Badwater Road Death Valley Tal des Todes Artists Palette Nationalpark

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Die sogenannte Badwater Road im zweigt am Furnace Creek Inn südlich vom Highway 190 ab. Die Straße führt durch eine der einsamsten und ödesten Gegenden dieser Erde, und man hat schon nach kurzer Zeit den Eindruck, hinter der nächsten Biegung müsse doch endlich das Ziel kommen. Und wenig später denkt man, man wäre bestimmt schon vorbeigefahren und man solle besser umkehren, denn wenn hier eine Panne passieren würde... Doch Geduld, erst nach rund 26 Kilometern erreicht man jene berühmte Stelle, an der eine kleine ungenießbare Wasserquelle dem Ort seinen Namen gibt und der gemeinhin als der tiefste Punkt der westlichen Hemisphäre bekannt ist - welcher jedoch von dort rund 4 Meilen weiter irgendwo im Talgrund liegt (ich kann's mir nicht verkneifen, an dieser Stelle einen Reiseführer zu zitieren: "Vom Parkplatz aus sehen Sie hügelaufwärts das Schild, das den tiefsten Punkt markiert" - ja liegt denn der tiefste Punkt auf einem Hügel??? Gemeint war wohl das Schild, das den Meeresspiegel markiert, wie es der Spirallo Reiseführer korrekter bemerkt).

Entlang der Badwater Road gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten, an denen man jedoch schnell unbeachtet vorbeifahren kann, denn sie liegen allesamt etwas abseits der Straße und sind nur durch unscheinbare Nebensträßchen zu erreichen.

Golden Canyon, Death Valley, Kalifornien

Kurz hinter dem Eingang in den Golden Canyon (743kb).

Golden Canyon, Death Valley, Kalifornien

Von außen ist der Mini-Canyon nur durch die roten Felsen gut erkennbar.

Der erste jener empfehlenswerten Stopps ist der Golden Canyon. Fährt man zu diesem ausgeschilderten Ort landet man zunächst vor einigen grell-roten Felsen mit einem noch viel strahlenderen Toilettenhäuschen davor, das die Ansicht doch reichlich stört. Da fragt man sich, wieso Golden Canyon, wenn doch alles rot ist... Die Wortwahl erschließt sich nur demjenigen Besucher, der nun das Auto verlässt und ein paar kurze Schritte in den zwischen den Felsen beginnenden, engen Canyon wagt. Zu beiden Seiten ragen hohe und schroffe Wände empor, und nach einer dreiviertel Meile steht man in einem durch Regengüsse ausgewaschenen Senkloch. Da man aufgrund der hohen Temperaturen diesen Ausflug schlauerweise in den späten Nachmittag gelegt hat lässt nun die tiefstehende Sonne die beigen Sandsteinwände goldfarben erscheinen. Wer besonders wagemutig ist kann dem Pfad weitere 5 Meilen lang folgen und in einem sehr anstrengenden 3-stündigen Marsch erreichen, was aber nicht wirklich empfehlenswert ist.
Artists Palette, Death Valley, Kalifornien

Farbige Felsformationen am Artist's Drive  (670kb).

Artists Palette, Death Valley, Kalifornien

Artist's Palette (856kb).

Artists Palette, Death Valley, Kalifornien

Auch der hintere Teil des Drives bietet interessante Motive (764kb).

Fünf Meilen weiter südlich zweigt eine schmale Einbahnstraße von der Badwater Road nach Osten ab - der Artist's Drive. In einem halbkreisförmigen Bogen führt die etwa 15 Kilometer lange Einbahnstraße ein Stück weiter nördlich wieder auf die Badwater Road zurück. Wer hier vorbeifährt verpasst einiges! Artist's Palette bezeichnet eine kunterbunte Felslandschaft, die das Resultat ist aus dem hier noch vorhandenen Staub längst vergangener Vulkane, der in Verbindung mit dem in der Tiefe aufgeheizten Grundwasser das Gestein ausgelaugt und so die Färbungen hervorgerufen hat. Dabei hat Eisenerz die roten, rosa und gelben Farbtöne geprägt, Mangan die purpurnen und grünen Bereiche entstanden durch Kupfereinfluss. Doch zunächst muss man die Stelle finden. Die gesamte Landschaft am Artist's Drive wirkt bizarr, hier und da sieht man bunte Stellen und denkt: das muss es sein. Man macht Fotos, freut sich, fährt ein Stück weiter und gelangt wieder zu einer bunten Stelle. Da hilft es sehr, wenn man die Hinweisschilder beachtet. Trotzdem lohnt ein jeder Stopp, und wenn die Abendsonne alles in ein warmes Rot taucht sieht alles noch viel besser aus. Was beim Weiterfahren auf den highwayverwöhnten Fahrer wartet erinnert stark an eine Mischung aus Offroad-Rallye und einer Fahrt im Moon-Buggy. Eine holprige, meist unbefestigte und ziemlich enge Piste schlängelt sich zwischen den Hügeln hindurch, die einem fast den Eindruck vermitteln, der erste Mensch in dieser abgeschiedenen Ödnis zu sein. Immer wieder entdeckt man neue Fotomotive, doch man sollte auf der unübersichtlichen Straße die Haltepunkte sehr umsichtig planen und lieber aus dem Fenster knipsen.

