Best Western Shore Cliff Lodge Pismo Beach

Highway 41, Kalifornien
Slideshow starten

Highway 41 hinter Stratfort (168kb).

Pelican Point Bar & Restaurant, Pismo Beach, Kalifornien

Eine Kurve ist schon was besonderes (135kb).

 Ich empfehle diese Unterkünfte:
Hotelempfehlung Shore Cliff Lodge
 Ausführlichere Infos gibts hier.
Die Fahrt von Sequoia über Highway 198 und Highway 41 nach Pismo Beach gehört mit zu dem Langweiligsten, was ich je erlebt habe. Selten musste ich so mit meinem Kreislauf ringen, um wach zu bleiben. Ist die südliche Ausfahrt aus dem Sequoia Nationalpark noch abwechslungsreich, kurvig und sehenswert, so wird es hinter Visalia für Autofahrer übelst. Was mag da den ersten Siedlern durch den Kopf gegangen sein, als sie nach langer, entbehrungsreicher Reise kurz vor dem Erreichen ihres Zieles auf diesen öden Landstrich gestoßen sind? Weites, flaches Land, verdorrte Prärie, keine Vegetation größer als Kniehöhe, kein Wasser weit und breit. Der große Bewässerungskanal, der hinter Stratfort meilenweit dem Highway folgt, dürfte zu Zeiten der Siedlertrecks eher nicht existiert haben. Orte wie Kettleman City haben viel eher den Ruf verdient, dass hier der Hund begraben liegt, als beispielsweise Hanksville. Alleine der Zusatz "City" ist für die 320 Haushalte des Ortes ein Witz. Erst kurz vor der Küste, wenn die Landschaft endlich hügeliger wird, beginnt ernst zu nehmende Flora, und schon nach wenigen Meilen hat man die Wüste komplett verlassen und den fruchtbaren Küstenstreifen erreicht. Durch diese optischen Reize wird sogar der müde Kreislauf wieder munter. Hier wächst sogar Wein, und das offenbar so gut, dass es Weingüter en masse gibt und sogar einen ausgeschilderten Wine Trail. Die Reben sehen aus wie Obstbäume, und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das Endprodukt schmecken mag. Etwas weiter südlich immerhin, im Santa Ynez Valley bei Solvang, gedeihen laut Weinpapst Robert Parker Jr. mit die besten Weine des Kontinents. Gut, Sonne gibt es mehr als genug, Wasser lässt man von weit her anliefern. Aber irgendwie fehlen mir die Weinberge, der Fluss mit dem lehmigen Boden und die alten Weingüter mit ihren Kellergewölben für meine romantische Vorstellung eines Weinanbaugebietes. Riesige Rebenfelder auf flachem Wüstenboden mit Bewässerungskanälen und einer modernen, fabrikartigen Kelteranlage - alleine bei der Vorstellung schmeckt mir der Wein schon nicht. Da bleibe ich lieber bei Sonoma und Napa Valley, wenn es kalifornisch sein soll.
Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Unser Hotel, die Best Western Shore Cliff Lodge (254kb).

Bei Paso Robles erreichen wir Highway 101. Endlich Zivilisation verspürend geht es nun auf den Pfaden des alten El Camino Real südwärts über Atascadero und San Luis Obispo nach Pismo Beach.

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Lobby der Shore Cliff Lodge (320kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Wartebereich in der Lobby (341kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Aussicht vom Balkon auf Pismo Beach (302kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Pismo Beach mit 11fach Zoom (214kb).

Unser Hotel ist diesmal die Best Western Shore Cliff Lodge am nordwestlichen Ende des Ortes. Da wir uns aus dieser Richtung dem Ort nähern ist es eines der ersten Gebäude, die wir vom Highway aus sehen. Auf einer Anhöhe gelegen ist es im Gegensatz zu Pismo Beach selbst nicht mit dem beliebten Sandstrand verbunden, sondern thront auf einigen Felsklippen, die aber eine hervorragende Aussicht in alle Richtungen der Küste gewähren.

