromschnellen des Colorado treiben, bis Powell und seine Mannschaft am 29. August völlig erschöpft und ausgehungert am Westende des Grand Canyon angelangt waren. Zwei Jahre später unternahm Powell, diesmal jedoch besser ausgerüstet, einen zweiten, schließlich erfolgreichen Versuch zur Kartierung des Grand Canyon.

Benjamin Harrison, 23. Präsident der Vereinigten Staaten

Benjamin Harrison

1882 reichte Senator Benjamin Harrison, der von 1888 bis 1893 der 23. Präsident der Vereinigten Staaten war, den ersten von mehreren erfolglosen Anträgen zur Einrichtung des Grand Canyon Nationalparks ein.

1883 ließ sich Captain John Hance als erster nicht einheimischer Siedler nieder und betrieb Erzabbau. Östlich des baute er seine Holzhütte am Kopfende eines Indianerweges, den er ausbaute um ihm den Zugang zu seiner Asbestmine zu erlauben. Der touristische Durchbruch gelang kurze Zeit später, als der berühmte Maler Thomas Moran 1892 Bilder des Canyons für die Atchison, Topeka & Santa Fe Railway herstellte. Daraufhin entstand 1901 eine Eisenbahnanbindung von Williams zum South Rim. Schon ein Jahr später erreichte das erste Automobil, ein Toledo Eight Horse, den Grand Canyon. Das El Tovar Hotel in Grand Canyon Village öffnete 1905 für die Besucher seine Tore und Präsident Theodore Roosevelt proklamierte 1906 die Grand Canyon Game Preserve. Zwei Jahre später errichtete er durch den Präsidentenerlass #794 das Grand Canyon National Monument. 1912 wird Arizona ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten.

Am 26.02.1919 wurde das Areal des Grand Canyon zum Nationalpark erklärt. Bis dahin stand es unter der Verwaltung der United States Forest Service. Irgendwann in den 20er Jahren überstieg die Zahl der mit dem Auto Anreisenden zum ersten mal die der Bahnfahrer. 1932 proklamierte Präsident Herbert Hoover ein National Monument weiter westlich des Parks. 1956 wurde der Colorado River Storage Act beschlossen, der den Bau des Glen Canyon Staudamms autorisierte, welcher 1963 fertiggestellt wurde und denn Lake Powell aufstaute. Ein weiteres National Monument, das Marble Canyon National Monument, wurde am 20.01.1969 vom scheidenden Präsident Lyndon B. Johnson proklamiert, um so jegliche Pläne zum Bau von weiteren Talsperren in der Region zu verhindern. Am 03.01.1975 fügte schließlich der Grand Canyon National Park Enlargement Act die beiden National Monuments und den Nationalpark zusammen zu einem einzigen Schutzgebiet zwischen Glen Canyon und Lake Mead.

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