Panamint Springs Stovepipe Wells Death Valley

Death Valley, Kalifornien
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Unterhalb vom Father Crowley Point (126kb).

Death Valley, Kalifornien

Auf Highway 190 (225kb).

Wer auf seiner Rundreise in den USA im Death Valley übernachten möchte - wenn man denn das Bedürfnis nach unerträglicher Hitze hat -, dem bieten sich hierfür nur begrenzte Möglichkeiten. Da wäre zum einen der Klassiker, die Furnace Creek Ranch, respektive das Furnace Creek Inn für betuchtere Menschen, zum anderen die beiden Lokalitäten Panamint Springs und Stovepipe Wells. Dorf oder sogar Ort will ich in diesem Zusammenhang gar nicht sagen, denn bis auf die Unterkunftsbetriebe gibt es an beiden Stellen keine weiteren Gebäude.

Nachdem ich die Furnace Creek Ranch schon von meinen ersten beiden Urlauben her kannte und ich seither eher der Verfechter der außer-Death-Valley'schen Übernachtungen bin, ließ ich mich 2010 doch breitschlagen, noch einmal das Abenteuer einer Nacht in der Wüste auf mich zu nehmen. Das hatte mit unserer Reiseroute zu tun.

Death Valley, Kalifornien

Er heißt auch Nadeau Trail (222kb).

Death Valley, Kalifornien

Wir gelangen ins Panamint Valley (215kb).

Death Valley, Kalifornien

Ein mutiger Camper auch (395kb).

Unsere Reiseplanung in 2010 sah ursprünglich eine Rundreise vor, mit Start und Ziel in San Francisco. Doch je weiter die Planung voranschritt, desto klarer kristallisierte sich heraus, dass es aufgrund der knappen Zeit günstiger wäre, die Schleife nicht komplett zu vollenden, sondern den Rückflug von Las Vegas aus anzutreten. Das bedeutete, dass die letzte Übernachtung in Las Vegas stattfinden würde. Gleichzeitig ergab dies aber das Problem, dass die Strecke vom Yosemite zum Zion Nationalpark nun günstigerweise ohne Stopp in der Spielerstadt auskommen müsste. Zweimal in einem Urlaub dort einzukehren fand ich doch etwas zu viel des Guten. Damit war allerdings auch klar, dass mein bisher bevorzugter Übernachtungsort auf diesem Abschnitt, nämlich das etwas kühler weil außerhalb des Parks gelegene Comfort Inn in Lone Pine, ausschied. Der Weg von dort bis Springdale wäre einfach zu weit geworden. Man will ja auch was sehen unterwegs. Andererseits mochte ich auch nicht erneut auf den wärmsten aller möglichen Übernachtungsorte zurückgreifen, der Furnace Creek Ranch. So blieb eigentlich nur das zwar nahe an Furnace Creek gelegene Stovepipe Wells. Es befindet sich jedoch ziemlich genau auf Höhe des Meeresspiegels und damit 55 Meter höher als die Furnace Creek Ranch. In der Hoffnung, dass dies vielleicht ein paar Grad Temperaturunterschied mit sich bringt, und mangels Alternativen buchten wir eine Nacht.

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Panamint Springs ist erreicht (238kb).

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Das Panamint Springs Resort (436kb).

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Wir parken vor dem Restaurant (326kb).

Panamint Springs, die kleinere der beiden mir noch unbekannten Übernachtungsmöglichkeiten, verfügte über keine rollstuhlgerechten Zimmer. Schade, denn mit 590 Metern Höhenlage wäre es deutlich erträglicher gewesen, und die rustikale Gestaltung hätte besser zum Death Valley gepasst als das motelähnliche Stovepipe Wells. Für ein zünftiges Abendessen sollte es aber reichen.

Kurz nach 18 Uhr erreichen wir Panamint Springs. In den vielen Urlauben zuvor war ich hier immer vorbeigefahren - es liegt ja direkt am Highway. Dabei hatte ich die speisenden Gäste auf der großen überdachten Veranda des palmengesäumten Panamit Springs Resort beim Vorbeifahren bemerkt. Nun wollen wir hier selbst einkehren und den Tag mit einer Stärkung ausklingen lassen. Bis Stovepipe Wells ist es noch knapp 40 Minuten Fahrzeit, wir würden also im Dunkeln ankommen. Egal, denn im Internet hatte ich zuvor gelesen, dass das dortige Restaurant vor Kurzem einem Brand zum Opfer gefallen war. So ist die Einkehr in Panamint Springs die letzte Option auf ein warmes Essen an diesem Tag.