Bei unserer Ankunft sind wir die einzigen Gäste in der Hotellobby. Unser Zimmer haben wir online gebucht und eine Woche vor der Ankunft wieder gecancelt als sich beim zufälligen Ansurfen der Hotelwebseite herausstellte, dass zwischenzeitlich der Zimmerpreis für die beiden Übernachtungen um satte 180 Dollar gesunken war. Direkt nach der Stornierung buchten wir erneut und erhielten das gleiche Zimmer entsprechend preiswerter. Davon ahnt die nette Dame an der Rezeption natürlich nichts, und so erhalten wir nicht nur ein sehr günstiges, sondern auch ein im südlichsten der Wohnblöcke gelegenes Zimmer. Das Hotel ist offensichtlich bei Weitem nicht ausgebucht, und so dürfen wir in dem Bereich mit dem besten Ausblick auf Pismo Beach einziehen.

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Unser Zimmer (234kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Die Sitzecke mit massivem Holzmobiliar (285kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Kitchenette mit Rumpelkammer (168kb).

Das Zimmer selbst ist mehr als geräumig, gut möbliert mit Kitchenette, Kühlschrank, Mikrowelle, einem großen 4:3 Fernseher und zwei Queensize-Betten. Das Beste ist jedoch der Balkon. Von dort können wir über eine kleine Wiese mit bunter Blumeneinfassung hinweg auf den gesamten Sandstrand von Pismo Beach einschließlich des Piers blicken. Fantastisch. Ich komme mir vor wie in der Karibik, zumal das Wetter absolut passt. Hier würde man es aushalten können. Ein kleiner Gazebo direkt an der Klippe bildet das Ende eines Fußweges entlang der steilen Küste. Möwen und Pelikane ziehen am Himmel ihre Bahnen. Nicht zu Unrecht heißt eine der Klippen Pelican Point. Hier brütet eine ganze Pelikankolonie in friedlicher Eintracht mit den sehr viel lautstärkeren Seemöwen.

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Der Strand unterhalb unseres Hotels (224kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Delfine vor dem Hotel (142kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Vögel auf den Klippen (277kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Blick vom Gazebo auf den Pismo Beach Pier (193kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Möwennachwuchs (306kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Die älteren Geschwister (470kb).

Am Abend der Anreise mache ich in der Golden Hour noch einen kurzen Rundgang über die Hotelanlage. An den Klippen entlang führt mich der Weg zu den verschiedenen vorgelagerten Aussichtspunkten. Zunächst kann ich eine Schulklasse am Ausläufer des Strandes unter mir beobachten. Die Kinder klettern zwischen den Felsen herum und versuchen anfangs noch, dem Wasser auszuweichen. Es ist wohl aufkommende Flut, denn die Wellen kommen immer näher an die herumkraxelnden Schüler heran. Irgendwann sind dann alle bereits so durchnässt, dass das auch egal ist und die große Wasserschlacht beginnt.

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Ein Pelikan auf den Klippen (300kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Nach ihm ist Pelican Point benannt (195kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Die gesamte Kolonie (551kb).

Durch einen netten Hotelgast, der schon einige Zeit mit seinem Fernglas im zentralen Gazebo des Hotels verbracht hat, werde ich dann auf eine direkt vor den Klippen vorbeiziehende Delfinfamilie aufmerksam gemacht, deren Rückenflossen immer wieder aus den Wellen auftauchen. Mindestens vier Tiere erscheinen abwechselnd an der Wasseroberfläche. Mit etwas Glück kann ich sie fotografieren, obgleich sie keine großen Sprünge machen und nur sehr schwer zu erkennen sind. Ebenfalls nisten direkt hinter der Brüstung mehrere Möwenfamilien, denen man bei der Fütterung ihrer Jungtiere zuschauen kann. Es ist zwar nicht unbedingt sehr appetitlich, wenn man die Elterntiere die gefangene Nahrung hochwürgen sieht und der Nachwuchs dies dann frisst, aber vom Heinz-Sielmann-Fieber gepackt muss ich dies natürlich mit der Kamera genauso festhalten wie die Pelikanschwärme, die mal auf dem Ozean, mal auf den Klippen landen. Überhaupt sind Pelikane überaus elegante Segler, nach denen dieser Ort benannt ist. Überall kann man sie mit ihrem angelegten Kopf und den weiten Flügeln erblicken.