Devils Golf Course, Death Valley, Kalifornien

Blick nach Süden im Death Valley, rechts Devils Golf Course (505kb).

Devils Golf Course, Death Valley, Kalifornien

Ausgetrocknete Erde am Devils Golf Course (634kb).

Auf der westlichen Seite der Badwater Road gleich gegenüber des Artist's Drive befindet sich Devils Golf Course. Der Name rührt daher, dass hier aus tieferen Gesteinsschichten durch Kapillarwirkung Salze an die Erdoberfläche transportiert werden und bei Regen zu einer Landschaft verbacken, die - viel Fantasie vorausgesetzt - an einen Golfplatz erinnert. Schaut man genauer hin, was wir von der Straße aus konnten, erkennt man deutlich die aufgebrochene und völlig ausgetrocknete Erdkrume; im Death Valley fallen im Schnitt eben nur 33 Millimeter Niederschlag pro Jahr.

Weitere vier Meilen weiter südlich gelangt man schließlich nach Badwater, dem berühmten zehn Meter breiten Wasserloch.

Badwater, Death Valley, Kalifornien

Der leider verbaute Blick auf Badwater  (493kb).

Wir unternahmen insgesamt zwei Fahrten auf der Badwater Road. Die erste führte uns zum Golden Canyon und durch den Artist's Drive. Eine Weiterfahrt nach Badwater ließ unser knapper Benzinpegel nicht zu, wodurch wir diese Fahrt auf den nächsten Morgen verlegten. Um es kurz zu machen, wir hätten es uns sparen können. Bereits am Vortag hatten wir rund 15 Minuten an einer Baustelle vor dem Golden Canyon warten müssen, doch wer hätte ahnen können, dass noch zwei weitere Baustellen folgen sollten, von denen die letzte einen Halt bei Badwater verhinderte. Nicht nur, dass man nicht halten durfte; nein, auch ein aufgeschütteter Erdwall sowie Baugeräte und Toilettenhäuschen verhinderten gar einen Blick auf das Ziel unseres Trips. Hier entstand, rechtzeitig vor Saisonbeginn, ein etwas größerer Parkplatz. Ziemlich enttäuscht drehten wir wieder um und quälten uns erneut durch die Baustellen, was aber diesmal sehr kurzweilig war.

Badwater Road, Death Valley, Kalifornien

Im Hintergrund der gerade anfahrende Gegenverkehr... bei so einer riskanten Passage wartet man gerne bei 42 Grad (305kb).

Badwater Road, Death Valley, Kalifornien

Gefährlich, gefährlich! Wie würden wir ohne Pilot Car bloß den Weg finden... (384kb)

[Ironie on] Erst mal entdeckte ich den wohl miesesten Job auf Gottes Erden: Mittelstreifenfähnchen-Aufkleben im Death Valley. Den ganzen Tag mit nacktem Oberkörper bei 45 Grad gebückt über den kühlen Asphalt gehen - so etwas Verantwortungsvolles vertrauen die Amerikaner als Zeichen guten Willens selbstverständlich ihren mexikanischen Brüdern an während sie selbst mit klimatisiertem Riesenhelm am Straßenrand stehen und wacker ein großes rotes Stoppschild hochhalten. Wer nun aber glaubt, dieser Job sei besser als Fähnchenkleben, der irrt. Denn trotzdem der Verkehr für satte 20 Minuten warten darf, obschon man in der Ferne den Gegenverkehr ebenfalls warten sieht und absolut kein Hindernis den Weg einengt oder gar versperrt, muss der arme Bauarbeiter das Schild die ganze Zeit hochhalten, damit jeder in der Warteschlange immer weiß, dass es noch nicht weitergeht obschon der Vordermann noch steht. Dann, nach 20 Minuten absoluter Regungslosigkeit, kommt der gut bezahlte Teil dieses Jobs: per Walkie-Talkie verständigt man sich mit dem Gegenüber, die Straße nun für die andere Richtung freizugeben. Ja, da braucht es Entscheidungsfreudigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Führungsqualitäten. Und als wäre es nichts dreht der gute Mann sein Schild herum, legt es dann zur Seite und geht ein Bierchen trinken.

Badwater Road, Death Valley, Kalifornien

Marienkäfer im Death Valley, wer hätte das erwartet (68kb).

In der Zwischenzeit konnte ich das Balzverhalten zweier Marienkäfer auf unserer Autoantenne eindrucksvoll beobachteten und nie gesehene Schnappschüsse machen. Die nächste Baustelle war da schon besser organisiert. Hier warteten wir zwar auch wieder 10 Minuten am Stoppschild, aber die Fahrt über den ach so gefährlichen Straßenabschnitt hatte man hier durch ein Pilot Car profihaft entschärft, damit auf der schnurgeraden und völlig hindernisfreien Straße auch niemand versehentlich verunfallt, falsch abbiegt oder eine Campingpause einlegt.

So hatte sich der Ausflug doch noch gelohnt und die Amerikaner eindrucksvoll bewiesen, dass sie auch an den unwirtlichsten Stellen immer für eine nette Showeinlage zu haben sind. [Ironie off]

(c) Stefan Kremer - Alle Rechte vorbehalten


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