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Blick über dem Highway auf den Campground (403kb).

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Der leere Panamint Springs RV Park (256kb).

Wir parken direkt vor dem Treppenaufgang zur Veranda, wo wir auch sogleich von einer quirligen, jungen Kellnerin freundlich empfangen werden. Sie weist uns einen Platz direkt am Verandageländer zu. Wir sind nicht alleine, nahezu alle Tische sind besetzt. Wir studieren die Speisekarte. Für uns ist die Sache allerdings vorher schon klar: Steak. Das muss man bei den Temperaturen ja eigentlich nur aus dem Kühlschrank holen und in die Sonne legen. Das Panamint Flat Iron Steak ist mit 32 Dollar zwar üppig im Preis, aber ich mag mir auch gar nicht die Kosten der Sonderanfertigung von LKW vorstellen, mit der das Tiefkühlfleisch ins Death Valley geliefert wird. Da ist der Preis schon in Ordnung. Dazu gibt es natürlich ein kaltes Bier; die Auswahl ist außerordentlich. Kann es einen besseren Ort hierfür geben? Während wir auf das Essen warten und genüsslich unseren stark gebeutelten Flüssigkeitshaushalt regenerieren, bewundern wir die Landschaft ringsum. Inmitten der kargen Hügelkette, auf die wir blicken, befindet sich der Panamint Butte auf der gegenüberliegenden Seite des Panamint Valleys. Davor erkennt man eine kleine Salzfläche. Der Höhepunkt des Panoramas bilden aber zwei perfekt in Szene gesetzte, blaue Dixieklos auf der anderen Seite des Highway 190. Während ich über Sinn und Zweck dieser beiden Brutkästen nachdenke, kommt auch schon das Essen. Ein Steak wie aus dem Bilderbuch, dazu ein halber in Scheiben geschnittener Maiskolben und ein Berg Pommes.

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Hier wollen wir dinnieren (293kb).

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Wir sitzen auf der Veranda (198kb).

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Das sind die Unterkünfte des Resorts (380kb).

Und dann kommt er; braust mit dem Motorrad heran und stolziert auf die Veranda, der vermutlich einzige einheimische Gast. Über 60, wilder Vollbart, Haarzopf, Outdoorhut mit Stickern, Zigarette im Mund, Muscleshirt, verblichene Tattoos auf den kräftigen Armen, ebenso kräftiger Bierbauch. Er setzt sich an den Nebentisch und ordert erst mal was zu trinken. Ich freue mich insgeheim, dass es sie noch gibt, die Aussteiger, Rocker, Originale, wie auch immer. Immerhin sind wir in Panamint Springs, und das Resort wurde 1937 von niemand geringerem als der Cousine von Buffalo Bill, Agnes Cody, eröffnet. Ja, wild ist der Westen...

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Ausblick von der Veranda (261kb).

Panamint Springs, Death Valley, Kalifornien

Mein Angus-Steak (219kb).

Wer im Panamint Springs Resort übernachten möchte, hat die Auswahl aus 14 Zimmern und einer Hütte. Für Camper gibt es 26 Zeltplätze, 12 Stellplätze mit komplettem Service, 25 mit nur Wasseranschluss und eine Gruppensite für 30 Personen. Der Campingplatz liegt auf der gegenüberliegenden Straßenseite - und erklärt auch, warum im vermeintlichen Niemandsland zwei blaue Dixie-Klos stehen (wobei der Campground eigene sanitäre Einrichtungen hat). Eine Tankstelle, eine ATM und ein General Store runden das lokale Angebot ab.

Um zwanzig nach sieben brechen wir bei nun einigermaßen erträglichen Temperaturen auf. 49 Kilometer liegen noch vor uns.

Die Fahrt bei völliger Dunkelheit durch ein so abgelegenes Gebiet wie das Death Valley hat seinen eigenen Reiz. Nichts, aber auch gar nichts außer den eigenen Scheinwerfern und der Fahrbahnmarkierung ist sichtbar. Auf der halben Strecke halten wir am Straßenrand an, um den Sternenhimmel zu betrachten. Selten hat man die Gelegenheit, diesen so völlig ohne störende Lichteinwirkungen zu bewundern. Zehn Minuten verbringen wir hier in absoluter Dunkelheit und absoluter Stille. Schon nach kurzer Anpassungszeit erscheinen zuerst die großen und dann auch die abertausend kleinen Sterne klar und deutlich am Firmament.