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Sonnenuntergang in Pismo Beach (188kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Malerisch (246kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Die Shore Cliff Lodge vom Gazebo aus gesehen (185kb).

Auch der Sonnenuntergang ist sehenswert. Zwar taucht die Sonne nicht direkt ins Meer, sondern verschwindet hinter einer Gebirgskette, aber die Illumination der zerklüfteten Küste mit den einzelnen aus dem Wasser ragenden, kleinen Felsen und den überall einzeln stehenden, hohen Palmen ist dennoch erlebenswert.

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Der Hotelpool (297kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Mein Ausblick beim Schreiben dieses Artikels (309kb).

Das Hotel besteht aus mehreren Wohnblöcken. Zwischen ihnen und der Klippe befindet sich noch ein kleiner Grünstreifen mit besagtem Fußweg und insgesamt drei Gazebos. Zwischen zwei im rechten Winkel zueinander liegenden Wohnblöcken liegt der große Außenpool, der laut kleinlichsten Benutzungs- oder besser Verbotsanweisungen maximal 70 Personen Platz bietet. Das lustige Warnschild habe ich übrigens auch in den übrigen Best Western Hotels gesehen; es ist also offenbar Vorschrift. Vom Pool aus hat man durch große Glasscheiben etwas windgeschützt freie Sicht auf den Ozean. Das Wasser im Pool ist angenehm warm, und oft teilt man es mit einer Möwe. Da helfen auch die auf den Pfosten der gläsernen Einzäunungen - den Pool erreicht man nur mit Zimmerkarte - postierten Plastikeulen nicht, die wohl als Abschreckung dienen sollen.

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Wo ist denn der Emergency Shut-Off Switch?? (425kb)

Eine kleine Rettungsaktion müssen wir für ein Möwenjunges durchführen. Dieses hatte sich wie seine Eltern in dem warmen Wasser niedergelassen, kommt dann aber aus eigener Kraft nicht mehr auf den Poolrand. Das erkennen wohl auch die Möweneltern, die völlig aufgelöst am Rand entlang laufen und laut herumschreien, während das Kleine innen am Rand entlang schwimmt und immer mal wieder einen vergeblichen Versuch unternimmt, ans rettende Ufer zu hüpfen. Markus hat dann eine Gummimatte über die Einstiegstreppe des Pools gelegt, sodass das Kleine bequem aus dem Wasser watscheln kann. Da ist das Geschrei der Möwen groß, die während der Aktion plötzlich überhaupt nicht mehr scheu sind und wie sonst üblich doch einen Sicherheitsabstand zum Menschen einhalten. Ein kleiner Jacuzzi für maximal sieben Personen ist nach Zehenspitzenprüfung doch etwas zu warm für Touristen, die mit der starken kalifornischen Sonne nicht längerfristig vertraut sind. Dafür sind die Liegestühle von angenehm robuster Qualität und nicht aus Plastik. Nicht aus Plastik ist auch die Türe zum Poolbereich - und deshalb hoffnungslos erodiert und mithin stark verklemmt. Da braucht es schon starke Männer, die sie wie in einem Krimi bei einer Türöffnung mit einem kräftigen Schubser öffnen. Eigentlich befremdlich, dass das zahlreiche Personal diesen misslichen Zustand nicht behebt.

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Ein Foto-Profi nimmt Pismo Beach ins Visier (224kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Der zentrale Gazebo (217kb).

Pelican Point Bar & Restaurant, Pismo Beach, Kalifornien

Pelican Point Bar & Restaurant ist gut befestigt (254kb).

Ein mittlerweile schon selbstverständlicher Hotelservice ist ein kostenloser Wi-Fi-Zugang, zu deutsch WLAN. Der funktioniert auch in unserem abgelegenen Zimmer, allerdings mit niedriger Signalstärke, was immer wieder zu Ausfällen führt. Laut Infoblättchen - in besseren Hotels sind die Zimmer ja immer mit solchen Blättchen, Infoständern und Werbebroschüren vollgestellt - sind in der Lobby auch kostenlose LAN-Kabel erhältlich. Da sich deren Nutzung angesichts unserer Signalstärke anbietet, versuchen wir, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen. Es stellt sich jedoch heraus, dass es für das ganze Hotel nur fünf solcher Kabel gibt, man uns aber netterweise auf eine Warteliste schreiben würde, sodass wir schon in zwei bis drei Tagen das ersehnte Kabel hätten. Da wir nur zwei Übernachtungen haben wundert es wenig, dass wir dieses nett gemeinte Angebot dankend ablehnen und mit der minderen Signalstärke vorliebnehmen. Verständlich, dass in Zeiten der Wirtschaftskrise diese ausgesprochen teuren Ethernetkabel nicht in größeren Mengen verfügbar sind. Diesen Artikel schreibe ich übrigens am Hotelpool, der nahe an der Lobby - dem WLAN-Senderstandort - liegt und das perfekte Ambiente für eine schriftstellerische Phase im Urlaub bietet.

Pelican Point Bar & Restaurant, Pismo Beach, Kalifornien

Im Pelican Point Bar & Restaurant (289kb).

Pelican Point Bar & Restaurant, Pismo Beach, Kalifornien

Der versperrte Teil des Raumes (231kb).

Best Western Shore Cliff Lodge, Pismo Beach, Kalifornien

Am Morgen wimmelt der Ozean vor Vögeln (239kb).

Im ohnehin schon günstigen Zimmerpreis enthalten ist ein Continental Breakfast in dem hotelangeschlossenen Pelican Point Bar & Restaurant. Dieses liegt mit viel Betonfundament gesichert auf einem Klippenvorsprung und bietet zu drei Seiten hervorragende Aussichten. Das Frühstücksangebot ist aber offenbar eine ungeliebte Konzession mit dem Hotel. Auffallend ist zunächst, dass man sich den Tisch selbst aussuchen darf. Allerdings ist der Essbereich mit quergestellten Stühlen für die Frühstücker räumlich abgetrennt, und um fünf vor zehn gibt es eine laute Ansage, dass bald das Buffet geschlossen würde. Das finde ich reichlich affig, und ich hätte mir am liebsten extra viel Zeit gelassen - wenn nicht tatsächlich pünktlichst alles Essbare weggeräumt worden wäre. Auch, dass mal der O-Saft, mal der Kaffee ausgeht und es eigentlich nur trockenen Toast oder English Muffins, eiskalte, hart gekochte Eier, Müsli und einige süße Danish Pastries - also süße Teilchen - gibt, ist doch etwas enttäuschend. Aber was erwartet man von kostenlosem Frühstück? Selbst der in offenbar jedem Restaurant mitlaufende Fernseher ist deutlich kleiner als der im Columbus Motor Inn in San Francisco, den wir für uns alleine hatten. Dafür verspricht die Abendkarte ein durchaus gutes und exquisites Essensangebot - das wir aber nicht in Anspruch nehmen sollten (oder wollten angesichts der etwas enttäuschenden Frühstückserfahrung).