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Wir nächtigen in Stovepipe Wells (239kb).

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Das Zimmer ist geräumig - und warm (127kb).

Wir erreichen Stovepipe Wells kurz nach 21 Uhr. Das Einchecken verläuft zügig, und schon nach wenigen Minuten können wir uns mit unserem Auto zu unserem Zimmer aufmachen - was aufgrund der Dunkelheit in der weitläufigen Hotelanlage etwas kniffliger ist als üblich. Es gibt zwar nur wenige Gebäude, aber diese sind zu so später Stunde nur noch schwach beleuchtet. Die Landschaft ist zudem völlig flach, wodurch die Scheinwerfer meist auf keinerlei Hindernisse treffen, und die Straße führt mit etwas Abstand zu den Häusern durch freies Gelände. Keine Fahrbahnbegrenzung, erst recht kein Mittelstreifen, und im Kegel der Scheinwerfer nur sandiger Boden wohin man schaut. Vorsichtig tasten wir uns im Schritttempo voran und erreichen nach gefühlten fünf Minuten endlich unser Zimmer, das eigentlich nur 50 Meter von der Rezeption entfernt liegt - aber nicht auf direktem Weg erreicht werden konnte. Der Außenpool samt umliegender Gebäude sowie unser Wohnblock mussten in weitem Bogen umfahren werden.

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Das Badezimmer (102kb).

Unser Zimmer macht zunächst einen normalen Eindruck. Geräumig, wie das bei accessible rooms üblich ist, mit viel Abstellfläche, vielleicht etwas nüchtern. Aber gut, wir sind im Death Valley; da ist hübscher Design-Schnickschnack nun wirklich nicht das Entscheidende. Was direkt ins Auge springt, ist die riesige Klimaanlage, die schon erahnen lässt, dass sie nicht die modernste ist. Immerhin assoziiert man, wenn man wie ich Optimist ist, mit groß auch leistungsstark. Das wichtigste für mich ist jedoch zunächst die Feststellung, dass die Dusche für mich nutzbar ist. Einer erfrischenden Abkühlung steht also nichts im Wege. Währenddessen wird das im eingeschossigen Gebäudeanbau befindliche Schlafzimmer gekühlt.

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Der Hotel-Pool ist beheizt (237kb).

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Rezeption und Gift-Shop (249kb).

Dann versuchen wir, ein wenig zu schlafen. Doch das ist gar nicht so einfach. Man hat die Wahl zwischen hemmungslosem Schwitzen und vermutlich über Nacht austrocknen oder dem nicht ignorierbaren Lärm der Klimaanlage. Es ist wie schon zehn Jahre zuvor in der Furnace Creek Ranch, wobei dort bereits vor 2003 auf leisere Geräte umgerüstet wurde. Was will man machen. Die Nacht gestaltet sich im 30-Minutentakt. Zehn Minuten lang röhrt die Klimaanlage und bringt kühle Luft, danach hat man 20 Minuten zum Einschlafen und hoffen, dass man beim nächsten Mal nicht wieder wach wird. Nach vier Zyklen siegt bei mir der Schlaf. Hierzu muss ich anmerken, dass diese Erlebnisse vielleicht schon Geschichte sind. Stovepipe Wells Village gehört seit Ende 2010 nicht mehr zu Xanterra, und auf der Webseite des neuen Betreibers wird mit umfangreichen Renovierungen geworben. Immerhin sind das Restaurant und der Saloon wieder geöffnet.

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Der Behelfsfrühstücksraum (222kb).

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Vor der Zimmertüre (204kb).

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Blick vom Nachbarwohnblock (192kb).

Leicht gerädert sind wir um sieben Uhr wieder auf den Beinen. Nun heißt es, herauszufinden, wo das im Preis enthaltene Frühstücksbuffet zu finden ist. Der eigentliche Frühstücksraum war ja mitsamt dem Restaurant abgebrannt. Zu Fuß gehen wir durch die Hotelanlage. Die Temperaturen sind angenehm, wenngleich man der Sonne bereits anmerkt, dass sie gewaltiges Potenzial hat. Vorbei am noch verwaisten Außenpool (natürlich beheizt - man will den Gästen ja was bieten) gelangen wir zur Rezeption. Hier leitet uns ein Wegweiser auf ein Nebengebäude. Das eigentliche Restaurant, an dem wir auch vorbei gehen, hatte durch den Brand offenbar nur im Inneren Schaden genommen; an der Fassade erkennt man jedenfalls nichts. Im Eingangsbereich des Ersatzrestaurants ist bereits das gesamte Essensangebot aufgebahrt, und es herrscht bereits Gedränge am Buffet. Man schnappt sich ein Tablett und darf dann aus den üblichen Fertigprodukten wie Joghurt, Müsli oder Süßgebäck wählen. Das Angebot ist wie das Platzangebot aufgrund der unfreiwilligen Notlage natürlich etwas reduziert.