Stattdessen wählen wir für einen spätabendlichen Schmaus das Pier Side Seafood & Cocktails in der 175 Pomeroy - ein nicht wieder gut zu machender Fehler. Um es mit Charles Duchemin zu sagen: "Schon das Hors d'oeuvre ist mit einer gewissen Gefahr verbunden, mit einer Staubschicht nach Wunsch bedeckt. Meeresfrüchte beispielsweise stinken, dass einem die Augen beschlagen. Im (Pier Side) erhalten sie das schlechteste Essen ihres Lebens, das aber mit schöner Regelmäßigkeit. Ungenießbar ist da einfach alles. Außer an Sonntagen, da ist die Kneipe nämlich Gott sei dank geschlossen, was für die Krankenhäuser gut ist, da weniger Vergiftungen auftreten." Gut, ganz so schlimm war es nicht, aber nachhaltig genug, um den Besuch ausführlichst zu beschreiben.

Pier Side Seafood & Cocktails, Pismo Beach, Kalifornien

Im Pier Side Seafood & Cocktails (260kb).

Pier Side Seafood & Cocktails, Pismo Beach, Kalifornien

Der Schuppen von außen (183kb).

Nach dem Betreten des Restaurants wird uns von der Waitress ein schöner Fensterplatz zugewiesen. Es ist der einzige freie Tisch im Innenraum, der keinen Blick durch ein Fenster nach außen zulässt. Nun ja, die übrigen Tische sind besetzt. Wir bestellen nach kurzer Wartezeit die Getränke und erhalten eine Speisekarte. Gleich, nachdem wir Platz genommen haben, wird der benachbarte Tisch frei. Dieser liegt wenigstens wirklich am Fenster und nicht an der Wand dazwischen. Höflich, wie wir sind, wollen wir fragen, ob wir wechseln könnten. Aber so sehr wir uns auch bemerkbar machen - durch intensives Anstarren, Handzeichen, Rufe -; die Bedienung hat offenbar ihre Baumarktmitarbeiterschulung in Evasionskunde mit Bravour bestanden. Nach einer geschlagenen Viertelstunde erscheint endlich eine andere, ältere Kellnerin in unserer Nähe, die so unvorsichtig ist, auf unsere Ansprache zu reagieren. Ob wir vielleicht unsere Bestellung aufgeben und uns vielleicht an den anderen Tisch setzen könnten. Natürlich könnten wir. Ich bestelle Fish and Chips, dann verlassen wir den Tisch, dessen kunstlederbezogenen Sitzbänke lange Risse aufweisen und setzen uns an den anderen Tisch, dessen kunstlederbezogene Sitzbänke noch viel mehr Risse aufweisen. Na ja, so stört das ausgehärtete Kunstleder auch nicht und man sitzt direkt in der weichen Schaumfüllung - allerdings mäßig bequem weil etwas tiefergelegt, wie auf einem Klo. Immerhin können wir jetzt nach draußen schauen. Es ist kurz nach 20 Uhr und schon dunkel. Die Aussicht können wir lange genießen, denn das Essen lässt auf sich warten. Dann kommt es. Fish and Chips in einem Plastikbrotkörbchen, dazu klobiges Besteck. Die Pommes fettig, der Fisch nicht unbedingt vom Filet und die Panade nicht wirklich umhüllend und durchaus reich an Fett und lecker glänzend. Geschmacklich wie optisch war es keine Offenbarung. Doch damit hätte man ja noch leben können; Touristenfalle eben. Spannend wird es erst jetzt.

Neben unserem Tisch geht eine Holztreppe mit der riesigen Aufschrift "Watch your steps" in das obere Stockwerk, wo weitere Tische stehen. Immer wieder jonglieren zwei Jungkellner lässig ihre Tabletts hinauf. Während wir uns unserem Essen widmen, passiert, was passieren musste. Der Kellner watcht nicht seinen steps und legt sich auf seine nose. Das volle Tablett verteilt seine Speisen auf der Treppe, und eine volle Flasche Mayonnaise, die nun durch den Sturz komprimiert wird, entläd ihre gesamte Füllung in hohem Bogen in unsere Richtung. Zielgenau trifft der Mayostrahl Jörgs T-Shirt. Vom Scheppern des Malheurs aufgeschreckt bemerkt er zunächst nur einen kleinen Treffer, muss dann aber erschrocken feststellen, dass das komplette Shirt versaut ist. Der Kellner hingegen hat davon nichts mitbekommen und räumt zunächst die Treppe wieder frei. Während Jörg sich im Lokal das T-Shirt auszieht, um den Schaden zu begutachten kommt die zweite junge Kellnerin hinzu und hilft bei der Treppenreinigung. Den halb nackten Gast in 2 Meter Abstand, der sich nun lauthals aufzuregen beginnt, übersehen die beiden dabei gekonnt; Tunnelblick. Und außerdem fremdländische Worte - das kann ja nicht den Kellnern gelten, erst recht nicht in so einem Tonfall. Das T-Shirt schön eingefettet und nach Mayo stinkend ist Jörg nun der Appetit vergangen. Nachdem die beiden Kellner ohne ein Wort wieder gegangen sind, diskutieren wir das weitere Vorgehen. Da ich davon ausgehe, dass, wenn wir uns nun beschwerten, der Kellner seinen Job sicher verlieren würde, beruhigen wir unsere Gemüter und entscheiden uns nur, auf das Trinkgeld zu verzichten, was ja einer finanziellen Entschädigung gleichkäme. Dann kommt der gleiche Kellner aber wieder, entdeckt bei einem neuen Treppengang meine teure Spiegelreflexkamera auf dem Tisch, die nur um Haaresbreite dem Anschlag entgangen war, und meint: "You have a nice camera." Das war der Worte zuviel. Nackte, fluchende Gäste übersieht er, aber für die Kamera hat er Augen. Er kassiert eine verbale Breitseite von Jörg. Doch anstatt sich nun zu entschuldigen kommt nur ein "I didnt notice" und "Do you want some extra napkins?". Das Shirt ist ohne Vollwaschgang eh nicht mehr zu retten, also lehnen wir ab, was den Kellner zu seinem kleinlauten Rückzug veranlasst. Wir wollen zahlen. Die ältere Kellnerin erscheint, und angesichts der ungewohnten Unaufmerksamkeit und Unhöflichkeit des Personals wird ihr die Geschichte nun doch unter die Nase gerieben. Sie tut ganz erstaunt und will wissen, wer das gewesen sei. Hier machen wir angesichts der amerikanischen Kündigungsskrupellosigkeit keine genauen Angaben; es kommen eh nur zwei in Frage, und falsch verhalten haben sich beide. Dafür verweisen wir darauf, dass wir das Shirt reinigen lassen müssen und uns zudem der Appetit vergangen wäre; Jörg hat nach dem Vorfall nicht weiter gegessen. Sichtlich unangenehm berührt - allerdings nicht, weil sie die Situation irgendwie verstanden hätte und sich entschuldigen wollte, sondern weil da ein lästiger Gast aufmuckt - holt die Kellnerin die Rechnung. Ich hätte auf einen Preisnachlass oder gar einen Verzicht auf die Rechnung gewettet, aber auch hier werde ich enttäuscht. Keine Entschuldigung, kein Entgegenkommen, kein Schadensersatz. Auf den Cent genau bezahlen wir. Null Prozent Tip, das erste Mal. Dafür ist klar, dass ich diesen Artikel in voller Detailfülle schreiben würde, um so wenigstens einige Touristen vor einer ähnlichen Erfahrung in dieser Lokalität zu bewahren. Zwischenzeitlich habe ich im Internet aber bereits zahlreiche andere begeisterte Berichte über diesen Schuppen gelesen, der erst seit Kurzem einen neuen Besitzer hat und sich offenbar deutlich verschlechtert hat. Also: Pismo Beach ist ein wunderbarer Ort. Ganz Pismo? Nein, ein von ungezogenen Kellnern bevölkertes Restaurant hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten.

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten

   Tour 2009 zurück