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Mesquite Flat Sand Dunes (254kb).

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Die Zimmer sind von der Sonne abgeschottet (207kb).

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Blick nach Nordwesten (213kb).

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Gute Brandschutzmaßnahmen (197kb).

Ich freue mich, dass es überhaupt was gibt, und habe kein Problem damit. Immerhin muss bei einem Brand die Feuerwehr aus Beatty anrücken, und das dauert mindestens eine Stunde. Es darf einfach nicht brennen, und wenn doch kann das schnell schlimme Folgen haben. Der alternative Frühstücksraum ist dicht vollgekramt mit Tischen, die Wände flächendeckend mit Bildern bekannter Westernhelden behängt. Ich glaube, es ist der sonst als Meetingraum genutzte Saal, in dem auch Filmvorführungen stattfinden. Die hintere Wand ist jedenfalls mit einem Vorhang abgetrennt, was schon irgendwie wie ein Kino aussieht. Jetzt werden dahinter vermutlich, wie überall sonst auch, Einrichtungsgegenstände des beschädigten Hauses gelagert. Andererseits entsteht so eine gemütliche Enge. Wir essen zügig, das heutige Tagesprogramm ist straff, und noch ist es erträglich warm.

Das Hotel in Stovepipe Wells Village wurde übrigens 1925 von Bob Eichmann errichtet. Zur gleichen Zeit wurde auch die Straße durch das Tal angelegt. Zuvor gab es seit 1906 nur eine Straße zwischen Rhyolite und Skidoo, um die Erzgewinnung in Skidoo zu erleichtern, sowie ein Zeltlager als Versorgungsposten für Reisende in Stovepipe Wells. Stovepipe Wells Village umfasst neben dem Hotel, dem Restaurant und Saloon noch einen General Store, eine Tankstelle, einen Gift Shop und eine Ranger Station.

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Das Eiswürfelexperiment (92kb).

Stovepipe Wells, Death Valley, Kalifornien

Der General Store (214kb).

Nach dem Essen heißt es: Koffer packen. Das habe ich schon vor dem Frühstück erledigt und kann so noch einen kurzen Rundgang um unseren Wohnblock machen - immer schön geschützt unter den überdachten Außenfluren. Von der Rückseite des Nachbarblocks schaut man genau auf die Mesquite Flat Sand Dunes, die auf der anderen Straßenseite liegen. Das sieht so nahe aus, aber glaubt mir: Da will man nicht mal so eben zu Fuß hin. Ohne nötige Vorbereitung kann das aufgrund der Hitze sehr schnell lebensgefährlich werden. Mir reichen ein paar Fotos. Auf dem Rückweg komme ich an einer Eismaschine vorbei. Ja, etwas Abkühlung kann nicht schaden. Ausgerüstet mit einer Handvoll Eis kommt mir die Idee, dass man doch mal beobachten könnte, wie lange sich das unter freiem Himmel hält. Ich lege es auf die Motorhaube unseres Autos, damit ich es auf Augenhöhe beobachten kann. Doch wie man sieht tauen die Blöcke schneller weg als man sehen kann. Ehe ich die Kamera gezückt habe, läuft schon das Wasser von der Haube. Und dabei steht der Wagen im Schatten. Jäh werde ich aus meinen physikalischen Experimenten gerissen, denn es heißt nun: Motor an und aufbrechen, um das Death Valley zu erkunden. Es sind halb neun und Scotty's Castle steht zunächst auf der To-do-Liste. Das Tagesziel ist Springdale beim Zion National Park; immerhin über 600 Kilometer oder sieben Stunden Fahrzeit mit dem Abstecher zum Betonschloss im nördlichen Death Valley.

Reiseverlauf 2010 (soweit fertig):
Vorige Station:
Ausflüge unterwegs zur nächsten Station (öffnet in neuem Fenster):
Nächste Station:

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